Flugplan wird weiter gekürzt
Lufthansa und Swiss schicken tausende Mitarbeiter in Kurzarbeit

Nach der Swiss hat auch die Lufthansa ihren Flugplan wegen der Coronavirus-Krise bis auf eine Grundversorgung reduziert. Ab sofort seien noch fünf Prozent der Vorjahreskapazität im Angebot, erklärte ein Sprecher am Donnerstag.
Publiziert: 02.04.2020 um 15:31 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2020 um 17:28 Uhr
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Die Lufthansa streicht ihren Flugplan aufgrund des Coronavirus massiv zusammen.
Foto: AFP

So gibt es nur noch 18 Langstreckenverbindungen der Hauptmarke in der Woche zu den sechs Zielen Newark und Chicago in den USA, Montreal, Sao Paolo, Bangkok und Tokio. Auch die Flüge nach Südafrika seien aufgrund behördlicher Vorgaben bis 16. April gestrichen. Zudem gibt es noch 50 tägliche Verbindungen von Frankfurt und München aus zu wichtigen Städten in Deutschland und Europa.

45 Rückholflüge geplant

Ausserhalb des Flugplanes seien noch rund 45 Rückholflüge für Bürger aus Deutschland bis zum 3. Mai geplant. Seit Mitte März seien mehr als 300 Sonderflüge für Heimkehrer nach Deutschland, in die Schweiz, nach Österreich und Belgien absolviert worden.

Auch Swiss kürzt Flugplan

Die Tochter Swiss hatte vor zwei Wochen den Flugplan auf ein Miniprogramm zusammengestrichen. Von den 88 Flugzeugen sind nur noch 6 in der Luft. Der Rest steht am Boden. Neben ausgewählten europäischen Strecken hat die Swiss noch drei Langstreckenflüge pro Woche nach Newark/USA im Programm.

Anstelle der kurzfristigen Erstattung von Flugpreisen für die gestrichenen Verbindungen bietet die Lufthansa-Gruppe Gutscheine an für Umbuchungen auf Abflüge bis 30. April 2021.

Für 87'000 Mitarbeiter Kurzarbeit beantragt

Im gesamten Konzern weltweit habe die Lufthansa für 87'000 Mitarbeiter zwischen März und April Kurzarbeit beantragt oder werde dies noch tun, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch. Im vorigen Jahr lag die Zahl der Beschäftigten bei rund 138'000. Der Konzern bestätigte damit im Wesentlichen einen Bericht von «Business Insider».

Lufthansa hatte bereits am Montag angekündigt, mehr als 30 Gesellschaften im Konzern, deren Mitarbeiter deutsche Arbeitsverträge haben, hätten bereits Kurzarbeit beantragt oder stünden davor. «Auch in Österreich, der Schweiz und in Belgien ist für Airlines der Lufthansa Group Kurzarbeit vereinbart.»

Kurzarbeit für gesamte Swiss-Belegschaft

Die Swiss hat bis auf weiteres Kurzarbeit für die gesamte Belegschaft von über 9'500 Angestellten beantragt. «Wie und in welchem Umfang diese schlussendlich umgesetzt wird, hängt sehr von den einzelnen Bereichen und der weiteren Entwicklung der Situation ab», sagte ein Sprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Die Lage sei sehr unterschiedlich und dynamisch.

Für die Kernmarke Lufthansa hatte das Unternehmen jüngst Kurzarbeit für 27'000 Mitarbeiter gemeldet. Hier ist eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften für das Kabinen- und Bodenpersonal unter Dach und Fach. Mit den rund 5000 Piloten steht eine Einigung noch aus.

Streit um Kurzarbeitgeld für Billigtöchter

Wie mehrere Branchenvertreter sagten, gebe es noch einen Streit um die genauen Konditionen wie eine Aufstockung des offiziellen Kurzarbeitergeldes durch die Lufthansa. Es gehe darum, ob Piloten der Billigtöchter Eurowings/Germanwings ähnlich gute Konditionen bekämen wie Flugzeuglenker der Kernmarke Lufthansa, sagte ein Insider. Ein Konzernsprecher sagte, eine Lösung mit den Piloten sei auf dem Weg.

Lufthansa erwägt Antrag auf Staatshilfe

Während in europäischen Ländern die Krise mit Kurzarbeit abgefedert werden kann, gibt es dieses Modell in vielen anderen Staaten nicht. Die Lufthansa äusserte sich nicht dazu, wie sich dies auf die dortigen Beschäftigten auswirken dürfte. Etwa 700 der rund 760 Lufthansa-Maschinen sind derzeit am Boden. Deutschlands grösste Airline erwägt wegen der Coronavirus-Krise auch einen Antrag auf Staatshilfe. (SDA)

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Diese Spuren wird die Corona-Krise hinterlassen

Das Coronavirus trifft die ganze Welt, beeinflusst jeden Lebensbereich. Klar ist schon heute: Die Krise wird Folgen haben – einige gute, mehrheitlich aber negative.

Wirtschaft und Konsum

Das Coronavirus dürfte die Schweizer Wirtschaft grundlegend verändern. Schon jetzt befinden sich laut Angaben des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) 757 000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Kurzarbeit – rund 15 Prozent aller Erwerbstätigen! Neben einer Rezession werden zudem eine Arbeitslosigkeitsquote von 2,8 Prozent und ein Rückgang des BIP auf –1,3 Prozent erwartet.

Die Unsicherheiten haben grossen Einfluss auf das Verhalten der Bevölkerung: Teure Anschaffungen werden zurückgestellt, stattdessen Notreserven angespart. Was dazu führt, dass der Detailhandel noch lange an den Spätfolgen zu beissen haben wird. Hamsterkäufe hin oder her.

Die Konsumenten dürften sich daran gewöhnen, noch häufiger im Netz zu shoppen. So kündigte zum Beispiel Digitec Galaxus jüngst an, 200 weitere Logistik-Angestellte einzustellen.

Arbeitsalltag

Viele Unternehmen müssen sich aktuell mit digitalen Technologien auseinandersetzen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Mitarbeiter lernen nun, sich per Videokonferenz auszutauschen. Für die Arbeitgeber künftig ein Segen: Bei mehr Homeoffice fallen weniger Büromieten und Equipmentkosten an.

Arbeitnehmer vermissen daheim das Persönliche des Büroalltags, schätzen die flexibleren Arbeitszeiten und kämpfen mit der Hard- und Software: In Spitzenzeiten sorgt der erhöhte Datenverkehr derzeit für Überlastungen in der Mobilkommunikation. Besonders nervig ists in Randregionen, dort sind statt Glasfaser- oft noch Kupferkabel im Einsatz.

Gastronomie und Events

Das Virus hat das gesellschaftliche Leben zum Erliegen gebracht. Betreiber von geschlossenen Restaurants, Bars und Clubs triffts voll: Während die Einnahmen weggefallen sind, müssen Betriebskosten wie Mieten weiter gedeckt werden.

Es gibt höchstens Kredite für zehn Prozent des Jahresumsatzes, was laut Gastrosuisse für viele Beizen nur ein Tropfen auf den heissen Stein sein dürfte. Dazu kommt: Viele Wirte sind Einzelunternehmer und erhalten nur 3320 Franken pro Monat.

Der Branche drohen Schliessungen, Konkurse und Entlassungen. Düster sieht es auch bei Konzert- und Sportveranstaltern aus, wo sich die Absagen häufen. Die Haftungsfragen sind noch ungeklärt.

Gesundheit

Die Krise bringt Stärken und Schwächen zum Vorschein, insbesondere beim Umgang mit der Epidemie, wo Krankheitsmeldungen teilweise noch per Fax erfolgen.

Das Virus wird grossen Einfluss auf laufende Debatten zu geplanten Spitalschliessungen und Kostenstrukturen im Gesundheitssystem haben. Auch die Bezahlung von Pflegekräften (für viele zu tief) dürfte auf den Prüfstand kommen.

Eine wichtige Rolle wird auch ein allfälliger Impfstoff gegen das Coronavirus spielen. Bereits befürchten Skeptiker das Szenario einer Zwangsimpfung für alle.

Reisen

In der Flugbranche tobt ein enormer Verdrängungskampf. Die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA geht davon aus, dass die Einnahmen aus dem Passagierverkehr um 252 Milliarden Dollar oder um 44 Prozent unter den Wert von 2019 fallen könnten, falls die Reisebeschränkungen drei Monate anhielten.

Viele Airlines werden ohne Staatshilfen nicht mehr abheben können. Die Swiss hat zurzeit 90 ihrer 96 Flugzeuge gegroundet. Ob die Reisebegeisterung in alte Höhen schiesst? Eher nicht: Weil viele ihre Ferien absagen mussten, werden sie bei Buchungen in Zukunft Vorsicht walten lassen.

Sozialer Umgang

In Zeiten von Social Distancing verbessert sich vielerorts der lokale Zusammenhalt. Bereiche wie Nachbarschaftshilfe blühen auf. Die Hilfsbereitschaft wird nach der Krise anhalten. Persönliche Kontakte werden wichtiger sein denn je. Zusammenkünfte unter Freunden oder in der Familie erhalten in Zukunft wohl mehr Wertschätzung.

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