Das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung in die Altersvorsorge ist nicht gerade gross. Das zeigt der Vorsorgebarometer von Raiffeisen. Ein Fünftel der Befragten hat nur tiefes Vertrauen gegenüber der AHV – trotz Reform, die 2024 in Kraft tritt. Die grosse Mehrheit hat ein mittleres Vertrauen in die Vorsorge allgemein. Nur bei der dritten Säule sieht es etwas besser aus.
Besonders pessimistisch sind die Jüngsten im Alter zwischen 18 und 30 Jahre. Unter ihnen vertraut ein Viertel der ersten Säule gar nicht, bei der beruflichen Vorsorge sieht es nur leicht besser aus. Aber woran liegt das?
Abstriche in der Pension
Nach der Pensionierung müssen sich fast drei Viertel mit weniger Einkommen zufriedengeben. Das zeigt sich bei einer zweiten Umfrage, bei der nur über 65-Jährige befragt wurden. Mit 36,5 Prozent haben die meisten Personen angegeben, dass sie in der Rente noch zwischen 70 und 90 Prozent ihres Einkommens zur Verfügung haben. Bei über einem Viertel ist es noch weniger. Ein Fünftel der Befragten hat diese Frage nicht beantwortet.
Ein Problem: Über die Hälfte der Befragten kann sich nicht vorstellen, aus dem Wohneigentum auszuziehen – auch wenn dieses zu gross wird.
Weniger Wissen
Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich: Das Wissen der Befragten zur Altersvorsorge hat leicht abgenommen. Gerade mal 38,7 Prozent bezeichnen ihr Wissen als durchschnittlich. 2022 waren es noch 41,2 Prozent. Während sich 2,3 Prozent als Experten sehen, kennen sich dagegen 8,9 Prozent gar nicht mit der Vorsorge aus.
Mehr zur Altersvorsorge
Wann in Rente?
Die Unsicherheit, wann man in Pension geht, ist grösser geworden. Fast ein Fünftel der Personen weiss nicht, wann sie sich pensionieren möchten – oder können. Insgesamt 8,5 Prozent der Befragten können sich dagegen vorstellen, mehr als fünf Jahre vor dem Pensionsalter in Rente zu gehen – Männer deutlich häufiger als Frauen. Das sind mehr als im Vorjahr, denn durch die AHV-Reform wird die Frühpensionierung erleichtert. Insgesamt 40 Prozent wollen im ordentlichen Pensionsalter mit der Arbeit aufhören.
Ältere appellieren an Eigenverantwortung
Obwohl das Vertrauen tief ist, setzen die meisten bei der Altersvorsorge auf Eigenverantwortung. Drei Viertel der Befragten finden, jede Person soll die Verantwortung für sich selbst übernehmen. Auch hier zeigt sich bei den Jungen ein Unterschied: Über ein Drittel der 18- bis 30-Jährigen findet, der Staat soll die Verantwortung für die Folgen ungenügender Altersvorsorge tragen. Insgesamt teilt nur ein Fünftel aller Befragten diese Ansicht.
Kleinere Hürde für PK
Um in eine Pensionskasse aufgenommen zu werden, muss eine Person mindestens 22'050 Franken pro Jahr verdienen. Zwei Drittel der Befragten sind dafür, dass diese Eintrittsschwelle für die zweite Säule tiefer angesetzt wird. Es gibt auch bereits ein Reformpaket dazu, dass 2024 zur Abstimmung kommen soll. Die Frage bleibt, ob diese Massnahme das Vertrauen in die Altersvorsorge steigern könnte.
Für das Vorsorgebarometer hat Raiffeisen 1052 Personen zwischen 18 und 65 Jahren befragt. Seit 2018 erhebt die Bankengruppe die repräsentative Umfrage jährlich in Zusammenarbeit mit der ZHAW School of Management and Law.