Wegen Corona erleben die eigenen vier Wände einen Boom. Wohnen steht bei vielen Menschen zuoberst auf der Prioritätenliste. Das in der Pandemie für Ferien, Restaurantbesuche oder durchzechte Nächte eingesparte Geld soll nun in Möbel und andere Einrichtungsgegenstände fliessen.
Eigentlich ein Grund zur Freude für grosse Einrichtungshäuser wie Ikea, denn die Nachfrage ist enorm. Doch der Nachholeffekt wird vom pandemiebedingten mangelnden Warennachschub aus Asien überlagert. Das sorgt für Probleme, unter anderem in Dänemark.
«Die globalen Lieferketten stehen unter enormen Druck», erklärt Peter Langskov, Logistikchef für Ikea Dänemark gegenüber Euronews. «Die Produkte müssen transportiert werden, und die Nachfrage ist gross. Das spüren wir natürlich auch.»
Wunschlisten bleiben unerfüllt
Was für Dänemark gilt, ist auch hierzulande zu beobachten: «Ikea Schweiz ist von den Herausforderungen der globalen Lieferkette betroffen – wie alle anderen Unternehmen weltweit», heisst es auf Anfrage von Blick. Konkret: Auch in der Schweiz fehlen Produkte, Ikea kann längst nicht alles liefern.
Die Lieferengpässe führen zumindest in Dänemark zu Enttäuschungen bei Konsumentinnen und Konsumenten: «Viele Sachen, die ich kaufen wollte, waren nicht im Laden», so die Ikea-Kundin Stine Krath. «Wir kamen mit einer langen Liste mit Weihnachtswünschen für meine Schwester an», erzählt die Ikea-Kundin Signe Lindenhann Møller. «Aber wir haben von zwölf Artikeln nur drei bekommen.»
Das könnte Ikea-Kunden in der Schweiz auch passieren. Denn immerhin knapp ein Drittel aller Ikea-Produkte, die in der Schweiz verkauft werden, stammen nicht aus Europa. Das heisst, diese Produkte sind also von den Kapazitätsengpässen auf den Weltmeeren betroffen – es fehlen Schiffe und Container.
Kleineres Sortiment
Um den Frust bei den Kunden nicht allzu gross werden zu lassen, setzt auf Ikea in der Schweiz auf straffe Bewirtschaftung des Sortiments. «Wir haben uns bewusst dafür entschieden, Produkte aus dem Sortiment zu nehmen, statt die Kunden wochen- oder monatelang auf sie warten zu lassen», sagt eine Sprecherin von Ikea Schweiz. «Wir wollen sicherstellen, dass die Kunden alles, was sie sehen, auch kaufen können.»
Die Kunden müssten sich zudem darauf einstellen, dass nicht alle Variationen eines Möbels erhältlich sind, also etwa bestimmte Farben oder Ausführungen fehlen können. Um das Frustpotenzial weiter zu schmälern, setzt Ikea in der Schweiz verstärkt auf die Beschaffung besonders beliebter Artikel. Das nennt sich in Fachsprache «Sortimentspriorisierung».
Bedrohtes Weihnachtsgeschäft
Zudem bemüht sich Ikea um den Kauf eigener Container und das Chartern zusätzlicher Schiffe, um doch noch genügend Nachschub aus den Produktionsstätten in Asien nach Europa zu bringen.
Denn bald schon beginnt das Weihnachtsgeschäft. Und vielerorts macht sich die Sorge breit, dass das Angebot dürftiger ausfallen könnte als in den Vorjahren. «Im Moment ist eine exakte Prognose für das Weihnachtsgeschäft schwierig, die Ausgangslage ändert sich von Tag zu Tag», heisst es dazu bei Ikea Schweiz.