Das Steuerungsmodul brannte im Februar durch. Seitdem macht der ferngesteuerte Jeep keinen Mucks mehr. Denn der Modellbauladen sitzt bei vielen Ersatzteilen auf dem Trockenen. Die Lager sind leer, Nachschub fehlt. Die Lieferzeiten für die Produkte «made in China» sind lang. «Ihr Ersatzteil ist erst Ende Juni wieder lieferbar», hiess es damals. Bis heute ist das Steuerungsmodul nicht eingetroffen. Kaufen Sie Ihrem Sohn besser ein neues Fahrzeug, rät der Modellbauer.
Kein Einzelfall: Nicht nur die Spielzeugbranche berichtet von Lieferstaus und monatelangen Wartezeiten. Das Online-Kaufhaus Digitec/Galaxus: «Alle Produkte, in denen ein Chip steckt, sind potenziell von Lieferengpässen betroffen – von der Smartwatch bis zur intelligenten Küchenwaage. Bei uns sind es vor allem Grafikkarten, Prozessoren sowie Speichermedien wie SDD-Festplatten, bei denen es bereits seit einem halben Jahr Lieferengpässe gibt.» Niemand könne abschätzen, wie lange die Lieferverzögerungen noch anhalten. «Im Moment jedenfalls ist noch keine Entspannung der Lage in Sicht», sagt ein Digitec/Galaxus-Sprecher.
Discounter Aldi hat einen Fahnenengpass
Selbst der Discounter Aldi Suisse bestätigt Lieferverzögerungen bei den Non-Food-Produkten. «Weil sie zum geplanten Verkaufsstart nicht in den Filialen angeboten werden, werden sie derzeit auf unserer Website mit dem Vermerk ‹Lieferverzögerung› versehen», heisst es. Aktuell sei davon beispielsweise das Schweizer-Fahnen-Sortiment betroffen. Ob sie noch rechtzeitig zum Nationalfeiertag am 1. August eintreffen?
Der Coop-Onlineshop Microspot berichtet von punktuellen Engpässen. «Aufgrund der aktuellen Situation könnte es bei saisonalen Sommerartikeln wie Pools, Zelten oder Schlafsäcken zu Verspätungen kommen», sagt eine Sprecherin. «Wir beobachten die Situation nah und sind mit unseren Lieferanten im Gespräch, um Lösungen zu finden.»
Auch die Warenhauskette Manor kann ein Lied vom Megastau im chinesischen Hafen Yantian singen. «Produkte, die eine Batterie oder ein Gefahrgut beinhalten, werden von den chinesischen Behörden genauer untersucht. Durch den grossen Rückstau sind diese Geräte sehr stark betroffen und werden zusätzlich auch noch später verladen», heisst es bei der Lieferkettenverantwortlichen von Manor.
Manor hat Ever-Given-Ware ausstehend
Das Ausmass des Container-Chaos sei aber gering dank rechtzeitiger Umroutung der Ware auf kleinere chinesische Häfen und Luftfracht für eilige Ware. Manor zittert um Ware, die für den Start der Wintersaison geplant ist. «Hauptsächlich Bekleidung», so eine Sprecherin. Das alles sei für das Unternehmen und den Zoll «ein extremer Kraftakt».
Immerhin nimmt die Ever Given nach wochenlangem Lockdown nun wieder Fahrt auf. «Damit wird diese Ware mit einer immensen Verzögerung freigegeben. Das betrifft auch Manor», so die Warenhauskette weiter. Details zur Ever-Given-Ware nennt Manor nicht.