Leistungsdruck, Überstunden und Zmittag beim Zustellen
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Päckli-Pöstler packen aus:Leistungsdruck, Überstunden und Zmittag beim Zustellen

Leistungsdruck, Überstunden und Zmittag beim Zustellen
Päckli-Pöstler packen aus

Schweizer Päckli-Pöstlern stehen die stressigsten Wochen des Jahres bevor. Black Friday, Cyber Monday und dann auch noch das ganze Weihnachtsgeschäft! Das geht an die Substanz. Erst recht in Zeiten von Corona. BLICK hat sich bei Zustellern in Frauenfeld umgehört.
Publiziert: 25.11.2020 um 01:10 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2020 um 13:43 Uhr
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Raphael Hengartner (29) arbeitet seit drei Jahren in Frauenfeld als Paketbote.
Foto: Siggi Bucher
Patrik Berger

Ohne sie geht in den nächsten Tagen nichts, die Hunderten von Päcklipöstlern. Black Friday, Cyber Monday und das ganz grosse Weihnachtsgeschäft halten die Wirtschaft am Laufen – erst recht in Zeiten von Corona, wo viele aus Angst vor Ansteckungen nur noch online bestellen. Dafür braucht es die Zusteller der Post. Ohne sie läuft gar nichts, das ist klar.

BLICK trifft zwei Dutzend Postmitarbeitende in Frauenfeld TG vor einem der drei grossen Paketzentren der Schweiz. Hier brennt es bei der Post derzeit am meisten. Schnell wird trotz der kalten Temperaturen klar: Die Stimmung unter den Paketpöstlern ist aufgeheizt. Sie sind unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen, kämpfen gegen die Paketflut und fühlen sich dabei von der Post-Leitung zu wenig wertgeschätzt. 121 von 180 Angestellten in Frauenfeld haben einen Forderungskatalog unterzeichnet und gestern der Geschäftsleitung übergeben. Mutig, in Zeiten von Corona. Auch, wenn man bei einem Staatsbetrieb angestellt ist.

Nach Weihnachten kommen jeweils die Kündigungen

Einer von ihnen ist Raphael Hengartner (29). Seit drei Jahren arbeitet er in Frauenfeld als Paketbote. «Viel länger als ich hält das hier keiner aus», sagt er zu BLICK. «Immer nach Weihnachten reichen viele die Kündigung ein, weil sie dem Druck einfach nicht gewachsen sind. Sie haben die Schnauze voll», sagt er.

Was er mit Druck meint, wird schnell klar, wenn man sich die Vorgaben des gelben Riesen anschaut: Päcklizusteller müssen im Schnitt alle 85 Sekunden eine Sendung abliefern. Egal, ob die Stadt verstopft ist oder sie keinen Parkplatz finden.

Vor den Feiertagen würden sich die Überstunden summieren. «Irgendwann kann man einfach nicht mehr», sagt Hengartner. «Das Sandwich am Steuer wird zum besten Freund. In der Pause sortieren viele lieber Päckli, als ein Nickerchen zu machen. Damit sie abends doch noch zeitig nach Hause kommen», weiss er. Traumjob? Tönt irgendwie anders.

Post-Chef Roberto Cirillo (49) gibt denn auch zu, dass es mehr Personal braucht. «Momentan finden wir einfach nicht genügend Leute für eine Festeinstellung», sagt er zu BLICK. Derweil warnt die Post Haushalte auf ihrer Webseite: Aufgrund des hohen Sendungsvolumens könne sie «die regulären Beförderungszeiten nicht immer einhalten».

«Der Job ist ungesund»

Emre Kiric (26) beginnt seine Schicht im Thurgau um 6.15 Uhr. Erst belädt er seinen Lieferwagen. Dann geht es sofort los. «Ich muss Express-Sendungen im Raum Winterthur ausliefern. Bis spätestens um 9 Uhr müssen sie beim Empfänger sein.» Bei dichtem Verkehr auf der Autobahn und Stau in Winterthur sei das oft schlicht nicht möglich. «Das gibt zuerst eine Meldung. Und nach mehreren Fällen eine Aktennotiz», sagt er. Unzufriedene Kunden würden sich beklagen. Dabei sei das gar nicht sein Fehler.

«Der Job ist ungesund», sagt Kiric zu BLICK. Bereits mit jungen Jahren spürt er die körperlichen Folgen des harten Jobs. Im Januar 2019 hat er mit der Arbeit begonnen. Vor drei Wochen hatte es beim Umladen von schweren Paketen im Lieferwagen in seinem Rücken gekracht. «Zwei Wochen habe ich mich trotz der Schmerzen noch durchgebissen. Ich wollte meine Jungs nicht im Stich lassen», sagt er. Nun ist er bis Januar krankgeschrieben.

«Hat Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit»

Azra Ganic (33), Regionalsekretärin der Gewerkschaft Syndicom, kämpft gegen die fehlenden Ressourcen. «Die seit Jahren steigende Paketmenge und der Zeitdruck führen die Paketboten zunehmend an ihre Leistungsgrenzen», sagt sie zu BLICK. Das wirke sich merklich auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz und auf die Gesundheit der Angestellten aus.

«Der Mensch und die Qualität müssen vor dem Profit stehen», sagt sie. Und: «Wenn das Zustellpersonal unter Druck gesetzt wird, hat das auch Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit.»

Kommen die Weihnachtspakete pünktlich?

Der Päcklirekord vom Vorjahr wird 2020 pulverisiert. Um einen Logistik-Kollaps zu vermeiden und damit die Weihnachtsgeschenke rechtzeitig in die Haushalte kommen, investieren die Post und ihre Rivalen wie DPD, UPS oder DHL derzeit in zusätzliche Fahrzeuge und engagieren fleissig Temporärkräfte. Die Corona-Krise erschwert die Arbeitsbedingungen zusätzlich. In den Paketzentren herrscht Maskenpflicht. Auch die Paketboten müssen Mundschutz tragen. Gleichzeitig steigt die Paketflut. Schon während der ersten Welle im Frühling haben sich so viele Menschen in Onlineshops mit Kleidung oder Elektroartikeln eingedeckt wie noch nie. In den kommenden Wochen sind die Logistiker noch mehr gefordert. Bis zum Ende des Jahres rechnet die Post mit 5,5 Millionen Paketen – pro Woche. Erkannt ist: Die Sortierlogistik ist das entscheidende Nadelöhr. Laut Post ist man besser als im Frühjahr auf die Paketflut vorbereitet. Patrik Berger

Der Päcklirekord vom Vorjahr wird 2020 pulverisiert. Um einen Logistik-Kollaps zu vermeiden und damit die Weihnachtsgeschenke rechtzeitig in die Haushalte kommen, investieren die Post und ihre Rivalen wie DPD, UPS oder DHL derzeit in zusätzliche Fahrzeuge und engagieren fleissig Temporärkräfte. Die Corona-Krise erschwert die Arbeitsbedingungen zusätzlich. In den Paketzentren herrscht Maskenpflicht. Auch die Paketboten müssen Mundschutz tragen. Gleichzeitig steigt die Paketflut. Schon während der ersten Welle im Frühling haben sich so viele Menschen in Onlineshops mit Kleidung oder Elektroartikeln eingedeckt wie noch nie. In den kommenden Wochen sind die Logistiker noch mehr gefordert. Bis zum Ende des Jahres rechnet die Post mit 5,5 Millionen Paketen – pro Woche. Erkannt ist: Die Sortierlogistik ist das entscheidende Nadelöhr. Laut Post ist man besser als im Frühjahr auf die Paketflut vorbereitet. Patrik Berger

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