Mit der Credit Suisse steigt die Post wohl nicht ins Bett. Dabei hatte Post-Finanzchef Alex Glanzmann (50) gerade die Grossbank als eine mögliche Partnerin genannt, die in einige der rund 800 Poststellen einziehen könnte. Die defizitären Poststellen sollen die Türen für Dritte öffnen, zu eigentlichen Dienstleistungszentren werden, damit die Flächen besser ausgenützt werden.
Doch die CS hat einerseits den Abbau von Filialen verkündet und andererseits kürzlich ihr neues Konzept vorgestellt. Dieses setzt auf urbane, bargeld- und papierlose Beratungsräume, die aussehen wie Hype-Cafés. Nicht unbedingt das, was Poststellen bieten können. Macht nichts, denn die Post hat bereits andere Interessenten, wie BLICK-Recherchen zeigen.
Private auf Expansionskurs
Dabei handelt es sich ausgerechnet um die direkte Konkurrenz, der die Post über Jahre die Nutzung ihrer Infrastruktur verweigerte. Privatpostunternehmen wie Quickmail, DHL oder DPD haben 16 Jahre nach dem Ende des Paketmonopols und dem vor 11 Jahren gefallenen Monopol für Briefe über 50 Gramm einen Marktanteil von 20 Prozent erreicht.
Die private Konkurrenz hatte zwar nie den Anspruch auf ein flächendeckendes Filialnetz, aber auf Abhol- und Aufgabemöglichkeiten ist sie dennoch angewiesen. Die Tochter der französischen Post DPD etwa nimmt Pakete in Apotheken, Papeterien oder Tankstellen entgegen. Laut DPD-Schweiz-Sprecher Marco Kaiser arbeitet die DPD bei Poststellen bereits seit einem Jahr mit der Liechtensteinischen Post zusammen.
«Einer Zusammenarbeit mit der Schweizer Post ist DPD grundsätzlich nicht abgeneigt», sagt Kaiser auf Anfrage. Die Rahmenbedingungen müssen jedoch stimmen.
Quickmail verhandelt mit der Post
Der grösste private Schweizer Briefdienstleister Quickmail AG steht bereits in Verhandlungen mit der Post, wie Quickmail-Chef Bernard Germanier (45) auf Anfrage sagt. «Quickmail ist interessiert, Pakete, welche dem Empfänger nicht übergeben werden konnten, in den Poststellen und Paketanlagen zur Abholung zu deponieren», erklärt er.
Quickmail nutzt bereits Abholstellen im Detailhandel. Der Empfänger soll laut Germanier künftig wählen können. «Letztlich hängt es aber natürlich auch vom Preis ab, ob wir daran interessiert sind», betont er.
Aber will die Post auch wirklich ihre Konkurrenten in den Poststellen aufnehmen? «Wir wollen das Öffnen fair gestalten und sind auch offen für die Konkurrenz», antwortet Post-Finanzchef Glanzmann. Verträge habe die Post noch keine abgeschlossen.
Private wollen weitere Postmarktöffnung
Der Verband der privaten Postdienstleister KEP+Mail fordert schon lange eine komplette Marktöffnung und den Zugang zu Teilleistungen wie die Auslieferung über Postfächer und Poststellen.
Die Wettbewerbsvorteile der Post durch die gewachsenen Infrastrukturen wie die Hoheit über die Postfachanlagen sind dem Verband ein Dorn im Auge. Die Not des gelben Riesen könnte die Marktöffnung beschleunigen, weil er jetzt gezwungen ist, die Türen für die Konkurrenten zu öffnen.