Jetzt also doch: Der neue Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein (56) plant massive Einsparungen. Er baut die Grossbank um und will ab 2022 Kosteneinsparungen von rund 400 Millionen Franken im Jahr. «Von insgesamt 120 CS-Filialen in der Schweiz werden 20 gestrichen», sagt Gottstein heute an einer Telefonkonferenz auf Frage von BLICK. Im Zuge der weiteren Digitalisierung würden aber auch «neue Formen von Filialen».
Wieviele Jobs wegfallen, wollte der CS-Chef nicht ausführen. Aber er betont, unter dem Strich bleibe die Stellenzahl stabil. Die Schweizer Universalbank ist ein Schwerpunkt bei der anstehenden Sparübung. Die Einsparungen sollen in das künftige Geschäft reinvestiert werden.
Thiams Umbau wird rückgängig gemacht
Weitere Kostenreduktionen entstehen bei der Zusammenlegung der Investmentbank, die Gottsteins Vorgänger Tidjane Thiam (57) aufgespalten hatte. Zudem sollen die beiden Bereiche Risk und Compliance zusammengeführt werden. Bei letzterem geht es vor allem darum, zu überprüfen, ob in der Bank Gesetze und interne Richtlinien eingehalten werden. Im Nachgang zur Finanzkrise 2008 hat die Grossbank hier massiv ausgebaut.
«Ich bin überzeugt, dass wir mit den heute vorgestellten Massnahmen die richtigen Schritte ergriffen haben, um unser integriertes Geschäftsmodell mit dem Ziel, ein führender Vermögensverwalter mit ausgeprägten weltweiten Kompetenzen im Investment Banking zu sein, weiter zu stärken», führt Gottstein aus. Darüber hinaus sollen die Initiativen zur Widerstandsfähigkeit in unsicheren Märkten beitragen und weiteres Aufwärtspotenzial in einem günstigeren Wirtschaftsumfeld ermöglichen.
Rund 48'500 Angestellte zittern
Die Restrukturierung kostet rund 300 bis 400 Millionen Franken, und soll innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden. Bereits im Mai hatte Gottstein klar gemacht, dass die Bank mittelfristig allein wegen der Zunahme des Online-Banking weniger Personal braucht. Derzeit beschäftigt die Bank rund 48'500 Angestellte.
Das Quartalsresultat lässt sich sehen: Für das zweite Quartal meldet das Finanzinstitut einen Reingewinn von 1,2 Milliarden Franken, 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Am meisten Ertrag erzielte die Schweizer Universalbank mit 687 Millionen Franken – ein Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. In den Vermögensverwaltungseinheiten flossen der CS im zweiten Quartal Nettoneugelder in Höhe von 9,8 Milliarden Franken zu.
Unsichere Aussichten
Mit Blick in die Zukunft hiess es von der Bank, es sei nach wie vor schwierig, das Ausmass der durch die Covid-19-Krise bedingten nachteiligen wirtschaftlichen Auswirkungen und den Verlauf der Erholung zu beurteilen. Die CS sei aber hinsichtlich weiterer potenzieller Risiken und erhöhter geopolitischer Unsicherheiten gut aufgestellt und in der Lage, in dieser herausfordernden Zeit eine widerstandsfähige finanzielle Leistung und eine solide Kapitalbasis zu wahren.
Trotz Coronakrise fielen bei der Credit Suisse im zweiten Quartal die Rückstellungen für Kreditrisiken in Höhe von nur 296 Millionen an. Im ersten Quartal waren es 568 Millionen Franken, plus Wertberichtigungen in der Höhe von 444 Millionen.
Bei Konkurrentin UBS sank der Nettogewinn nach Wertberichtigungen wegen Kreditrisiken gegenüber dem Vorjahresquartal um 11 Prozent auf 1,2 Milliarden US-Dollar. Das Resultat, das letzte Woche veröffentlicht wurde, fiel besser aus als erwartet.
Beim Aktienkurs hat die UBS die Nase vorne. Seit Jahresbeginn gaben die UBS-Titel knapp 8 Prozent nach, bei der Credit Suisse sind es über 20 Prozent
Für die Investoren hatte Credit-Suisse Präsident Urs Rohner (61), der bis 2021 im Amt bleibt, heute eine gute Botschaft: «Angesichts des starken Ergebnisses für das erste Halbjahr 2020 plant der Verwaltungsrat, die zweite Hälfte des vollen Dividendenbetrags von CHF 0.2776 brutto je Aktie gemäss ursprünglichem Antrag an die Aktionäre für das Geschäftsjahr 2019 auszuschütten.»
Gottstein will mehr Öko werden
Auf die grosse Dauerkritik an den CO2-fördernden Investitionen der Grossbank, gelobt Gottstein Besserung. Künftig werde nicht mehr in Firmen investiert, die mehr als 25 Prozent des Umsatzes mit Kohle verdienten. Auch kein CS-Geld mehr würden Gas- und Ölförderer in der Arktis erhalten.