Das ist starker Tobak für treue Kundinnen und Kunden, die sich ein kleineres Vermögen angespart haben. Laut Informationen der «Finanz und Wirtschaft» (FuW-Ausgabe Samstag, Bezahl-Abo) will Postfinance ab nächstem Jahr schon auf Guthaben ab 100'000 Franken Negativzinsen erheben.
Es werde nicht nur in Kauf genommen, sondern es sei auch erwünscht, dass Kunden ihr Geld abziehen würden, heisst es in dem Bericht weiter. Die Rede ist von Kundengeldern im Umfang von 30 Milliarden Franken, die abfliessen sollen.
Schluss mit der Systemrelevanz
Ziel: Das Finanzinstitut der Post erhofft sich gemäss der Zeitung davon, dass es nach diesem Schrumpfkurs nicht mehr als systemrelevant angesehen werde – und das Eigenkapital in einem geringeren Ausmass aufbauen muss.
Systemrelevanz definiert die Schweizerische Nationalbank SNB über die Position im Zahlungsverkehr, Marktanteil, Grösse, Risikoprofil und Vernetzung.
Der Bundesrat will, dass die Postfinance selbst Kredite und Hypotheken vergeben kann. Heute darf die Post-Tochter dies nur mit Partnern. Dazu soll die Finanztochter der Post teilprivatisiert werden. Der Bund soll die Mehrheit der Aktien behalten. Eine entsprechende Gesetzesänderung ist in der Vernehmlassung. Diese dauert bis zum 25. September 2020.
Laut dem Zeitungsbericht gibt es schon interne Turnaround-Pläne, sofern die Revision des Postorganisationsgesetzes scheitere. Dazu gehört offenbar ein deutlicher Personalabbau und den stärkeren Fokus auf digitale Bankgeschäfte und -dienstleistungen.
Postfinance schweigt
Bei der Postfinance gibt man sich verschlossen. Die Pressestelle verweist auf die Grenze von 250'000 Franken, was Strafzinsen anbelangt. «Unsere Privatkundinnen und -kunden bezahlen ab diesem Betrag Guthabengebühren», so ein Sprecher. «Sollte sich daran etwas ändern, würden wir die betroffenen Kunden schriftlich darüber informieren.»
Zum Bericht von «FuW» und den drohenden Strafzinsen ab 100'000 Franken wollte sich der Postfinance-Sprecher nicht äussern. Ein Dementi sieht anders aus.