Längere Routen – Kosten steigen
So zerschlägt die Krise im Roten Meer die Lieferketten

Die Eskalation des Konflikts im Roten Meer verändert die Schifffahrts-Handelsrouten. Bislang sind die wirtschaftlichen Auswirkungen überschaubar. Aber die Sorge vor einem längeren Konflikt mit grösseren Auswirkungen wächst.
Publiziert: 12.01.2024 um 17:33 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2024 um 18:36 Uhr
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Aktuell passieren MSC-Schiffe den Suezkanal (wie hier auf dem Archivbild) nicht mehr.
Foto: imago/Panthermedia
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die USA und Grossbritannien haben in den letzten Stunden Angriffe auf Stellungen der jemenitischen Huthi-Rebellen lanciert. Am Dienstag fand der bislang grösste Angriff der Huthi auf westliche Handelsschiffe im Roten Meer statt. Allein zwischen dem 9. November und dem 9. Januar hatten die Huthi dort 26 Angriffe durchgeführt.

Damit droht der Konflikt im Roten Meer zu eskalieren. Mit massiven Folgen für die Handelsschifffahrt. Die wichtigsten Containerschiff-Reedereien – Maersk, MSC und Hapag-Lloyd – meiden bereits seit dem 16. Dezember das Rote Meer und den Suezkanal und fahren zwischen Asien und Europa die deutlich längere Seeroute rund um den afrikanischen Kontinent.

Dies wird sich auf absehbare Zeit kaum ändern.

Riesige Probleme für die Reedereien

Insgesamt sind laut Daten von Sea Explorer die Routen von rund 400 Schiffen umgeleitet. Pro Wegstrecke entspricht dies für die Güter einer Lieferverzögerung um 7 bis 18 Tage – bei Schiffen, die erst im oder kurz vor dem Roten Meer umgeleitet werden, möglicherweise noch mehr.

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Hapag-Lloyd beispielsweise vermeldet, dass 183 Schiffe betroffen sind. Die Folge für die Reederei seien Zusatzkosten pro Monat in hoher zweistelliger Millionenhöhe.

Aus den Daten des Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) geht überdies hervor, dass sich die Durchschnittspreise pro Standardcontainer seit Ende November praktisch verdoppelt haben. Sprich: Die Güterbeförderung wird klar teurer – mit verzögerter Auswirkung auf die Preise der Produkte im Laden.

Dominique Nadelhofer, Sprecher des Schweizer Logistikkonzerns Kühne & Nagel, spricht von einem «fragiler gewordenen System»: Reedereien binden rund 20 Prozent zusätzliche Kapazität durch die längere Route, «was dank diverser neuer Schiffe in den Reederei-Flotten etwas abgefedert wird». Die aktuellen Lieferverzögerungen hätten erst einen geringen Effekt gehabt, aber die Situation ändere sich derzeit schnell. 

Ölpreis steigt wieder, nervöse Wirtschaft

Elektroauto-Hersteller Tesla muss bereits die Produktion in Grünheide bei Berlin wegen der Angriffe im Roten Meer für rund zwei Wochen weitgehend stoppen. Da sich die Transportwege verschieben, sei eine Lücke in den Lieferketten entstanden, teilt Tesla mit.

Inzwischen geht auch die Angst um, dass die östlich des Roten Meers gelegene Strasse von Hormus zum neuen Konfliktpunkt wird. Durch diese Meerenge zwischen Persischem Golf und dem Golf von Oman wird ein Fünftel der globalen Ölproduktion befördert. Wird diese vom angrenzenden Iran blockiert, würden die Ölpreise schlagartig steigen.

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Die De-facto-Blockade des Roten Meers sorgt also zunehmend für Sorgenfalten. Im Schweizer Detailhandel dürfte es aber nicht so schnell zu grösseren Engpässen kommen. Unternehmen haben ihre Lieferketten breit aufgestellt, teilen Migros und Coop mit.

Auch Kreuzfahrten sind betroffen

Die Angriffe haben nicht nur Konsequenzen für Handelsschiffe und Handelsgüter. Auch Kreuzfahrtgesellschaften behalten das Rote Meer im Auge.

Beispielsweise ist MSC Cruises betroffen und hat den ersten Teil der Weltreise 2024 geändert. Sprecher Dominik Gebhardt: «Wir konnten die gleiche Anzahl von Reisezielen sowie die ursprünglichen Höhepunkte der Route beibehalten, aber das Schiff wird nun Afrika umrunden, anstatt den Suezkanal und das Rote Meer zu durchqueren.»


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