Bescheiden und ruhig war er. Samuel Spreng (†79). Er suchte das Rampenlicht nicht. Und war trotzdem mittendrin. Spreng war der Enkel von Jakob Spreng, dem Gründer der Securitas-Gruppe. Er führte den Sicherheitskonzern über Jahre als Chef und als Präsident. Nun ist er verstorben – einen Monat vor seinem 80. Geburtstag.
Für die Familie war er «Sämi». Ein «liebender Ehemann», wie Witwe Dora Spreng-Emmisberger in der Todesanzeige schreibt. «Gradlinig und fest verwurzelt im Leben». Er habe das Leben bis vor kurzem «in vollen Zügen genossen». Und für die Firma war er ein «Vorbild in seinem Handeln und Wirken», wie es in einer zweiten Todesanzeige der Securitas-Gruppe heisst. «Er war für uns alle Patron und Unternehmer.» Sein Leitsatz: «Zäme ha, grad us ga.»
Spreng verbrachte fast sein ganzes Berufsleben im Familienunternehmen. 1997 übernahm er den Chefposten. Zwei Jahre später starb der Bruder. Spreng übernahm das Präsidentenamt, wurde Mehrheitsaktionär und baute die Firma kräftig aus.
Milliardenfirma aufgebaut
Heute steht der Firmenname synonym für privates Sicherheitspersonal, gleich wie Pampers ein Synonym für Windeln ist. Die Securitas-Gruppe zählt laut der «Bilanz» knapp 16'000 Angestellte und erzielt einen Umsatz von 1,4 Milliarden Franken. Das Gros des Familienvermögens steckt im Unternehmen. Die Sprengs werden auf bis zu 300 Millionen Franken geschätzt – und zählen damit zu den Reichsten des Landes.
Als Spreng in die Firma eintrat, erzielte Securitas noch einen Umsatz von 40 Millionen Franken. Das war 1968. Mitte der Neunzigerjahre, kurz bevor Spreng die Leitung übernahm, lag der Umsatz bereits bei einer Viertelmilliarde Franken. Zur Jahrtausendwende war die halbe Million geknackt. Securitas wuchs weiter und behauptete sich als grösste Bewachungsgesellschaft des Landes.
Spreng schraubte ständig am Business. In der Schweiz und auf dem internationalen Parkett. Er arbeitete bis weit über das Pensionsalter hinaus locker 50 Stunden die Woche und war täglich im Büro am Hauptsitz in Zollikofen BE. Die Dominanz auf dem Heimmarkt ist bis heute ungebrochen. Der grösste Konkurrent ist die Firma Protectas, eine Tochter des schwedischen Securitas-Konzerns. Umsatz in der Schweiz: 150 Millionen Franken. Angestellte: 3000. Das reicht nur für Platz zwei, hinter Spreng, hinter seiner Securitas.
Freund des Jazz
Der Patron achtete stets auf das Firmenportemonnaie. Die Gewinne liess er laut eigenen Aussagen in der Gruppe. Er wollte eine gut geäufnete Kriegskasse und von den Banken unabhängig sein. «Wir geben nicht mehr aus, als wir einnehmen, und sind als Familienunternehmen von den Banken unabhängig», so sein Credo.
Gegen einen Börsengang sperrte er sich zeitlebens. Obschon die Grösse der Gruppe es locker erlaubt hätte. «Unser Aktionärskreis ist vernünftig und bescheiden», sagte Spreng einst in einem seiner seltenen Statements. Dadurch falle der Druck weg, möglichst viel Gewinn an die Aktionäre auszuschütten. «Zudem gibt mir das Verhalten von gewissen Managern von börsenkotierten Unternehmen, welche ihre Firma zur Pflege des Börsenkurses aushöhlen, zu denken.»
Jetzt ist er nach kurzer und schwerer Krankheit verstorben. Die Abdankung findet im engsten Familien- und Freundeskreis statt. Anstelle von Blumen, wünscht sich die Familie einen Beitrag an das Swiss Jazz Orchestra. Spreng war selbst ein Förderer des Orchesters. Jazz war seine Passion. Er besuchte regelmässig Konzerte im Berner Bierhübeli.