Kurz vor Notrettung der Bank
CS-Präsident Lehmann feierte an Party von Staranwalt – und erntet dafür Kritik

Wenige Tage bevor der Bund die CS rettete, hatte deren Präsident Axel Lehmann eine Geburtstagsfeier besucht. Das kommt nicht überall gut an.
Publiziert: 03.05.2023 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 03.05.2023 um 20:48 Uhr
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War kurz vor dem Ende der Credit Suisse an einer Geburtstagsfeier: CS-Präsident Axel Lehmann.
Foto: AFP
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Darf der Präsident einer serbelnden Grossbank kurz vor deren Untergang an einer Geburtstagsfeier teilnehmen, hätte er nicht Besseres zu tun? Das ist mehr als eine rhetorische Frage. Denn Axel Lehmann (64), Präsident der Credit Suisse, liess sich am 8. März, einem Mittwoch, bei der Feier zum 55. Geburtstag eines Zürcher Staranwalts blicken. Am 19. März musste der Bund die Notbremse ziehen, die UBS die CS übernehmen.

Das alles war am 8. März noch weit weg. Mit Blick auf den Zürichsee gab es ein Stehdinner für Freunde und Bekannte des Geburtstagskindes. Die Gästeliste liest sich wie ein Who's who der Schweizer Wirtschaft. Dass Lehmann eingeladen war, war keine Überraschung, man kennt sich aus Unternehmerkreisen und ist befreundet.

Kein Feiern bei Krise

Trotzdem haben einige Gäste die Stirn gerunzelt, als Lehmann an der Feier aufgetaucht ist. In der Krise sollte man nicht an Partys gehen, so der Tenor der Kritiker. Zumal er sicher auch an diesem Anlass auf den Zustand seiner Bank angesprochen wurde. Lehmanns Auftritt sei dezent, wie immer nett und relativ entspannt gewesen.

An diesem Mittwochabend hat auch die amerikanische Börsenaufsicht (SEC) bei der CS zum wiederholten Male angeklopft, sie monierte einige Zahlen aus der Vergangenheit im Geschäftsbericht der Bank. Das Ergebnis: Die CS musste die Publikation des Berichtes um einige Tage verschieben.

Zwar stand der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) erst noch bevor. Doch dem Präsidenten der CS muss zumindest geschwant haben, dass die Bank den nächsten Sturm im Finanzsektor nicht überleben könnte. Dieser brach einige Tage später los, als die SVB unterging – und die Krise im amerikanischen Bankensektor auf die Schweiz überschwappte.

«Kein optimaler Zug»

Andere Gäste der Feier haben das Erscheinen nicht als sonderlich aussergewöhnlich empfunden. Lehmann sei denn auch nur kurz geblieben und hätte sich schnell wieder verabschiedet. Es ist zu hören, dass er andere Einladungen in diesen kritischen Tagen ausgeschlagen habe. Auf Anfrage von Blick möchten sich weder Axel Lehmann noch die CS zu diesem Abend äussern.

Wenig Verständnis für den Besuch der Geburtstagsfeier hat der Reputationsexperte Bernhard Bauhofer (60): «Das war sicher kein optimaler Zug, das war nicht opportun. So ein Auftritt passt ins Bild für all diejenigen, die Lehmann für eine Fehlbesetzung an der Spitze der CS halten.»

Ganz so hart ins Gericht gehen mit dem CS-Präsidenten will Kommunikationsexpertin Beatrice Tschanz (78) nicht, schliesslich sei der Besuch einer Geburtstagsfeier seine Privatsache. «Das muss Axel Lehmann selber wissen. Für mich ist das eine Frage von Ethik und Stil.» Tschanz ergänzt: «Ich persönlich wäre nicht an die Feier gegangen.»

Viel kritischer sieht Tschanz den Auftritt von Lehmann am 19. März, als der Untergang der CS in Bern besiegelt wurde – und der CS-Präsident kein Wort der Entschuldigung über die Lippen brachte. Aber da war die Feierstimmung längst verflogen.

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