Beatrice Tschanz kritisiert katastrophale Krisenkommunikation
«Das war unprofessionell»

Kommunikations-Ikone Beatrice Tschanz lässt kein gutes Haar an der Kommunikation von Bund und Banken bei der CS-Notlösung. Der Rat der ehemaligen Swissair-Sprecherin: Nüchtern und faktenorientiert kommunizieren.
Publiziert: 25.03.2023 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2023 um 14:42 Uhr
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Beatrice Tschanz (78), hier auf einem Bild von 2014, findet harte Worte für die Kommunikationsleistung von Bund und Banken rund um die CS-Notlösung.
Foto: Sobli
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Beatrice Tschanz (78) ist die «Grande Dame» der Schweizer Unternehmenskommunikation. Die meisten Lorbeeren holte sich die frühere Journalistin und Ringier-Kommunikationschefin (Ringier gibt unter anderem den Blick heraus) im Herbst 1998, als sie bei der Bewältigung des Absturzes eines Swissair-Flugzeugs in Halifax (Kanada) viel Takt und Fingerspitzengefühl bewies.

Vergleiche zwischen dem 2001 erfolgte Swissair-Grounding und dem aktuellen «CS-Grounding» lässt Tschanz in einem Interview mit Persönlich zwar nicht gelten, aufgrund der völlig unterschiedlichen Sachlagen. Doch für die Kommunikationsleistung von Bund und Banken, insbesondere während der Ankündigung der CS-Notlösung am vergangenen Sonntag, hat Tschanz nicht viel übrig.

Den Auftritt der Bundesräte Alain Berset (50) und Karin Keller-Sutter (59), von Nationalbank-Chef Thomas Jordan, Finma-Präsidentin Marlene Amstad (55) und den Bankpräsidenten Colm Kelleher (65, UBS) und Axel Lehmann (64, CS) bezeichnet Tschanz als «lamentabel».

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Keller-Sutter noch am besten

Am souveränsten, «wenn auch versteinert», sei noch Keller-Sutter gewesen. Berset sei «nervös» gewesen, Lehmann «pitoyabel». Wie viele andere bemängelt auch Tschanz, dass Lehmann in diesem schwierigen Moment kein Wort der Entschuldigung gefunden habe. Jordan sei «emotionsfrei» gewesen, Kelleher trocken, aber «innerlich triumphierend».

Tschanz meint, dass trotz des Zeitdrucks eine «exakte Vorbereitung», bei der «jeder Satz sitzt», nötig gewesen wäre. Bei der Konferenz gab es aber einerseits viele Wiederholungen, dafür aber auch viele offen bleibende Fragen. So konnte gemäss Tschanz keine Sicherheit und Stabilität vermittelt werden – es entstand im Gegenteil der Eindruck einer Hauruck-Übung. «Das war unprofessionell», bemerkt Tschanz.

Auch den Verweis von Finma-Präsidentin Amstad, dass ein Eintrag auf Social Media wesentlich zum Niedergang der CS beigetragen habe, lässt Tschanz nicht gelten. Der Einfluss von sozialen Medien sei überbewertet. «Dies als Schuldzuweisung zu verwenden, empfand ich als sehr schwaches Argument.»

Fakten vermitteln Sicherheit

Tschanz will sich für Kommunikationsdienste nicht mehr einspannen lassen. Den Banken rät sie aber, nun eine faktenorientierte Kommunikation zu betreiben: «Jeder Satz muss ein Fakt sein – keine Spekulationen, kein Wir-möchten-wir-machen-wir-könnten-vielleicht.» Dem Bund empfiehlt sie für dessen Kommunikation – zumindest in Sachen CS: «nicht durch hektisches Auftreten die Unsicherheit noch zu untermauern.»

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