Nun hat äussert sich auch der frühere CS-CEO Tidjane Thiam (60) zum Untergang der Grossbank. In einem Gast-Artikel in der «Financial Times» kritisiert er die Vorgänge bei der Bank. Auf seine eigenen Versäumnisse geht er jedoch nicht ein.
Im Gegenteil: «Als ich als CEO der Credit Suisse zurücktrat, hatte das Unternehmen nach einer tiefgreifenden Restrukturierung gerade den höchsten Gewinn seit zehn Jahren erzielt. Und obwohl ich die heiklen Situationen, die sich unter meiner Aufsicht entwickelt hatten, gut gemeistert habe, ist in den folgenden Jahren einiges schiefgelaufen.», schreibt Thiam.
Was meint die Community?
Bei den Leserinnen und Leser sorgen diese Worte für Gesprächsstoff. «Der gute Herr kann nicht zu seinen Fehlern stehen, geschweige denn sich für irgendetwas entschuldigen. Ansonsten kommt noch jemand auf die Idee, von ihm den Bonus zurückzufordern», witzelt Leser Dani Kessler.
User Patric Schindler sieht dies ähnlich: «Ich habe einige Manager in meinem Arbeitsleben kennengelernt, die versagt haben. Sie alle haben sehr gerne die tollen Löhne und Vergütungen angenommen. Immer mit dem Hinweis, man trage eine grosse Verantwortung. Nicht einer hat diese, wenn etwas schiefgelaufen ist, danach auch übernommen.»
Leser Andreas stimmt mit diesem Kommentar zu: «Völlig deplatziert in diesen schwierigen Zeiten für die Angestellten. Selbstzweifel kennen diese Leute niemals. Wir haben das Resultat und das ist nicht schönzureden! Die vielen Angestellten tun mir aufrichtig leid. Sie können für diese Misswirtschaft nichts, und es sind ihre Existenzen, die auf dem Spiel stehen.»
Von Verständnis kaum eine Spur
Neben den vielen Kritikern gibt es einen Leser, der den ehemaligen CEO in Schutz nimmt. «Es ist leider häufig so, dass Konzernleiter innerhalb Ihrer Linienorganisation keinen Einblick über das operative Tagesgeschäft des unteren oder mittleren Führungskreises erlangen.», schreibt Julien Bouree. Er findet, dass eine Veränderung der Unternehmenskultur die Aufgabe jedes Einzelnen ist, nicht nur der Konzernleitung.
«Dafür war Thiam zu kurz bei der CS angestellt, als dass er die Arbeitskultur hätte verbessern oder verschlechtern können. Man muss ihm allerdings recht geben, dass er die CS radikal umgebaut hat, was zu enormen Gewinnmargen geführt hatte.», ergänzt er.