Kündigungswelle erschüttert die Grossbank
Credit Suisse laufen Investmentbanker-Stars davon

Nach dem Archegos-Debakel der Kater: Bei der Grossbank Credit Suisse gibt es Kündigungen am Laufmeter, berichten Zeitungen. Betroffen ist das hochbezahlte Investmentbanking. Es gebe allerdings auch Zugänge, heisst es.
Publiziert: 07.07.2021 um 14:47 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2021 um 14:59 Uhr
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Seit Wochen sorgen Kündigungen leitender Mitarbeitender in verschiedenen Bereichen der Investmentbank von Credit Suisse für Schlagzeilen in US-Medien.
Foto: Nathalie Taiana

Es rumpelt beträchtlich in der Grossbank Credit Suisse: Seit Wochen sorgen Kündigungen leitender Angestellter in verschiedenen Bereichen ihrer Investmentbank für Schlagzeilen in US-Medien.

Auch einige gestandene Mitarbeiter der CS-Investmentbank sehen ihre Zukunft derzeit offenbar nicht mehr in der Grossbank: Jüngste Abgänge in New York umfassen laut dem Online-Magazin «Business Insider» einen seit über 30 Jahren angestellten Managing Director und einen immerhin seit gut 16 Jahren dort beschäftigten Berufskollegen im gleichen Rang.

Das «Wall Street Journal» berichtete am Mittwoch ebenfalls über eine Reihe von erfahrenen Investment Bankern in den USA, die in der vergangenen Woche ihre Kündigung eingereicht hätten und zu anderen Bankhäusern wechselten. Weitere würden sich einen Abgang derzeit überlegen, schrieb die US-Wirtschaftszeitung.

Abwerbungsversuche

In einzelnen Abteilungen würden derzeit Teile von Firmenteams von der Konkurrenz umworben, so die Zeitung weiter. Schlagzeilen gemacht hatte schon im vergangenen Monat der Abgang des «Top-Dealmakers» Greg Weinberger. Der Leiter der Einheit Übernahmen und Fusionen (Global M&A) wechselte zum US-Konkurrenten Morgan Stanley.

Allerdings gebe es auch Angestellte, die sich gegen einen Wechsel entschieden hätten, so das Wall Street Journal: Darunter etwa der Leiter des «SPAC»-Teams, der auch einer der am höchsten bezahlten Banker der CS sei. Die Credit Suisse war noch Anfang des Jahres eine der führenden Investmentbanken im Geschäft mit den börsenkotierten «Firmenhüllen».

Auch Zugänge bei der CS

Im Gegenzug hat die CS zudem eine Reihe von Zugängen vermelden können: Am Dienstag bestätigte die Bank etwa die Anstellung eines von Morgan Stanley abgeworbenen Managing Directors. Anfang der Woche gab das Institut ausserdem die Berufung von Joanne Hannaford als neues Mitglied der Geschäftsleitung bekannt: Sie stösst von Goldman Sachs zur Schweizer Grossbank.

Bei der Credit Suisse wollte eine Sprecherin am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur AWP die Berichte zu den Personalfluktuationen nicht kommentieren. Sie verwies aber auf den im laufenden Jahr wieder stark in Schwung geratenen Arbeitsmarkt für Spezialisten im Bankenbereich, nachdem im Coronajahr 2020 auf Personalseite noch wenig Bewegung zu spüren war.

Umbau der Investmentbank

Die Credit-Suisse-Führung hatte nach dem Milliardenverlust wegen der Pleite des Hedgefonds Archegos mit Christian Meissner einen neuen Leiter der Investment Bank ernannt und angekündigt, die Risiken zurückzufahren. Dabei war das «Prime Brokerage»-Geschäft, das Dienstleistungen für Hedgefonds anbietet, verkleinert worden.

CS lässt keinen Skandal aus

Im Sommer 2019 erschüttert die Beschattungsaffäre den Finanzplatz Zürich. Iqbal Khan (45), oberster Vermögensverwalter der Credit Suisse, zofft sich in Herrliberg ZH mit seinem Nachbarn und CS-CEO Tidjane Thiam (58). Khan kündigt und heuert bei Erzrivalin UBS an. Die CS will verhindern, dass er Kunden und Mitarbeiter abwirbt, und lässt ihn überwachen. Doch die Detektive fliegen auf, die Grossbank macht sich zur Lachnummer. Thiam nimmt im Februar 2020 den Hut.

Im Corona-Jahr glänzt die CS als Kreditgeberin für KMU. Doch der Lack ist schnell wieder ab. Erst fliegen der Bank im März die Lieferkettenfonds von Greensill Capital um die Ohren, dann kollabiert der Hedgefonds Archegos. Die CS hat das Risikomanagement nicht im Griff, verliert wegen des Archegos-Debakels 5 Milliarden Franken. Auch für eine CS ein Haufen Geld. Die Risikochefin und der Chef der Investmentbank müssen gehen, weitere Topmanager verlieren ihren Job.

Die Skandale der CS bringen den designierten CS-Präsidenten António Horta-Osório (57) offenbar nicht aus der Ruhe. Er brachte bereits die schlingernde britische Lloyds Bank zurück auf die Landkarte. «Die CS ist sehr gut aufgestellt, im Gegensatz zu Lloyds vor zehn Jahren. Auch die Wirtschaftsaussichten sind positiv», sagt er der «Financial Times». Das sei eine andere Ausgangslage als bei Lloyds, die vor der Eurokrise im Sterben gelegen sei. Christian Kolbe

Im Sommer 2019 erschüttert die Beschattungsaffäre den Finanzplatz Zürich. Iqbal Khan (45), oberster Vermögensverwalter der Credit Suisse, zofft sich in Herrliberg ZH mit seinem Nachbarn und CS-CEO Tidjane Thiam (58). Khan kündigt und heuert bei Erzrivalin UBS an. Die CS will verhindern, dass er Kunden und Mitarbeiter abwirbt, und lässt ihn überwachen. Doch die Detektive fliegen auf, die Grossbank macht sich zur Lachnummer. Thiam nimmt im Februar 2020 den Hut.

Im Corona-Jahr glänzt die CS als Kreditgeberin für KMU. Doch der Lack ist schnell wieder ab. Erst fliegen der Bank im März die Lieferkettenfonds von Greensill Capital um die Ohren, dann kollabiert der Hedgefonds Archegos. Die CS hat das Risikomanagement nicht im Griff, verliert wegen des Archegos-Debakels 5 Milliarden Franken. Auch für eine CS ein Haufen Geld. Die Risikochefin und der Chef der Investmentbank müssen gehen, weitere Topmanager verlieren ihren Job.

Die Skandale der CS bringen den designierten CS-Präsidenten António Horta-Osório (57) offenbar nicht aus der Ruhe. Er brachte bereits die schlingernde britische Lloyds Bank zurück auf die Landkarte. «Die CS ist sehr gut aufgestellt, im Gegensatz zu Lloyds vor zehn Jahren. Auch die Wirtschaftsaussichten sind positiv», sagt er der «Financial Times». Das sei eine andere Ausgangslage als bei Lloyds, die vor der Eurokrise im Sterben gelegen sei. Christian Kolbe

Das Investment Banking wird auch im Zentrum einer strategischen Neuausrichtung der Bank stehen, die der neue Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório angekündigt hatte. Diese ist allerdings erst in der «Diskussionsphase», wie Horta-Osório vergangene Woche gegenüber der «NZZ» erklärt hatte. Mit Entscheidungen sei erst gegen Ende des Jahres zu rechnen.

Der Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos von Ende März hatte der CS Belastungen von insgesamt fünf Milliarden Franken eingebrockt. Anfang März hatte die CS zudem die Schliessung der «Greensill-Fonds» mit Vermögen von rund zehn Milliarden Dollar mitteilen müssen. Den Investoren in die Anlagefonds drohen nun namhafte Verluste. (SDA)

Archegos verhagelt auch UBS-Resultat

Es gab zwar Spekulationen zum Hedgefonds-Debakel um Archegos. Doch im Gegensatz zur Rivalin Credit Suisse hat sich die UBS bislang nicht zu einer öffentlichen Information über den erlittenen Verlust durchringen können. Mit den Zahlen zum ersten Quartal lässt UBS-Boss Ralph Hamers (55) nun die Katze aus dem Sack. Der Verlust mit Archegos beträgt 774 Millionen Dollar! Das ist zwar weit weniger als die 5 Milliarden, die die CS mit Archegos in den Sand gesetzt hat. Dennoch verhagelte der Hedgefonds das Quartalsresultat der UBS. Die Grossbank fährt einen Reingewinn von 1,82 Milliarden Dollar ein. Das ist ein Plus von 14 Prozent im Vorjahresvergleich. Alle Kundensegmente hätten rekordhohe Aktivitäten verzeichnet, heisst es. Was sagt Hamers dazu, wie die UBS mit einem einzigen Kunden so viel Geld verlieren konnte? Die Rede ist von einem «idiosynkratischen Vorfall». Das heisst so viel wie ein einzigartiges, kaum vergleichbares Ereignis. Hamers: «Risiken sind Teil des Geschäfts. Wir werden die Sache beheben und daraus lernen.» Ulrich Rotzinger

Es gab zwar Spekulationen zum Hedgefonds-Debakel um Archegos. Doch im Gegensatz zur Rivalin Credit Suisse hat sich die UBS bislang nicht zu einer öffentlichen Information über den erlittenen Verlust durchringen können. Mit den Zahlen zum ersten Quartal lässt UBS-Boss Ralph Hamers (55) nun die Katze aus dem Sack. Der Verlust mit Archegos beträgt 774 Millionen Dollar! Das ist zwar weit weniger als die 5 Milliarden, die die CS mit Archegos in den Sand gesetzt hat. Dennoch verhagelte der Hedgefonds das Quartalsresultat der UBS. Die Grossbank fährt einen Reingewinn von 1,82 Milliarden Dollar ein. Das ist ein Plus von 14 Prozent im Vorjahresvergleich. Alle Kundensegmente hätten rekordhohe Aktivitäten verzeichnet, heisst es. Was sagt Hamers dazu, wie die UBS mit einem einzigen Kunden so viel Geld verlieren konnte? Die Rede ist von einem «idiosynkratischen Vorfall». Das heisst so viel wie ein einzigartiges, kaum vergleichbares Ereignis. Hamers: «Risiken sind Teil des Geschäfts. Wir werden die Sache beheben und daraus lernen.» Ulrich Rotzinger

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