Es ist eines der bestgehüteten Geheimnisse am Finanzplatz: das Ausmass des Stellenabbaus bei der Grossbank UBS. Die Anzeichen verdichten sich, dass eine Kündigungsrunde durch die Bank läuft. So ist von Entlassungen in der Vermögensverwaltung zu hören, auch von Angestellten mit Kundenkontakt. Das heisst, der eine oder andere UBS-Kunde dürfte bald eine neue Ansprechperson bekommen.
Betroffen sind Standorte im Kanton Aargau und in Zürich. Erste Angestellte im Aargau erhielten bereits die Kündigung, einige davon standen kurz vor der Pensionierung. Ähnliches ist aus dem Kanton Zürich zu hören. Vor zwei Wochen spekulierte das Branchenportal «Inside Paradeplatz» gar, die UBS ersetze «Ü50-Directors durch Günstig-Frauen». Dem widerspricht die UBS, verweist auf den Sozialplan und das angekündigte Sparprogramm. Das Ziel: eine Milliarde Dollar – also umgerechnet rund 920 Millionen Franken – bis 2023 einzusparen.
«Bei Mitarbeitenden Ü50 überprüft die Personalabteilung nochmals jeden einzelnen potenziellen Stellenabbau mit dem Ziel, Stellenverlust bei älteren Mitarbeitenden so klein wie möglich zu halten», schreibt die UBS auf Anfrage.
Ohne Entlassungen geht es nicht
Nicht kommentiert hat die UBS bislang Berichte der letzten Wochen über einen bevorstehenden Abbau von mehr als 700 Jobs allein in der Schweiz. Auch im Interview mit Blick wollte sich UBS-Chef Ralph Hamers (55) nicht dazu äussern. Er bleibt vage: «Damit die Kostensenkung gelingt, braucht es in gewissen Bereichen einen Jobabbau. In anderen aber bauen wir dafür Stellen auf. Unter dem Strich bleibt die Zahl unserer Angestellten in etwa gleich.»
Hamers gibt allerdings zu: «Entlassungen sind nicht immer zu vermeiden. Wir brauchen Mitarbeitende, die mit dem technologischen Wandel gehen möchten. Und wir brauchen Fachleute, die sich mit künstlicher Intelligenz und Daten auskennen.»
Von den Kündigungen hört man am Finanzplatz, von den Einstellungen nicht. Im Interview macht Hamers klar: «Einige Kolleginnen und Kollegen lassen sich umschulen und bleiben. Es gibt aber auch Kollegen, die den Wandel nicht mitmachen wollen.» Das heisst nichts anderes als: Wer sich der Digitalisierung verweigert, muss mit dem blauen Brief rechnen.
Vorsichtige Gewerkschaft
Klar ist: Der neue UBS-Chef Hamers will, ja muss die Bank digitalisieren und damit zukunftsfähig machen. Dafür braucht er viel Tech-Know-how und digitalaffines Personal. Dementsprechend versucht die UBS, sich für den Nachwuchs attraktiv zu machen. Dazu gehört auch, dass die Schweizer Grossbank Homeoffice zum festen Bestandteil der Unternehmenskultur machen will. Zwei Drittel der Angestellten können mit dem Vorgesetzten absprechen, ob und wie viel sie im Homeoffice arbeiten dürfen. Sprich: Die Mehrheit der UBS-Belegschaft arbeitet künftig hybrid. Die amerikanischen Banken dagegen pfeifen die Belegschaft bereits wieder in die Büros zurück.
Selbst der Bankenpersonalverband hütet sich davor, dass Wort «Kündigungen» in den Mund zu nehmen. Auf Anfrage schreibt die Gewerkschaft der Banker, die UBS habe in der Schweiz die Restrukturierungsmassnahmen wiederaufgenommen, die sie coronabedingt seit März 2020 ausgesetzt hatte.