Die Kriegsangst wächst: Die Augen der Welt sind diese Woche auf die Ukraine gerichtet. Die Furcht vor einem russischen Einmarsch noch während der Olympischen Spiele in China steigt. Diese Unsicherheit spüren vor allem die Börsen, denen in diesen Tagen eine weitere Talfahrt droht.
Die wichtigsten Börsen in Japan, China und Hongkong, Südkorea oder Indien starteten mit deutlichen Kursverlusten in die neue Handelswoche. So auch der Schweizer Leitindex SMI. Er büsste am Montag zeitweise mehr als 2,5 Prozent ein. Er schloss zwar über den Tiefstkursen, aber dennoch um 1,68 Prozent tiefer bei 12'026 Punkten. Auch der breite SPI büsste mit -1,7 Prozent klar an Wert ein. Tiefroter Wochenstart also für die Anleger.
«Der Ukraine-Konflikt hat das Diktat über die Märkte übernommen», fasst die Credit Suisse die aktuelle Stimmungslage in einem Kommentar zusammen. Thomas Stucki (58), Anlagechef bei der St. Galler Kantonalbank (SGKB), rät jedem, der Aktien hat, sie auf keinen Fall nun zu verkaufen. Stucki: «Aktuell sollte sich niemand auf die nächsten Tage fokussieren, sondern auf die nächsten Monate.»
Bei den Blue Chips verzeichneten vor allem Aktien von Banken und Versicherungen die grösste Einbussen. Julius Bär, CS, UBS sowie Swiss Life, Swiss Re und Zurich sackten um zwei bis vier Prozent ab. Die Aktien der Grossbanken werden bei steigenden wirtschaftlichen wie auch politischen Unsicherheiten jeweils besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. Deutliche Einbussen gab es auch bei Industriewerten wie ABB, AMS Osram und Sika.
Auch der deutsche DAX sackte zum Wochenstart um 2,0 Prozent ab und auch an der Wall Street purzelten die Kurse im frühen Handel weiter. Risikoreiche Anlagen wurden gemieden, relativ sichere Werte wie Gold oder auch der Schweizer Franken waren tendenziell gesucht. So fiel der Euro zum Franken wieder klar unter die Marke von 1,05 Franken.
Öl-Preise auf Rekordkurs
Die Kriegsangst wirkt sich zudem bereits auf andere Handelsmärkte aus. Die Rohöl-Preise explodieren, sie steigen auf ein Sieben-Jahres-Hoch. Alleine die Sorten WTI und Brent steigen, Brent-Öl hat sich seit Anfang Januar um über 20 Prozent verteuert und nähert sich der 100-Dollar-Marke an. Experten rechnen damit, dass die 100-Dollar-Marke bald überschritten wird, sollte es in der Ukraine russische Truppenbewegungen geben.
Dies hat mit Verzögerung auch Einfluss auf die Benzinpreise in der Schweiz. Diese nähern sich seit Tagen der Zwei-Franken-Marke für den Liter Benzin.
Im Vergleich zu vor einem Jahr hat sich der Öl-Preis beinahe verdoppelt. Das Jahrestief Anfang Januar 2021 lag noch bei 50 Dollar pro Fass Rohöl.
Erdgas wird teurer
«Falls es zu einer militärischen Eskalation kommt, sind weitreichende Sanktionen des Westens gegen Russland zu erwarten, die auch den Energiesektor und den Finanzsektor betreffen dürften. Dadurch könnten auch die Lieferungen von Rohöl und Erdgas beeinträchtigt werden», schreiben die Experten der Commerzbank. Russland ist der zweitgrösste Rohölexporteur und der grösste Erdgasexporteur weltweit.
Auch das Gold ist gefragt: Der Preis hat bereits am Freitag einen kräftigen Satz nach oben gemacht. In der Spitze notierte Gold bei 1865 Dollar je Feinunze. Dies ist der höchste Stand seit 3 Monaten. Das Edelmetall ist in Krisen als sicherer Hafen gefragt. (SDA/mrl/uro/sfa)