Wer Ende 2021 in Kryptowährungen investiert hat, braucht jetzt viel Kraft. Anfang November hatte der Markt noch die Schallmauer von drei Billionen US-Dollar durchbrochen. Gut zwei Monate später hat sich der Wert der über 17'000 Digitalwährungen halbiert – am Sonntag belief sich die Marktkapitalisierung noch auf etwa 1,6 Billionen Dollar.
Auch am Branchenprimus geht der Kurszerfall nicht spurlos vorbei: Ein Bitcoin kostet heute noch gut 35'000 Dollar – minus 49 Prozent im Vergleich zum 10. November 2021, als die erste Kryptowährung der Welt mit 68'000 Dollar einen neuen Rekordwert erreichte. Doch was steckt hinter dem Kurszerfall bei Bitcoin, Ether und Co.?
Geldpolitik macht Sorgen
Einer der Hauptgründe ist die Geldpolitik der USA. Seit die amerikanische Notenbank angedeutet hat, dass sie in diesem Jahr die Konjunkturprogramme aggressiver als gemeinhin erwartet zurückfahren könnte, sind die Krypto-Kurse auf Talfahrt.
Wegen der wohl weiter ansteigenden Zinsen sind Anleger weltweit in Bezug auf digitale Währungen und andere risikoreiche Anlagen nervös. Experten beobachten mit dem Einstieg von Klein- und Grossinvestoren im vergangenen Jahr eine zunehmende Parallele zwischen dem Börsen- und dem Krypto-Markt. Das war 2017 während der ersten Krypto-Rally noch fundamental anders. Damals stiegen die Kurse auch dann oft weiter, als es an der Wall Street dunkelrot leuchtete.
Weltweite Regulierungen
Getrieben werden die Kurszerfälle aber auch von kryptospezifischen Neuigkeiten. Die grösste Sorge bei den Anlegern bleiben die angedrohten Regulierungen des Markts. Tatsächlich gehen die Regierungen immer härter gegen Digitalwährungen vor.
So berichtete am Donnerstag die Nachrichtenagentur Reuters, dass die russische Zentralbank ein Verbot der Nutzung von Kryptowährungen und des Minings vorgeschlagen hat. Bitcoin stelle eine Bedrohung für die finanzielle Stabilität des Landes dar, hiess es aus Moskau. Eine solche Massnahme würde die Branche hart treffen, ist Russland doch eine der grössten Krypto-Mining-Nationen der Welt.
Verbot in Indien?
Die Chinesen sind den Russen bereits einen Schritt voraus. Peking hat im Spätherbst 2021 ein umfassendes Vorgehen gegen Digitalwährungen eingeleitet und sowohl den Handel als auch das Schürfen von Bitcoin und Co. verboten.
Ähnliche Ausgangslage auch in Indien: Dort wird seit November an einem Gesetzesentwurf gearbeitet, der digitale Währungen regulieren soll. Sogar ein gänzliches Verbot scheint nicht ausgeschlossen zu sein. Der indische Premierminister Narendra Modi forderte Anfang Woche in einer vielbeachteten Stellungnahme, dass eine «globale Zusammenarbeit» notwendig sei, um die durch Kryptowährungen verursachten Probleme zu lösen.
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