Aufruhr in der Reisebranche! Wie das «Handelsblatt» schreibt, soll es zu einer Fusion zwischen DER Touristik aus Köln und FTI Touristik aus München kommen. Die Verhandlungen seien bereits in einem fortgeschrittenen Stadium.
Auf Nachfrage von Blick äussern sich die Unternehmen nicht. Von FTI heisst es etwa: «Wir kommentieren keine Marktspekulationen oder Gerüchte.» Was natürlich kein Dementi ist.
Voraussetzung für den Deal ist laut «Handelsblatt», dass bei FTI ein Schuldenschnitt vollzogen wird. Während der Corona-Krise hatte FTI um finanzielle Unterstützung erbeten und vom deutschen Staat Bürgschaften, stille Einlagen und Kredite in einer Gesamthöhe von rund 500 Millionen Euro erhalten. Ein Schuldenschnitt würde also zumindest teilweise zulasten deutscher Steuerzahler gehen. Welcher Anteil der 500 Millionen auf den Bund sowie die FTI-Eigentümer entfällt, ist unklar. Total sollen auf der FTI Group jedoch Schulden von einer Milliarde Euro lasten.
Darüber hinaus ist noch unklar, ob einer Fusion der beiden Unternehmen von den Kartellbehörden zugestimmt würde. DER Touristik ist der zweitgrösste Reiseveranstalter Europas, FTI Touristik der drittgrösste. DER Touristik erzielte 2021 einen Umsatz von gut zwei Milliarden Euro. FTI Touristik erzielte 2021 einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro. Diese Umsatzzahlen dürften 2022 deutlich gestiegen sein. Ob unter dem Strich Gewinne erzielt wurden, bleibt abzuwarten.
Was hat das mit der Schweiz zu tun?
Auch in der Schweiz äussert man sich zu einer möglichen Fusion nicht. Dabei hätte eine solche auch hier Auswirkungen. DER Touristik ist die Muttergesellschaft von DER Touristik Suisse, mit Sitz in Zürich. Diese umfasst unter anderem die Marken Kuoni und Helvetic Tours, und ist Dachgesellschaft diverser Destinationsspezialisten wie etwa Manta Reisen, Kontiki oder Private Safaris. Zum Unternehmen gehören schweizweit auch rund 70 Reisebüros. DER Touristik Suisse beschäftigt rund 900 Angestellte (670 Vollzeitstellen).
Die FTI Group wiederum ist im Schweizer Markt mit der FTI Touristik AG mit Sitz in Basel vertreten und hat auch einen Veranstalter-Ableger in Dietlikon ZH. Eigene Reisebüros hat FTI hierzulande nicht. Schweizweit arbeiten rund 170 Personen bei FTI.
In diesem Zusammenhang auch interessant: Die FTI Group gehört mehrheitlich der Familie Sawiris. Samih Sawiris, in der Schweiz etwa für sein Engagement in Andermatt bekannt, stockte 2020 seinen Anteil bei FTI von 33,7 auf 75,1 Prozent auf. Diese Kapitalerhöhung war Voraussetzung für Unterstützungsmassnahmen der Bundesrepublik gewesen.
