Vor wenigen Tagen erhielten Kundinnen und Kunden des Kuoni-Reisebüros Zürich-Sihlcity ein Mail mit dem Hinweis, dass das Büro umgezogen sei. Das berichtet das «Tagblatt». Doch eigentlich handelte es sich nicht um einen Umzug. Konkret: Das Personal wurde zu anderen Kuoni-Reisebüros transferiert. Das Reisebüro im Einkaufszentrum Sihlcity wird dagegen geschlossen.
Kuoni-Sprecher Markus Flick erklärt, dass Kuoni bereits 2020 entschieden habe, vier Filialen in Einkaufszentren zu schliessen – nebst jener im Sihlcity auch diejenigen im Gallusmarkt St.Gallen, im Seedamm-Center Pfäffikon SZ und im Coop-Supermarkt in Onex GE. Die Umsetzung der Schliessung im Sihlcity sei aus administrativen Gründen erst Ende 2022 erfolgt.
Ausschlaggebend für die Schliessungen sei gewesen, dass Öffnungszeiten in Einkaufszentren nicht selbst gewählt werden können. Es gelten Mindestöffnungszeiten, sodass Personal auch zu Randzeiten anwesend sein muss, wenn wenig verkauft wird.
Vertriebsnetz wird laufend überprüft
Ursprünglich waren allerdings «Standortoptimierungen in Form von alternativen Präsenzkonzepten mit kleineren Verkaufsflächen» geplant gewesen. Das liess sich offenbar nicht wie gewünscht umsetzen.
Aktuell verbleiben noch 71 Reisebüros im Vertriebsnetz von Kuoni. Vor wenigen Jahren waren es noch 90. Flick weist aber darauf hin, dass es gelegentlich auch zu Neueröffnungen komme. Zuletzt etwa in Herisau AR oder in Bulle FR.
Immer weniger Reisebüros
Auch bei den Mitbewerbern schrumpft die Anzahl Reisebüros. Bei Hotelplan Suisse sind es noch deren 82, nachdem im vergangenen Jahr fünf Filialen schlossen – in Zürich-Altstetten, Nussbaumen AG, Bümpliz BE, Spiez BE und Rapperswil SG. 2016 zählte Hotelplan Suisse noch 122 Reisebüros.
Laut Sprecherin Bianca Gähweiler soll die Anzahl Filialen nun «um die 80» stabil gehalten werden. Aktuell seien keine weiteren Schliessungen vorgesehen. Das Filial-Portfolio werde laufend überprüft. Es könne also auch bei Hotelplan sein, dass neue Filialen öffnen. Oder aber, dass weitere Filialen wegen schlechter Performance schliessen müssen.
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Bei TUI Suisse sieht es ähnlich aus. Zählte der drittgrösste Reiseveranstalter in der Schweiz vor der Pandemie noch 62 Reisebüros, sind es jetzt noch 50. Ende März 2023 wird noch das TUI-Reisebüro an der Rue du Rhône in Genf geschlossen, das ebenfalls in einem Einkaufszentrum liegt. Laut Sprecherin Sonja Ptassek seien keine weiteren Schliessungen geplant. Wobei auch hier gilt: Das Filialnetz wird laufend überprüft und optimiert.
Wie viele Reisebüros braucht es?
Das Reisebürosterben lässt sich nicht von der Hand weisen. Im Jahr 2000 gab es in der Schweiz laut Zahlen des Schweizer Reise-Verbands noch 3706 Reisebüros in der Schweiz. Ende 2022 ist diese Zahl unter die Marke von 1400 gerutscht. Ein Einbruch um fast zwei Drittel.
Ob das Ende der Fahnenstange erreicht ist, kann niemand sagen. Einfache Reisen werden vermehrt über Online-Kanäle gebucht. Darüber hinaus stellt der Fachkräftemangel auch in Reisebüros ein Problem dar.
Allerdings sind sich die drei Grossveranstalter alle einig, dass es auch künftig noch Reisebüros brauchen wird. Zum einen wird persönliche Beratung gerade bei komplexen Reisen geschätzt, zum anderen biete ein Reisebüro mittels Kundengeldabsicherung Sicherheit sowie aktive Hilfestellung in Problemfällen.
Das hatte gerade während der Pandemie dazu geführt, dass wieder vermehrt in Reisebüros gebucht wird.