Konkurs von Prime Energy schockiert die Schweiz
Kult-Abenteurer Bertrand Piccard im Visier von Kleinanlegern

Jahrelang machte der Umweltpionier mit dem bekannten Namen Werbung für den Solarenergie-Investmentfonds Prime Energy. Dieser ist nun Konkurs – zahlreiche Kleinanleger verlieren wohl viel Geld. Piccard sieht sich selber auch als Opfer.
Publiziert: 01.12.2024 um 16:34 Uhr
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Aktualisiert: 03.12.2024 um 14:28 Uhr
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122 Millionen Franken sammelte Prime Energy Cleantech – für den Bau von Solaranlagen.
Foto: IMAGO/Harry Koerber

Auf einen Blick

  • Solarfirma Prime Energy meldet Insolvenz an. Viele Anleger verlieren beträchtliche Summen
  • Bertrand Piccard distanziert sich vom Unternehmen und fühlt sich missbraucht
  • Prime Energy nahm bei rund 2000 Anlegern etwa 122 Millionen Franken ein
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die Hiobsbotschaft kam aus dem Nichts: Die Solarfirma Prime Energy gab im Oktober 2024 eine Liquiditätskrise bekannt und meldete kurz darauf im November Insolvenz an. Das brachte viele Anleger um beträchtliche Summen.

Dabei galt Prime Energy als grundsolid und als Vorzeigemodell der Energiewende. Mit dem Geld der Anleger sollten Solarparks in der Schweiz und im Ausland erstellt werden. Daraus wird nichts.

Piccard wusste um die Probleme

Im Auge des Sturms: Bertrand Piccard (66). Der Schweizer Psychologe, Abenteurer und Umweltpionier war seit 2015 das Aushängeschild der Firma und spielte eine wesentliche Rolle dabei, dass diese bei rund 2000 Anlegern etwa 122 Millionen Franken einnahm. Dafür verdiente Piccard stattliche 100'000 Franken im Jahr sowie Unternehmensanteile. Immerhin stellt er sich diese Woche vor die verärgerten Kleinanleger hin.

Dabei geht Piccard auf Distanz zum Unternehmen. In einem Brief an geprellte Aktionäre, der Blick vorliegt, spricht er von seiner «Empörung» über die Missstände und dass der Konkurs auch für ihn überraschend gekommen sei. Obwohl er offenbar bereits im März 2024 darum bat, dass Prime Energy keine Werbung mehr mit ihm schalten möge. Weil der Basler Hauptaktionär Laurin Fäh (71) 45 Millionen Franken von Prime Energy «ausgeliehen» hatte. Piccard wollte nur wieder werben, wenn dieses Darlehen zurückbezahlt ist.

Auch wenn Piccard keine direkte Schuld am Konkurs trägt: Er ist Fachmann für nachhaltige Energien und wusste seit Monaten von Problemen. Selbst wenn er deswegen nicht mit einem Konkurs rechnete. Das hinterlässt einen faden Geschmack. Angesichts des Reputationsschadens bereitet Piccard nun aber eine Klage gegen das Unternehmen vor. 

Darlehen an eigene Firmen

Und Fäh? Dieser verteidigt sich beim «Tages-Anzeiger» damit, dass mehrere Faktoren den Konkurs bewirkt hätten. In der RTS-Sendung «Mise au Point» wirft er sich nichts vor, sagt sogar: «Dummheit wird vom Gesetz nicht bestraft.» Womit er Management-Fehler anspricht.

Der Fehler? Die von Piccard beschriebene Anleihe von 45 Millionen Franken, die er bei Prime Energy aufnahm, zugunsten seiner Investmentfirma Bargella AG. Diese investierte zumindest einen Teil des Geldes in Immobilien in Luxemburg. Das Geld sei «zum Wohle der Prime Energy» angelegt worden, so Fäh.

Doch das Darlehen ist noch nicht zurückgezahlt. Und das Geld der Prime Energy sollte – so hiess es gegenüber den Anlegern – nur in Solaranlagen investiert werden. Und nicht in anderweitige Investments. Fäh meint sogar, es sei gefährlich, Geld allein in Sonnenenergie zu investieren, mit Immobilien liesse sich mehr verdienen. Das Investment in Immobilien sei mit dem Geschäftsführer von Prime Energy abgesprochen gewesen.

Die Solarbranche als Verlierer

Ob Piccard auch davon wusste, ist unklar. Fäh versichert, dass das Geld noch vorhanden sei, und bei einem Verkauf der Immobilien in Luxemburg den Anlegern zumindest ein Teil der Investments erstattet würde.

Doch der Schaden ist angerichtet. Das Vertrauen der Anleger in die vor Kurzem noch boomende Solarenergie: stark beschädigt. 

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