Die teuersten Gemeinden fehlen
Was du zu deinen Stromkosten jetzt wissen musst

Endlich! Der Strompreis sinkt im nächsten Jahr auf breiter Front. Die regionalen Unterschiede bleiben jedoch gross und die teuersten Gemeinden fehlen noch in der Statistik. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 05.09.2024 um 15:51 Uhr
|
Aktualisiert: 05.09.2024 um 18:39 Uhr
1/7
Die Stromkosten sinken im kommenden Jahr im Mittel um 10 Prozent.
Foto: Keystone
RMS_Portrait_AUTOR_377.JPG
Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Die Schweizer Haushalte kriegen einen kleinen Boost: Im kommenden Jahr zahlen sie im Mittel rund zehn Prozent weniger für ihre Stromrechnungen, wie die Regulierungsbehörde Elcom mitteilt. In den letzten zwei Jahren schnellten die Stromrechnungen vielerorts steil in die Höhe. 2023 legten sie im Mittel um 27 Prozent zu und in diesem Jahr dann nochmals um 18 Prozent.

Nun frisst der Strom den Haushalten wieder weniger Geld aus dem Portemonnaie. In vielen Gemeinden liegen die Preise aber nach wie vor über dem langjährigen Schnitt. Und die regionalen Unterschiede sind riesig. Während die Bewohner in den günstigsten Gemeinden für eine Kilowattstunde knapp 10 Rappen bezahlen, müssen jene in den teuersten Gemeinden beinahe das Sechsfache auf den Tisch legen.

Wie kommen die grossen Preisdifferenzen zustande? Und warum tauchen die teuersten Gemeinden in der Statistik der Elcom noch nicht auf? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.

Warum sinkt der Strompreis?

Viele Elektrizitätsunternehmen konnten ihren Strom auf dem Markt wieder deutlich günstiger einkaufen. Zudem sind die Netzgebühren für die Übertragung des Stroms sowie die Kosten für die nationale Winterstromreserve gesunken. Dadurch zahlen die Haushalte 2025 im Mittel 29 Rappen pro Killowattstunde – 3,14 Rappen weniger als im aktuellen Jahr.

Sind alle Preise bekannt?

Nein. Einige Gemeinden oder Elektrizitätsunternehmen haben die Preise fürs nächste Jahr noch nicht bei der Elcom gemeldet. Blick hat nachgehakt. In der Gemeinde Rüti bei Büren BE heisst es auf Anfrage, man habe einen Fehler in den Berechnungen entdeckt und werde die Tarife nachreichen. Im letzten Jahr zählte die Gemeinde mit 47,44 Rappen pro Kilowattstunde zu den teuersten. Auch Braunau TG fehlt in der diesjährigen Statistik. Der Gemeinderat müsse den Stromtarif noch genehmigen, heisst es auf Anfrage. Im letzten Jahr machte die Gemeinde mit einem Preis von 50,62 Rappen pro Kilowattstunde noch Schlagzeilen als teuerste Gemeinde der Schweiz.

Welche Gemeinde ist am teuersten?

Grub AR ist gemäss der aktuellen Statistik mit einem Preis von 45,85 Rappen pro Kilowattstunde die teuerste Gemeinde. Doch die Tarife der Elektra Schwanden im Emmental BE wurden nicht rechtzeitig kommuniziert. Bei ihr kostet die Kilowattstunde rund 55 Rappen. Die Genossenschaft versorgt Teile der Gemeinden Hasle BE bei Burgdorf, Lützelflüh BE und Rüderswil BE, die eigentlich das Podest der Teuersten stellen würden. Bereits im letzten Jahr haben die drei Gemeinden in der nachträglich aktualisierten Statistik Braunau von der Spitze verdrängt. «Als die Stormpreise nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs explodiert sind, haben wir einen Dreijahresvertrag abgeschlossen», erklärt Hans Burkhalter (58), Vizepräsident der Elektra Schwanden gegenüber Blick. Der Vertrag laufe 2025 aus. Danach werde man sich beim Strompreis wieder auf dem Niveau der BKW bewegen. Burkhalter sieht auch einen positiven Aspekt: «Die hohen Preise haben das Bewusstsein geschärft. Viele Haushalte haben Photovoltaik-Anlagen installiert oder ihren Stromverbrauch reduziert.»

Wie kommen die riesigen Unterschiede zustande?

Privathaushalte können ihren Stromanbieter nicht auswählen und sind der Strategie ihres Stromversorgers ausgeliefert. Versorger ohne längerfristige Strategie kaufen den Strom jeweils zum aktuellen Preis – und wurden von der Preisexplosion nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs im Jahr 2022 völlig überrollt. Andere beschaffen ihn über längere Zeit in Tranchen oder haben langfristige Verträge. Dadurch fallen die Preisschwankungen deutlich geringer aus. Einige Versorger haben in der Krisenzeit zudem Angst bekommen und sehr viel Strom zu sehr ungünstigen Konditionen gekauft.

Gerade grössere Elektrizitätsunternehmen, die selbst produzieren, konnten ihre Kunden in den letzten Jahren vor grossen Preisaufschlägen bewahren. Schliesslich mussten sie nicht oder nur ergänzend zum hohen Marktpreis Strom beschaffen. Einige Gemeinden profitieren zudem von langfristigen Verträgen mit Stromproduzenten auf ihrem Boden, die ihnen sehr günstige Konditionen bieten.

Was zahlt ein durchschnittlicher Haushalt?

Ein Haushalt in einer 5-Zimmerwohnung verbraucht im Jahr rund 4500 Kilowattstunden Strom. Da eine Kilowattstunde im Mittel nächstes Jahr 29 Rappen kostet, macht das 1305 Franken pro Jahr – das sind immerhin 141 Franken weniger als in diesem Jahr. In der günstigsten Gemeinde Zwischbergen VS zahlt ein gleicher Haushalt gerade mal 428 Franken. Wäre der Haushalt Kunde bei der Elektra Schwanden im Emmental, wären es bereits 2475 Franken.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.