Die Steuerbehörden von Stadt und Kanton Luzern dürfen sich freuen. Zwei weitere schwerreiche Norweger, die in die Schweiz ziehen, haben nämlich die Leuchtenstadt als neuen Wohnort erkoren.
Vor wenigen Tagen erklärte Jens Rugseth (60) gegenüber dem norwegischen Wirtschaftsblatt «Dagens Naeringsliv», dass er sich eine Wohnung in Luzern genommen hat. Längerfristig plane er, in eine Villa in der Region Luzern umzuziehen. Inzwischen hat auch Rune Syversen (54) entschieden, es ihm gleichzutun. Das berichtet die «Finansavisen». Auf Nachfrage von Blick kann das Luzerner Migrationsamt diesen Sachverhalt aus Datenschutzgründen nicht bestätigen.
Grossinvestoren im IT-Sektor
Wer sind beiden? Rugseth und Syversen sind geschäftlich miteinander verbunden. Sie sind beide Eigentümer der Investmentgesellschaft Karbon Invest AS, die zu den wichtigsten Investmentgesellschaften an der Osloer Börse zählt. Über diese Firma sind sie grössere Aktionäre bei der IT-Firma Crayon, mit Aktienposten im Wert von je 48 Millionen Franken. Syversen ist auch CEO dieser Firma, die 55 Büros weltweit und insgesamt 1600 Angestellte zählt. Weitere grössere Aktienposten halten die beiden bei der Sikri Group, bei Link Mobility, Cyviz und Techstep – also primär im IT-Sektor.
Sie gehören beide in den Kreis der 400 reichsten Norweger. Jens Rugseth verdiente seine erste Million mit dem Verkauf von Apple-Computern in den späten 80er-Jahren; inzwischen beträgt sein Vermögen rund 2,35 Milliarden norwegische Kronen (225 Millionen Franken). Syversen kommt auf ein Vermögen von 1,4 Milliarden Kronen, also 134 Millionen Franken. Das Vermögen der beiden Superreichen hat sich während der Pandemie jedoch deutlich verringert.
Ein paar Extravaganzen gönnen sich die beiden dennoch. So ist Schiffsfan Rugseth Eigentümer der allerersten Motoryacht des Segelboot-Herstellers Swan. Das 13 Meter lange Motorboot mit Schlafplatz für nur zwei Personen kostet 700'000 Franken.
In fünf Jahren wieder heim nach Norwegen?
Beide haben ihren Umzug mit der soeben erhöhten Steuerbelastung in Norwegen begründet. Der Steuersatz auf nicht realisierte Gewinne wurde auf rekordhohe 37,8 Prozent erhöht. Innert eines Jahres hat sich die Vermögenssteuer auf Aktien um rund 70 Prozent erhöht. Auch die Dividendensteuer wurde erhöht, ebenso der Vermögenssteuersatz.
Das schafft besondere Probleme: Da nicht realisierte Gewinne oft nur auf dem Papier bestehen, aber bereits besteuert werden, können sie Firmen in Bedrängnis bringen. Rugseth argumentiert, dass Firmen für die Bedienung solcher Steuern teils Kredite aufnehmen, Aktien verkaufen oder die Dividenden dafür aufbrauchen müssten. All dies sei im aktuellen Wirtschaftsklima keine Option. Deshalb schliesst Rugseth: «Mir geht es nicht darum, bei der privaten Vermögenssteuer zu sparen, dafür gibt es günstigere Orte als Luzern. Es geht darum, meine über viele Jahre aufgebauten Firmen nicht in eine finanziell heikle Situation zu bringen.»
Trotz der heftigen Steuererhöhungen hat sich Norwegen allerdings noch nicht getraut, eine «Auswanderungssteuer für Superreiche» zu erheben. Nach bisherigem norwegischem Recht galt: Wer nicht realisierte Gewinne für mindestens fünf Jahre mit ins Ausland nimmt, muss darauf keine Steuern zahlen. Es reicht also, fünf Jahre in der Schweiz zu wohnen, und man wird bei der Rückkehr nach Norwegen nicht auf diese Gewinne besteuert. Wer in fünf Jahren beispielsweise 100 Millionen an unrealisierten Gewinnen macht, müsste in Norwegen 38 Millionen davon an den Fiskus abliefern. Wer in der Schweiz wohnt, null. Das ändert sich nun mit dem neuen Gesetzesvorschlag. Ob das die Steuerflucht der reichen Norweger stoppt?
Begonnen hat der Exodus superreicher Norweger mit dem Geschäftsmann und Unternehmer Kjell Inge Røkke (63). Er ist von Oslo nach Lugano TI gezogen. Gut zwei Dutzend Millionäre aus dem Norden haben es ihm seither gleich getan.