Norwegen will Milliardärs-Exodus stoppen
Strafsteuer für Schweiz-Flüchtlinge!

Mehr als ein Dutzend vermögende Norweger sind dieses Jahr in die Schweiz gezogen. Sie fliehen vor den hohen Steuern in ihrer Heimat. Das Land will die Abwanderung seiner reichsten Bürger nun stoppen – mit noch höheren Steuern.
Publiziert: 30.11.2022 um 12:36 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2022 um 18:40 Uhr
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Prominentester norwegischer Zuzüger in der Schweiz: Kjell Inge Røkke.
Foto: akg-images / NTB scanpix / Marti
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Norwegen will die Abwanderung seiner reichsten Bürger stoppen. Die norwegischen Parteien hätten sich auf eine Anpassung bei den Steuern geeinigt, berichtet das Finanzportal Bloomberg. Die reichsten Norweger sollen aber nicht etwa mit tieferen Steuern zum Bleiben bewegt werden – sondern es gibt eine Art Strafsteuer für alle, die wegziehen.

Etwa in die Schweiz: Mehr als ein Dutzend norwegische Millionäre sind seit Anfang Jahr in die Schweiz gezogen, um den hohen Steuern in ihrer Heimat zu entgehen. Prominentestes Beispiel ist der norwegische Industrie-Tycoon Kjell Inge Røkke (64), der jüngst nach Lugano TI übersiedelte. Für das Tessin ein schöner Zuzug, die «Bilanz» schätzt Røkkes Vermögen auf 3,5 bis 4 Milliarden Franken und führt ihn neu in der Liste der 300 Reichsten der Schweiz.

Die Kehrseite der Medaille: Norwegen verlor seinen zweitpotentesten Steuerzahler! Entsprechend gross war die Empörung über Røkkes Wegzug.

Zeitliche Beschränkung der Steuer soll fallen

Um ähnliche Fälle in Zukunft zu verhindern, haben sich die norwegischen Parteien nun darauf geeinigt, die sogenannte «Exit-Steuer» zu verschärfen. Die Steuer schreibt vor, dass reiche Norweger beim Wegzug hohe Steuern auf nicht realisierte Gewinne ihres Vermögens bezahlen müssen. Bislang sind die Steuern auf diese nicht realisierten Gewinne auf fünf Jahre limitiert. Dieses Limit soll abgeschafft werden.

Das Problem: Nicht realisierte Gewinne bestehen häufig nur auf dem Papier. Sie ergeben sich zum Beispiel, wenn ein Grundstück an Wert zulegt. Solange der Besitzer das Grundstück nicht verkauft, hat er diesen Gewinn allerdings nicht auf seinem Bankkonto. Die Steuern werden trotzdem fällig.

Ausserdem will Norwegen die Exit-Steuer auf die Übertragung von Aktien an enge Familienmitglieder im Ausland ausweiten, wie Bloomberg weiter schreibt.

Røkke begründet Umzug mit zentraler Lage der Schweiz

Norwegen ist für seine relativ hohen Steuern bekannt. Für reiche Norweger fällt besonders die Vermögenssteuer ins Gewicht. Allerdings: Auch die Schweiz kennt als eines von wenigen Ländern in Europa eine Vermögenssteuer. Gesamthaft betrachtet fällt die Steuerlast für reiche Norweger hierzulande aber dennoch tiefer aus.

Der prominenteste norwegische Auswanderer, Kjell Inge Røkke, betont übrigens, nicht wegen der Steuern in die Schweiz gezogen zu sein: Vielmehr lobt er die Schweiz und besonders Lugano für ihre Lebensqualität: «In der Pandemie habe ich gelernt, von überall aus zu arbeiten. Die Schweiz ist zentral gelegen in Europa.»


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