Es muss nicht immer München, Mailand oder Malle sein. Da muss auch Andrea Beffa (37) zugeben, die Anfang Jahr den Chefposten des Schweizer Reise-Verbands (SRV) übernommen hat. Die Zürcherin weiss also genau, was in den Reisebüros und den Reiseveranstaltern läuft und von den Reisefreudigen gefragt ist. «Was sehr bekannt ist, ist oft etwas überlaufen», sagt Beffa beim Treffen mit Blick. «Aber auch beliebte Ziele wie Mallorca oder Kreta bieten viele Möglichkeiten, den Massen zu entgehen, dafür sind sie gross genug.»
Welche überraschenden Ferienziele hat Beffa in petto, wenn man keine Lust auf überlaufene Ziele hat?
Es gibt genügend Alternativen
Spontan kommen ihr in Italien Bologna oder Parma in den Sinn. «Wunderschöne Städte, gut per Auto oder Zug erreichbar, mit viel weniger Touristen als Mailand, Venedig oder Rom - und noch richtig authentisch», schwärmt sie. In Deutschland nennt sie das Nordseestädtchen Husum, das an der Bahnlinie nach Sylt liegt. Die bunte Altstadt und das nahe gelegene Wattenmeer seien eine tolle Alternative zu bekannteren Zielen. In Frankreich fällt ihr Sainte-Maxime ein: «Ein gut per Zug erreichbares Städtchen gegenüber von Saint-Tropez, aber mit vernünftigen Preisen.»
Natürlich muss nicht alles per Zug erreichbar sein, auch wenn es ökologisch weitaus sinnvoller ist als ein Flug: In Spanien empfiehlt Beffa die Region Galicien im Nordwesten, die viele unbekannte Schätze bietet, aber oft auch raues Wetter. In ihrem Lieblingsland Griechenland finden sich laut Beffa tolle Alternativen an Stränden unmittelbar südlich von Athen oder auf dem Peloponnes. Kaum ein Geheimtipp mehr sind Nordlichter. Die kann man ausser in Finnland oder Alaska auch gut in Nordnorwegen beobachten, so Beffa.
Und auf der Langstrecke? Kolumbien sei noch ein Geheimtipp, der mit den neuen Flügen von Edelweiss etwas näher an die Schweiz rückt. In Asien liege zumindest aus Schweizer Sicht Korea noch etwas abseits der ausgetretenen Pfade.
Kommt es zum Nachfrage-Knick?
Nach den mageren Coronajahren ist die Ferien-Nachfrage 2023 wieder explodiert. Schweizer Reiseunternehmen berichten von annähernd gleich vielen Buchungen wie vor der Pandemie. «Dank» der höheren Preise liegen sie bei den Umsätzen gar darüber. Doch die Teuerung schlägt den Schweizern inzwischen aufs Gemüt. Was heisst das fürs kommende Reisejahr?
«Die Reiselust ist auch 2024 da. Aber wir merken bereits, dass Ferienreisende wieder mehr aufs Geld achten», so Beffa. Diese Feststellung bedeutet nicht, dass auf Reisen verzichtet wird. Viele buchen wieder früher, weil es dafür gute Rabatte gibt. Bei den Preisen 2024 geht Beffa davon aus, dass sich diese «auf hohem Niveau stabilisiert» haben.
Um Geld zu sparen, lohnt sich nebst dem frühen Buchen – idealerweise mit Flugtagen unter der Woche statt am Wochenende – auch das Ausweichen auf weniger nachgefragte Reiseziele, wie oben erwähnt.
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Und was hat sie selber noch zu entdecken? Gemeinsam mit ihrer Familie möchte die Geschäftsführerin aus Bachenbülach ZH gerne «Italien besser entdecken», also unbekannte Ecken auskundschaften. Auf ihrer persönlichen «Bucketlist» stehen ausserdem Laos und Südamerika.