Die frühlingshaften Temperaturen setzen der Schneedecke in der Schweiz bereits zum zweiten Mal in diesem Winter zu. Viele Wintersportorte kämpfen mit den Bedingungen, stehen kurz vor einer vorübergehenden Schliessung. Was bedeutet das für die vielen Skilager?
«Bisher hat keine Schule ein Skilager abgesagt», erklärt Ole Rauch (49), Geschäftsführer der Schneesportinitiative Schweiz, gegenüber Blick. Nach den Pandemiejahren sei das Bedürfnis nach der Durchführung von Lagern gross. Da, wo die Schneemenge ungenügend ist, werde nach alternativen Aktivitäten gesucht. «Wir unterstützen die Schulen beim Organisieren von Ersatzprogrammen», so Rauch.
Statt Ski zu fahren, gibt es dann Wanderungen oder Besuche im Hallenbad, im Museum oder bei den Pistenrettungsdiensten. Rauch nennt als Beispiel das tief gelegene Skigebiet Marbachegg LU: Dort wurde für eine Skilagerklasse infolge Schneemangel kurzerhand ein Besuch im Verkehrshaus Luzern organisiert. In einzelnen Fällen besucht man auch ein nahe, aber höher gelegenes Skigebiet, um doch noch zum Skispass zu kommen.
Alle zeigen sich kulant
Normalweise fallen 60 Prozent der Kosten vor dem Skilager an. Bis zur Schlussrechnung gibt es nun etwas mehr Handlungsbedarf. Die Schneesportinitiative sei in Kontakt mit den Bergbahnen. Diese verrechnen im Zweifelsfall kein Wochenbillett, sondern allenfalls Tagestickets, sofern benötigt.
Manchmal fallen für die alternativen Aktivitäten auch besondere Kosten an. Diese seien für Schulen aber kein Problem. «Alle Involvierten zeigen sich angesichts der Situation sehr kulant», konstatiert Rauch.
Ähnliches Vorgehen bei Skischulen
Auch bei den Skischulen ist nun Kreativität gefragt. «In gewissen Gebieten gehen die Skilehrerinnen und -lehrer mit den Kindern biken», sagt Stéphane Cattin (55), Direktor von Swiss Snow Sports.
Bei den Gästen komme das alternative Programm gut an. Wichtig sei gemäss Cattin nur, dass man draussen in der Natur sei und etwas unternimmt. Wie bei den Skilagern gehen auch die Skischulen mit Kindern zum Teil wandern. «Sie suchen dann beispielsweise nach Tierspuren und entdecken so Neues», so Cattin weiter.
Einige Skigebiete haben Skilehrer für die ganze Saison angestellt. Für diese ist es schwieriger, auf die überraschend hohen Temperaturen zu reagieren. «Es sind aber eher wenige Skischulen, die davon betroffen sind», sagt Cattin. Denn tiefere Skigebiete würden eher mit Skilehrern auf Abruf arbeiten. Und sind dadurch flexibler.
«Keine neue Situation»
Völlig neu sei die Situation ohnehin nicht. Es gab einerseits schon andere schneearme Winter, oder aber Skilager, die wegen Sturmsituationen keinen üblichen Skibetrieb zuliessen. Deshalb habe man Erfahrung im Erstellen von Alternativprogrammen.
«Viele Lehrpersonen wählen schon jetzt von sich aus höher gelegene Gebiete für Skilager aus», sagt Rauch. Deswegen seien die Probleme mit dem Schneemangel auch überschaubar. Auch Cattin betont, dass die Situation generell nicht neu sei. «Wir sind abhängig vom Risikogeschäft», sagt er. Extrem seien aktuell vor allem die Temperaturen.