Gute Laune, lachende Kinder und volle Skipisten: Das ist in den Sportferien eigentlich der Normalfall. Viele Skidestinationen können davon in diesem Winter nur träumen. In tieferen Lagen ist kaum an Skifahren zu denken. Nun hat es mit Tschiertschen in Graubünden aber auch ein alpines Gebiet erwischt, das bis auf 2400 Meter hinaufreicht.
Die Bergbahnen Tschiertschen mussten ihren Skibetrieb an diesem Montag einstellen. «Mit den milden Temperaturen und dem wenigen Schnee war ein Weiterbetrieb nicht mehr möglich», sagt Geschäftsführer Martin Weilenmann (64). Wegen der schwierigen Bedingungen konnten die Bahnen die Pisten bereits in der letzten Woche nicht mehr präparieren.
Mit dem Shuttlebus ins Nachbargebiet
Die Sportferien sind bekanntermassen eine der Haupteinnahmequellen im Wintergeschäft. Den Bergbahnen Tschiertschen schmilzt also nicht nur der Schnee weg, sondern auch wichtige Einnahmen. Dabei wäre die Destination gut gefüllt, so Weilenmann. «Es sind viele Stammgäste da.»
Wollen die Gäste zu ihrem Skivergnügen kommen, müssen sie mit dem Ski-Shuttlebus in die Lenzerheide fahren. In den ersten drei Tagen sei das Angebot ausgebucht.
Bereits über Weihnachten konnten Feriengäste in Tschiertschen nur in den Nachbarorten Skifahren. «Einen schlimmeren Winter habe ich noch nie erlebt und ich bin seit 20 Jahren bei den Bahnen», sagt Weilenmann.
Grossprojekt als letzte Hoffnung?
Dem Skigebiet werden in diesem Winter die fehlenden Schneekanonen und Schneelanzen zum Verhängnis. «Eine Investition in die Beschneiung würde sich beim besten Willen nicht rentieren», so der Geschäftsführer.
Die Bergbahnen Tschiertschen schreiben bereits seit vielen Jahren rote Zahlen. In diesem Winter dürfte sich das Defizit besonders hoch auftürmen. Damit das Skigebiet überhaupt eine Zukunft hat, streben die Gemeinde Tschiertschen-Praden und die Bergbahnen einen Anschluss an das Mega-Skigebiet Lenzerheide-Arosa an.
Mit einer Pendelbahn sollen Gäste direkt von Tschiertschen ins Skigebiet Arosa befördert werden. Damit wäre die Schneesicherheit garantiert. «Die Menschen müssen sich fragen, ob der Ort auch in Zukunft eine Winterdestination sein soll», sagt Weilenmann. Das Projekt liege derzeit beim Kanton auf. Umweltorganisationen lehnen die Pläne jedoch ab.
Auch in Hochwang ist das Skifahren vorbei
Tschiertschen steht mit seinen Sorgen nicht alleine da: Auch die Sportbahnen Hochwang GR mussten den Skibetrieb einstellen – nachdem sie die Skipisten erst Mitte Januar wieder öffnen konnten. Schon über die Festtage war in Hochwang nicht an Skifahren zu denken. Dabei reicht das Skigebiet bis auf über 2200 Meter über Meer hinauf.
Den finanziell klammen Sportbahnen hat in der Vergangenheit das Geld für einen Ausbau der Beschneiungsanlagen gefehlt. Erst im Frühsommer mussten sie Gelder sammeln, damit sie den Betrieb der aktuellen Wintersaison sicherstellen konnten.
Gewaltiges Loch in der Kasse
Der Winter wird bei vielen Bergbahnen ein gewaltiges Loch in der Kasse hinterlassen. Im Jura ist Skifahren nirgendwo möglich. Im Februar mussten unter anderem bereits folgende Bahnen den Skibetrieb einstellen: Marbachegg LU, Les Paccots FR, Les Rochers de Naye VD, Aeschiried BE, Brambrüesch GR. Andernorts ist das Skivergnügen stark eingeschränkt: In der Myhtenregion SZ stehen für Skifahrerinnen und Skifahrer gerade mal drei von 55 Pistenkilometern zur Verfügung.
Einige Bahnen versuchen, in den Sportferien zumindest für die kleinsten Gäste ein Angebot aufrechtzuerhalten. So ist in Jeizinen VS oder in Atzmännig SG noch das Kinderparadies offen. Vielerorts befördern die Anlagen zudem weiterhin Ausflügler zu den Bergrestaurants.
Sie alle hoffen auf Schnee. «Damit wir in diesem Winter den Skibetrieb noch mal aufnehmen können, muss zuerst Schnee fallen», sagt Weilenmann von den Berbahnen Tschiertschen. Doch der sei in diesem Winter trotz Prognose auch schon ausgeblieben.