Die Preise für Kaffeebohnen sind in den vergangenen Monaten explodiert. Das gilt für beide wichtigsten Sorten, Arabica und Robusta.
Besonders betroffen ist aktuell die Sorte Robusta: Deren Handelspreis stieg innert eines Jahres um 66 Prozent – der höchste Stand seit 29 Jahren. Das hat laut Lambert Koers (67), Geschäftsführer der IG Kaffee Schweiz, einerseits mit schlechtem Wetter im wichtigsten Produktionsland Vietnam zu tun: eine aussergewöhnliche Dürre plagt das Land. Gemäss der Wissenschaft werden solche Extremereignisse mit dem Klimawandel zunehmen, der Kaffeepreis wird steigen.
Der zweite Grund für die Teuerung, laut Koers: zahlreiche Röster steigen von der teureren Sorte Arabica auf die günstigere Sorte Robusta um, was zu Lieferengpässen führt. Dies, weil sie damit rechneten, dass Konsumenten in vielen Ländern wegen des gestiegenen Kostendrucks auf günstigere Kaffeemischungen umsteigen.
Kaffee wird teurer, aber...
Das hat Auswirkungen auf den Preis einer Tasse Kaffee in der Beiz. Laut Gastrosuisse hat der Durchschnittspreis für Espresso in der Schweiz in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen.
Prozentual beträgt das Preiswachstum beim Espresso rund 5 Prozent.
Und laut dem Verband Cafetiersuisse stieg 2023 der Durchschnittspreis für einen Café crème im letzten Jahr um 10 Rappen an. Der höchste Preisanstieg der letzten zehn Jahre. Allerdings ein Anstieg von unter 3 Prozent. Gegenüber 2012 ein realer Anstieg um unter 9 Prozent.
Das zeigt: Der Anstieg der Kaffeepreise für Konsumenten ist weit entfernt von den Anstiegen bei den Rohstoffpreisen.
... nicht so stark wie der Bohnenpreis
«Der Handel, also die Importeure und die Röster, haben den grössten Teil der Teuerung aufgefangen», konstatiert Koers (67). Für die Konsumenten sei die Situation bei Weitem nicht so prekär wie für den Handel.
Das Problem sieht Koers vor allem im Börsenhandel mit Kaffee. Gibt es schlechte Meldungen zur meteorologischen Situation oder zur Nachfrage, habe dies stets grosse Auswirkungen auf die Börsenpreise. «Die Preisentwicklung steht aktuell in keinem Zusammenhang mehr mit fundamentalen Marktdaten», so Koers. Er wünsche sich deshalb «mehr Vernunft bei den Kaffeebörsen». Koers arbeitet seit 45 Jahren im Kaffeegeschäft und war teils selber als Trader tätig.
Kaffeeimporte nehmen ab
Zahlen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit zeigen, dass die Menge und vor allem der Wert der Kaffeeimporte in den letzten Jahren zwar markant gestiegen ist – vor allem im Jahr 2022 – jedoch im letzten Jahr eine Delle erfuhren. 2023 wurden 8,1 Prozent weniger Kaffeebohnen und Kaffeezubereitungen in die Schweiz importiert, und deren Wert nahm gegenüber Vorjahr um 10 Prozent ab.
Seit Frühjahr 2023 hat sich laut Gastrosuisse die Preissteigerung bei Kaffee denn auch deutlich verlangsamt. Primäre Kostenfaktoren sind Mieten und Personalkosten – und nicht die Bohnenpreise.