«Es droht ein Cafésterben», schlägt der oberste Cafetier der Schweiz alarmistische Töne an. Auf Nachfrage räumt Hans-Peter Oettli (69), Präsident des Branchenverbandes Cafetier Suisse ein, dass nicht alle Austritte aus dem Verband in Zusammenhang mit der Coronakrise stehen. Es gebe auch Betriebe, die wegen Nachfolgeproblemen schliessen mussten. Eine Corona-Bilanz lasse sich erst im kommenden Frühling ziehen.
Klar scheint nur eines: Um Umsatzausfälle zu kompensieren und die langfristige Überlebensfähigkeit der Betriebe zu sichern, dürfte auch im kommenden Jahr ein weiterer Preisanstieg des Kaffees in der Beiz nötig werden. Dieser könnte happig ausfallen.
10 Prozent teurer
2020 ist der Preis für einen Café crème um drei Rappen angestiegen. Die Tasse Kaffee kostet also wieder gleich viel wie 2018, der leichte Rückgang aufgrund sinkender Kaffeepreise im letzten Jahr entlastet das Portemonnaie nicht mehr. Allerdings: «Wenn die Krise in der Gastronomie auch im kommenden Jahr anhält, können deutlichere Preiserhöhungen von bis zu 10 Prozent nötig werden, um den Umsatzrückgang durch die Beschränkungen des Schutzkonzepts aufzuheben», erklärt Oettli. Das heisst: Es droht ein Preisaufschlag über 40 Rappen pro Tasse Café crème!
Dagegen mutet der Preisanstieg 2020 moderat an: Im Schnitt musste dieses Jahr für eine Tasse Café crème in der Deutschschweiz 4.25 Franken bezahlt werden. Am teuersten ist der Kaffee – wenig überraschend – im Kanton Zürich mit 4.41 Franken. Es gibt Lokale in der Stadt Zürich, wo der Kaffeefreund für eine einzige Tasse Café crème 5.90 Franken berappen muss! Im Kanton Luzern kostet der Café crème im Schnitt 4.30 Franken, im Kanton Aargau und in der Zentralschweiz 4.25 Franken.
Nur die Norweger trinken mehr Kaffee
Mit einem pro Kopf Kaffeekonsum von 1084 Tassen pro Person rangiert die Schweiz auch im vergangenen Jahr weiter an der Weltspitze. 2019 waren einzig die Norweger mit einem Konsum von 1226 Tassen Kaffee pro Kopf die noch grösseren Kaffeetanten als wir. Österreich und Deutschland sind beim Kaffeetrinken keine wirkliche Konkurrenz mehr für die Schweiz.
Kaffee ist auch ein gutes Geschäft. Insgesamt hat die ganz Branche inklusive Maschinenhersteller und Hand eine Wertschöpfung von rund fünf Milliarden Franken erzielt, ein knappes Prozent der gesamten Schweizer Wirtschaftsleistung. (koh)
