Kantonsrat streicht Beitrag für kleinstes Skigebiet der Welt – Initiantin ist stinksauer
«Ich schäme mich einmal mehr für St. Gallen!»

Anita Zimmermann ist wütend und ein bisschen verzweifelt: «Wir Künstler können nicht mehr zurück. Es geht gar nicht anders.» Die Künstlerin und Initiantin will in der Stadt St. Gallen das kleinste Skigebiet der Welt eröffnen – doch jetzt fehlt ihr plötzlich Geld.
Publiziert: 04.12.2024 um 20:23 Uhr
1/5
Sie ist eine stadtbekannte Künstlerin in St. Gallen – und will nun die Herzen von Skifans im Sturm erobern: Anita Zimmermann.
Foto: leilablock

Auf einen Blick

  • Kleinstes Skigebiet der Welt in St. Gallen geplant, Finanzierung gefährdet
  • SVP lehnt Projekt ab, nennt es «absurde Idee linksgrüner Aktivisten»
  • 45'000 Franken aus Lotteriefonds abgelehnt, Gesamtkosten betragen 187'000 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_209.JPG
Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Kleine Skigebiete im ganzen Land kämpfen ums Überleben. Bestes Beispiel dafür ist der Bügellift in Heiden AR auf 813 Metern über Meer. In den letzten Jahren und Jahrzehnten beförderte das Mini-Skigebiet immer weniger Gäste – im Vergleich zu den 60er-Jahren sind die Betriebstage regelrecht eingebrochen. Die Betreiber wollen allerdings nicht aufgeben, machen und kämpfen weiter, wie sie gegenüber Blick versicherten.

Ein Kontrast zu dieser Entwicklung setzt ein ambitioniertes, aber umstrittenes Projekt in der Stadt St. Gallen. Vier Künstlerinnen und Künstler wollen für Februar und März 2025 das «kleinste Skigebiet der Welt» lancieren – und das mitten im Wohngebiet. Ein gerade mal 20 Meter langer Hang vor einem leerstehenden Gebäude an der Schneebergstrasse 50 mitsamt Beleuchtung und Après-Ski-Stand soll für Skispass in der Stadt sorgen. 

«Wir sind vier Künstler, die in St. Gallen etwas Grosses machen. Experten haben das erkannt und die Gelder gesprochen», erklärt Anita Zimmermann, Initiantin des Projekts, gegenüber Blick. Eine Einsprache gegen das Baugesuch bedrohte das Kunstprojekt – wurde aber vor wenigen Tagen zurückgezogen. Doch nun ziehen bereits wieder dunkle Wolken über dem «kleinsten Skigebiet der Welt» auf. 

«Im Parlament wurde das kaputt diskutiert»

Der St. Galler Kantonsrat hat am Dienstag den Beitrag von 45'000 Franken aus dem Lotteriefonds abgelehnt – nach einem kurzfristig eingereichten Streichungsantrag der SVP. Das Projekt sei zum Nachteil der Anwohner und aller anderen, «welche die Extrawurst der Künstler erleiden müssen», begründete die SVP ihre Ablehnung. SVP-Fraktionssprecher Christian Vogel nannte das Vorhaben eine «absurde Idee» und stellte es in den Kontext von «linksgrünen Aktivisten».

Dadurch fehlt den Initianten nun ein ordentlicher Batzen für den Mini-Skilift. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 187’000 Franken. Anita Zimmermann ist stinkhässig auf die SVP und die Politiker: «Im Parlament wurde das kaputtdiskutiert. Ich schäme mich einmal mehr für St. Gallen!» 

Wie geht’s weiter? «Wir können nicht mehr zurück»

Ein Projekt-Stopp kommt für sie trotzdem nicht infrage, wie sie gegenüber Blick klarmacht. «Wir Künstler können nicht mehr zurück. Alles ist vorbereitet zur Umsetzung. Wir sind guter Dinge, dass wir das trotzdem schaffen. Es geht gar nicht anders.» Ihre Energie sei jetzt «noch geladener», so Zimmermann. 

«Dabei geht es nicht um Frust. Es geht um Freude und das Miteinander», betont sie. Wo die Kunstschaffenden nun die fehlenden 45'000 Franken holen, lässt Zimmermann offen. Sie schliesst ihre Kampfansage an die SVP und andere Gegner des Skilifts mit den Worten: «So steil wie unsere Piste ist unser Mut, trotzdem steil weiterzumachen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.