Auf einen Blick
- In St. Gallen soll im Februar und im März ein Skilift laufen
- Der Lift kommt aus dem Südtirol, der Schnee von den Pfadschlitten der Stadt
- Wie die Nachbarn auf den Zielraum vor dem Schlafzimmer reagieren, dürfte entscheidend sein
In Zeiten, wo manch Skigebiet im Land ums Überleben kämpft, tut sich in St. Gallen Verwunderliches. Beim städtischen Bauamt liegt das Baugesuch für einen Skilift. Im Garten eines dreistöckigen Wohnhauses an der Schneebergstrasse 50 soll das kleinste Skigebiet der Welt entstehen, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet. Ganz klassisch mit Skilift, schwarzer Piste, Beleuchtung fürs Nachtskifahren und Stand für Aprés-Ski.
Die Piste ist zwar nur 20 Meter lang – aber richtig steil. Der Skilift soll aus dem Südtirol kommen, dort wird er nicht mehr gebraucht. In St. Gallen – auf 700 Metern über Meer – dürfte er nicht mehr als fünf Bügel haben. Der Schnee kommt laut den Initianten von der Stadt. Kunstschnee brauchen sie nicht. Das «weisse Gold» soll von den Räumungsequipen, welche die Strassen und Trottoirs vom Schnee befreien, angeliefert werden. Und dann mit einer Fräse über den Hang verteilt werden. So soll es «schneien» über der Stadt.
Wintersaison soll zwei Monate dauern
Treibender Kopf hinter der verrückten Idee ist die St. Galler Künstlerin Anita Zimmermann (67). Mit drei weiteren Kulturschaffenden hat sie die IG Skilift AG gegründet. Sie wollen das kleinste Skigebiet der Welt betreiben, in den Monaten Februar und März soll der Lift laufen. Das Zweifamilienhaus soll dafür umgebaut werden. Es gehört dem Immobilienentwickler Halter AG, der es den Initianten für die winterliche Zwischennutzung zur Verfügung stellt. Im Frühling wird es dann abgerissen.
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Zimmermann will «noch einmal den Wintersport zelebrieren», wie sie dem «St. Galler Tagblatt» erzählt, und sich an alte, schneereiche Zeiten erinnern. Sie will «Unmögliches möglich machen» und etwas wagen. Und als Kunstprojekt «ein ganz gewöhnliches Haus in etwas völlig Ungewöhnliches verwandeln».
Zielraum liegt vor dem Schlafzimmer
Es ist den Initianten ernst mit ihrem innerstädtischen Skigebiet. Sie betreiben einen grossen Aufwand. Und haben bereits Bauingenieure und Spezialisten für Seilbahn- und Liftinstallationen beigezogen sowie ein Architekturbüro beauftragt. Dabei geht es auch um die Verankerung des Liftes im Boden, eine Plattform fürs Anbügeln, um Auffangnetze und das Licht. Und eine Webcam, wie sie heute jedes Skigebiet hat, das etwas auf sich hält.
Zwei zentrale Fragen stehen im Raum. Wer zahlt das? Zahlen nennt Zimmermann keine. Gibt aber zu, dass die Finanzierung noch nicht gesichert ist. «Wenn wir wirtschaftlich denken würden, müssten wir das anders angehen. Aber wir müssen nicht so denken.»
Hat das Projekt Chancen? Wohl nicht. Alleine wegen des Lärms. Der «Zielraum» des Mini-Skigebiets liegt vor den Schlafzimmern von Dutzenden von St. Gallerinnen und St. Gallern. Deren Begeisterung für das Projekt dürfte sich in Grenzen halten.