Joe Ackermann zum CS-Untergang
«Ich wurde richtig wütend»

Der ehemalige CS-Banker und Deutsche Bank-Chef Joe Ackermann erzählt, wie er den Untergang der Credit Suisse erlebt hat.
Publiziert: 30.12.2023 um 10:30 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2023 um 10:57 Uhr
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Joe Ackermann war wütend über den CS-Untergang.
Foto: AP Photo/Matthias Schrader

Als am 19. März 2023 die Credit Suisse unterging, war Joe Ackermann, der ehemalige Chef der Deutschen Bank, weit weg. In Helsinki schaute er die Medienkonferenz. Doch mitgenommen habe ihn das Ende trotzdem, verrät er dem «Tages-Anzeiger» im Interview. «Ich wurde beim Untergang der CS richtig wütend.» Das Geschäftsmodell sei mit der Ertragskraft nicht vereinbarbar und die Bankspitze habe zu lange nicht richtig kommuniziert. Dazu kamen viele Personalwechsel. «Jeder hatte seine eigene Agenda.»

Ackermann selbst hatte vor seiner Zeit bei der Deutschen Bank bei der damaligen Kreditanstalt, der heutigen Credit Suisse, gearbeitet und schaffte es in die Chefetage. 1996 verliess er die Bank, nachdem er sich mit dem Verwaltungsrat überworfen hatte. 

Andere Lösung gewünscht

Ackermann hätte sich eine andere Lösung als die Übernahme durch die UBS gewünscht. Eine Verstaatlichung auf Zeit, welche die CS als zweiter Grossbank erhalten hätte. «Wettbewerb ist immer gut», sagt er gegenüber dem «Tages-Anzeiger». «Neben den Risiken gab es bei rascher Umsetzung auch erhebliches Gewinnpotenzial für den Staat.»

Bei der Credit Suisse sei es schon früh in eine falsche Richtung gegangen, nämlich als die Struktur der Bank geändert wurden und das internationale Geschäft den Investmentbankern übergeben wurde, sagt Ackermann. «Viele meiner Kritikpunkte, die ich auch noch heute habe, habe ich damals schon in meinem Kündigungsschreiben erwähnt.»

Boni zurückbezahlt

Ackermann kritisiert auch, dass mit der Strukturänderung damals die Bonuskultur stärker betont wurde. «Bonussysteme müssen so ausgestaltet sein, dass sie keine falschen Anreize mit sich bringen», sagt er. Auch Ackermann selbst stand wegen hoher Boni in der Kritik. Er gibt zu: «Bei der Deutschen Bank haben wir da auch Fehler gemacht.» Er habe zweimal freiwillig den Bonus zurückgegeben, rund zehn Millionen Franken vor Steuern.

Eine Aufforderung an die ehemaligen CS-Führungskräfte dasselbe zu tun, sei das aber nicht. Jeder Fall sei einzigartig «Fordern lässt sich das nur, wenn jemand direkt verantwortlich für einen Schaden ist und vorsätzlich gehandelt hat. Diese Beweiskette lässt sich kaum erbringen», sagt er gegenüber der Zeitung. «Am besten ist ein freiwilliger Bonusverzicht, wenn ein Unternehmen Verluste schreibt.» (bro)

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