«Ich kann nachts nicht mehr schlafen» – eindrücklicher Hilferuf von Flugbegleiterin
Amerikas Billigairline Spirit Airlines steht vor Grounding

Die Zukunft von Spirit Airlines steht auf der Kippe. Nach gescheiterten Fusionsgesprächen verhandelt die Airline nun mit Gläubigern, um das Grounding zu verhindern. Die Aktie ist dramatisch eingebrochen, die Mitarbeitenden bangen um ihre Jobs.
Publiziert: 13.11.2024 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2024 um 10:46 Uhr
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Eine A320-Maschine von Spirit Airlines während der Landung am La Guardia Airport in New York. Die Bestellung der neuen Airbus-Flotte wurde vorderhand zurückgestellt.
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Spirit Airlines kurz vor dem Insolvenzantrag
  • Fusion mit Frontier Airlines gescheitert, Mitarbeitende besorgt über Zukunft
  • Spirit-Aktie seit Jahresbeginn um über 80 Prozent eingebrochen
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

In Europa führen Easyjet und Ryanair den Preiskampf in der Airline-Industrie an – das Geschäft floriert, beide Unternehmen sind gesund. Ganz anders das Bild in den USA. Die amerikanische Billigfluggesellschaft Spirit Airlines steht laut einem Bericht des «Wall Street Journal» kurz vor dem Insolvenzantrag.

Nachdem Fusionsgespräche mit Frontier Airlines gescheitert sind, verhandelt Spirit nun intensiv mit seinen Anleihegläubigern. Ziel ist es, eine breite Unterstützung für einen Insolvenzplan zu sichern, der das Unternehmen restrukturieren und seine Schuldenlast abbauen soll. Insider berichten, dass ein offizieller Antrag in den nächsten Wochen erfolgen könnte. So könnte ein schmerzliches Aus und das Grounding der 60-jährigen Firma noch verhindert werden.

«Es fängt an, mir richtig schlecht zu werden»

Spirit hatte gehofft, dass eine Fusion mit Frontier Airlines – einer ebenfalls auf niedrige Ticketpreise spezialisierten Airline – beiden Unternehmen ermöglichen würde, ihre Kräfte zu bündeln und die operativen Kosten zu senken. Frontier, die lange als möglicher Rettungsanker für Spirit galt, entschied jedoch kurzfristig dagegen. Spirit befindet sich deshalb weiter in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten und muss dringend eine Lösung für Anleihen finden, die 2025 und 2026 fällig werden.

Inmitten dieser prekären Lage äussern sich auch die Mitarbeitenden zunehmend besorgt um ihre Zukunft. Eine Flugbegleiterin von Spirit veröffentlichte online einen eindringlichen Hilferuf: «Ich bin mir nicht sicher, wie ich damit umgehen soll, und zum ersten Mal überhaupt werde ich von Gedanken und Emotionen überwältigt. Ich kann nachts nicht schlafen.» Ihr werde langsam «richtig übel». Und weiter: «Ich habe das Bauchgefühl, dass ich lieber früher als später Massnahmen ergreifen muss», so die Flugbegleiterin, die sich mittlerweile nach einem neuen Job umschaut.

Desaster an der Börse

Derweil laufen «konstruktive Gespräche» mit einer Gläubigermehrheit über eine mögliche «gesetzliche Umstrukturierung», die allerdings den Totalverlust für die bestehenden Aktionäre bedeuten könnte. Um Zeit zu gewinnen, hat Spirit drastische Massnahmenn ergriffen: So wurden Wachstumspläne gestrichen, Flugzeuge verkauft und auch das Personal verkleinert. Ende Oktober konnte die Airline 23 Maschinen an das Unternehmen GA Telesis für 519 Millionen Dollar veräussern – ein beachtlicher Betrag, der jedoch das Schuldenproblem langfristig nicht löst. Gleichzeitig wurden 330 Piloten entlassen.

Spirit gab deshalb bekannt, dass die bereits schwachen Erträge durch hohe Betriebskosten und zusätzliche Belastungen weiter gedrückt werden. Die Entscheidung, die Gebühren für Umbuchungen und Stornierungen abzuschaffen, hat die Einnahmen weiter reduziert – allein im dritten Quartal 2024 fiel der operative Gewinn um 12 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. An der Börse bietet sich ein dramatisches Bild. Die Spirit-Aktie ist seit Anfang Jahr um über 80 Prozent eingebrochen – von 16 auf 3 Dollar.

Für die Misere gibts laut dem «Wall Street Journal» zwei Hauptgründe: Erstens sind da die seit Corona steigenden Betriebskosten in der amerikanischen Airline-Branche. Und zweitens befindet sich Spirit Airlines in einem heftigen Wettbewerb mit grösseren Fluggesellschaften, die ihre Preise gedrückt haben.

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