Hier verzweifelt ein Unternehmer an der Corona-Bürokratie
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«Ich bin langsam Game over»:Fitness-Unternehmer verzweifelt an der Corona-Bürokratie

«Ich bin langsam Game over»
Hier verzweifelt ein Unternehmer an der Corona-Bürokratie

Schnell und unbürokratisch sollen Gelder fliessen. Das ist die Idee hinter den Corona-Hilfen. Die Realität sieht anders aus. Ein Unternehmer aus dem Aargau verschafft sich auf Instagram Luft.
Publiziert: 12.03.2021 um 12:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2021 um 13:40 Uhr
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Alberto La Mattina: Unternehmer und Neo-Insta-Grösse.
Foto: Instagram
Marc Iseli

Alberto La Mattina (35) betreibt mit seiner Frau mehrere Sportstudios in Zofingen AG. Aktuell macht ihm die Pandemie zu schaffen. In einem Instagram-Video verschafft er sich Luft – und spricht vielen anderen Unternehmern aus der Seele.

Fast fünf Minuten dauert das Video. Es ist keine Haudrauf-Abrechnung mit den Behörden. La Mattina zeigt satirisches Talent, Sprachwitz, eine aussergewöhnliche Mimik. Der gebürtige Italiener könnte ein zweiter Deville sein. Sein Video: ein humorvoller Zwischenruf an die Behörden des Landes. Ein Fingerzeig in Richtung Bürokratie.

«Ich bin nahe an einem Magengeschwür», sagt er zu Beginn des Videos. La Mattina meint das ewige Ringen mit den unzähligen Formularen, das jeder Unternehmer im Land kennt. Er ist seit fast einem Jahrzehnt selbständiger Trainer, Ernährungsberater und Schwimmlehrer. Vor einigen Jahren legte er sein Business mit dem Geschäft seiner Frau zusammen. Gemeinsam betreiben sie vier Studios und eine Schwimmschule. Sie haben knapp 20 Angestellte und sind seit einem halben Jahr Eltern von Zwillingsmädchen.

Wie ein Play-Station-Spiel

La Mattina werde auf der Strasse immer wieder angesprochen, sagt er. Die Leute hätten das Gefühl, er werde ja unterstützt, bekomme Geld, alles laufe unbürokratisch. «Ich möchte auch mal einen Einblick geben in diese unbürokratische Welt», sagt La Mattina dann in seinem ersten Instagram-Video. «Sie ist wirklich im höchsten Mass unbürokratisch.»

Er dreht die Kamera zum Bildschirm. «Das ganze ist im Grunde aufgebaut wie ein Play-Station-Spiel», sagt La Mattina. «Man kämpft sich von Level zu Level, die Levels werden immer komplizierter, inzwischen bin ich bald bei Level 3 angelangt, aber auch Level 1 und 2 waren kein Plauschturnier.»

La Mattina hätte bereits alles angeben müssen. Umsatz, Lieblingsfarbe, Lieblingsessen, Schuhgrösse, selbst die Windelgrösse der Zwillingsmädchen, witzelt er – und öffnet eine weitere Datei. Die Behörden, er lebt im Kanton Aargau, wollen nochmals alle Details wissen. Für die Liquiditätsplanung.

«Macht es einfacher»

«Das ist jetzt wirklich unbürokratisch», sagt La Mattina hinter der Kamera. Man kann das Augenverdrehen erahnen. «So richtig unbürokratisch.» Der Kanton fordert detaillierte Angaben für jeden einzelnen Monat. «Zum Beispiel Fahrzeugkosten.» Auch Abfallgebühren müssen detailliert ausgewiesen werden.

Am Schluss des Formulars soll La Mattina beschreiben, was die grössten Einbussen seien, was deren Ursache sei und warum er in Liquiditätsnot sei. «Warum echt?», fragt er in die Kamera. «Weil wir behördlich schliessen mussten und weil ich mein Leben damit verbringe, solche Formulare auszufüllen», sagt er. «Ich bin langsam Game Over. Ueli, Simonetta und Konsorten: Macht es doch ein bisschen einfacher.»

La Mattina kommt zum Punkt: «Es reicht doch, wenn ich die finanziellen Abschlüsse der letzten Jahre liefere.» Er hätte weder 2017 noch 2018 oder 2019 Probleme gehabt. «Und dann im 2020, wo es hiess, dass wir alle schliessen müssen, haben die Probleme begonnen. Bis man Geld bekommt, muss man zuerst Jus studiert haben und ein Treuhänder sein», so der Personal Trainer.

Es ist das Schlusswort des Videos. Ein Treuhänder meldet sich in den Kommentaren. «Ja, genau so ist es», sagt er. «Oberste Stufe von Unbürokratisch.»

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