Ohne Fortura wären Fasnächtler, Chilbibuden-Betreiber und Messeveranstalter aufgeschmissen. Das Schweizer Traditionsunternehmen beliefert Schaustellerinnen, Marktfahrer, aber auch den Grosshandel in der ganzen Schweiz mit importierten Süssigkeiten, Plüschtieren und Partymaterial wie Konfetti, Girlanden und Co.
Zu normalen Zeiten macht der Grossimporteur mit fünf eigenen Läden hierzulande ein gutes Geschäft. «Aber was ist im Corona-Jahr schon normal?», fragt Roberto Papini (36), als er BLICK am Firmensitz in Zunzgen BL empfängt. Dem Mitglied der Fortura-Geschäftsleitung fehlt Fortuna: «So ein katastrophales Jahr hatten wir noch nie in unserer über 90-jährigen Firmengeschichte.»
Seit letztem Frühjahr dreht sich kaum mehr ein Riesenrad, bleiben die Wagen von Schiessbuden und Marktfahrern im Lockdown. «Wir haben hier seit praktisch einem Jahr Stillstand», sagt Papini. Auch die grossen Veranstaltungen wie Olma und Basler Herbstmesse, grössere Stadtfeste und jetzt die Fasnacht fielen aus. Seine Läden sind, wie viele andere auch, wegen dem Lockdown geschlossen.
Kundschaft wartet sehnlich auf Lockerung
So bleibt Papini auf Konfettisäcken, Deko-Artikeln für Geburtstage und Tausenden Kartons mit Plüsch- und Plastikspielzeug sitzen. Beim Rundgang durch Hochregallager fallen die vollen Regale auf, in denen sich Palettenware bis hoch an die Decke stapelt. «Dieser Anblick tut mir jedes Mal weh», sagt Papini. «Jetzt sitze ich auf einem Berg von Chilbiwaren und weiss nicht, wohin damit.»
Auch Odette Lang (58) geht es so. Die Fortura-Kundin macht sich grosse Sorgen um ihre Zukunft. Sie ist Schaustellerin in der dritten Generation und betreibt einen eigenen Schiess- und Spielbetrieb. Ihr Geschäft hat letztes Jahr unter den Chilbi-Absagen sehr gelitten. Im Vergleich zum Vorjahr machte Lang 85 Prozent weniger Umsatz. «Das hinterlässt ein sehr beklemmendes Gefühl. Jetzt ist die Lage wirklich dramatisch», berichtet Lang. Die Hoffnung wolle sie aber nicht aufgeben.
Familienvater sorgt sich um Zukunft des Betriebs
Das gilt auch für Importeur Papini. Wie es mit seinem Geschäft weitergeht, hängt davon ab, wie gut die Schweiz die Corona-Pandemie in den Griff bekommt. Ob und wann Messen, Jahrmärkte und Grossevents wieder stattfinden können, das stehe noch in den Sternen, sagt er. Und das treibt ihn um. «Für mich mit einer jungen Familie geht es jetzt um die Existenz.» Sein Vater habe sein Leben lang für die Firma gekrampft. «Er wollte mir ein gesundes Geschäft übergeben. Jetzt türmt sich ein Berg von Schulden auf», so der Familienvater. «Wie sollen wir das zurückzahlen?», fragt er sich. «Und wo soll das Geld für Investitionen herkommen?»
Heute beschäftigt er bereits 20 Mitarbeitende weniger als beim Ausbruch der Corona-Krise. Abgänge werden nicht mehr ersetzt. Kurzarbeit läuft. Fixkosten für Löhne, Suva, AHV, PK machten schnell mal 300'000 bis 400'000 Franken pro Monat aus.
Papini braucht dringend Härtefallhilfe
«Die Covid-Kredite vom Frühjahr haben wir voll ausgeschöpft. Wir bekamen sie schnell und unbürokratisch», sagt Papini. Ein anderer Fall seien die Härtefallhilfen. «Das zieht sich. Man wird vom einen an den anderen Ort verwiesen. Härtefallgelder zu bekommen, ist sehr mühsam.»
Papini hofft, dass im März dem Antrag für Härtefallgeld stattgegeben wird und die Auszahlung schnell stattfindet. «Ohne Unterstützung vom Staat sieht es für unser Familienunternehmen düster aus.»
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