Dieses Flugzeug könnte das Fliegen revolutionieren
2:35
Meilenstein in der Luftfahrt:Dieses Überschallflugzeug könnte das Fliegen revolutionieren

Hype um Concorde-Nachfolger – Airlines haben bereits 130 Jets bestellt
Comeback der Überschall-Flieger – was du dazu wissen musst

Historischer Moment für die Luftfahrt: Kürzlich flog erstmals seit der Concorde wieder ein ziviles Flugzeug schneller als der Schall. Mehrere Projekte wollen die «Königin der Lüfte» beerben. Nur: Der Überschallflug birgt einige Herausforderungen. Blick klärt auf.
Publiziert: 08.02.2025 um 19:37 Uhr
1/12
Die Boom XB-1 hat als erstes ziviles Flugzeug seit der Concorde die Schallmauer durchbrochen.
Foto: Screenshot

Auf einen Blick

  • Erster ziviler Überschallflug seit Concorde-Ende 2003 erfolgreich durchgeführt
  • Überschall-Passagierflüge versprechen kürzere Reisezeiten, haben aber Herausforderungen
  • Neuste Entwicklungen könnten die Probleme jedoch lösen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_243.JPG
Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Es war ein Meilenstein für Überschall-Passagierflüge: Vergangene Woche flog erstmals seit dem Concorde-Ende 2003 ein ziviles Flugzeug wieder schneller als der Schall. Dies gelang dem Testflugzeug Boom XB-1 der US-Firma Boom Supersonic am 28. Januar. Um exakt 17.33 Uhr war es so weit. Ein historischer Moment für das 2014 gegründete Unternehmen aus Denver – und ein erster Schritt hin zum ambitionierten Ziel, ab 2029 wieder eine Überschall-Maschine für den zivilen Flugverkehr am Start zu haben.

Trotz des derzeitigen Hypes: Es gibt gute Gründe, weshalb es bisher noch keine Nachfolgerin der legendären Concorde gegeben hat. Blick klärt auf, welche Herausforderungen es gibt. Und was Flugpassagiere dazu wissen sollten.

Was ist überhaupt ein Überschallflug?

Wer sich öfter in den Schweizer Bergen aufhält, kennt es sicher: Am Himmel rauscht ein Kampfjet vorbei – gefolgt von einem lauten Knall. Zu diesem Überschallknall kommt es, wenn Flugzeuge die sogenannte Schallmauer durchbrechen. Das bedeutet, dass der Flieger schneller als der Schall unterwegs ist. Die Schallgeschwindigkeit entspricht der sogenannten Mach-Zahl von 1, konkret sind das rund 1200 Kilometer pro Stunde. Militärjets fliegen mit etwa Mach 2, darum ist der Überschallknall am Boden erst zu hören, wenn der Flieger bereits wieder weg ist. Bei normalen Passagierfliegern liegt die Reisegeschwindigkeit zwischen 770 und 930 km/h, also stets unter Schallgeschwindigkeit.

Warum sind Flüge mit Überschallgeschwindigkeit so reizvoll?

Zeit ist Geld. Genau darin liegt der Reiz von Überschall-Passagierflugzeugen. Auf Basis des erfolgreichen Testflugs will Boom Supersonic nun den Passagierjet Overture bauen, der künftig Platz für 64 bis 80 Passagiere bieten und eine Geschwindigkeit von Mach 1,7 (das entspricht auf 10'000 Metern rund 1850 km/h) erreichen soll. Damit verkürzt sich der Flug von Zürich nach New York auf 4,5 Stunden – statt den heute üblichen 9 Stunden. Fliegen mit Überschall verkürzt also die Reisezeiten deutlich.

Weshalb gibt es derzeit keine Überschall-Passagierflüge?

Als die Franzosen und Briten in den 1960er-Jahren zusammen die Concorde entwickelten, sah es so aus, als ob der Überschall-Passagierverkehr die Aviatik künftig prägen würde. Die ab 1976 eingesetzte «Königin der Lüfte» war Symbol des technischen Fortschritts und des Luxus. Aber genau Zweiteres war ein Problem: Ein Concorde-Flug blieb den Reichen und Berühmten vorbehalten. So kostete ein Hin- und Rückflug über den Atlantik schnell mal 10'000 Dollar.

Der tragische Absturz der Concorde vor 20 Jahren
1:11
Nur 133 Sekunden in der Luft:Der tragische Absturz der Concorde vor 20 Jahren

Bereits 1969 bekam die Concorde grosse Konkurrenz: Die Boeing 747, auch als Jumbojet bekannt, nahm den kommerziellen Betrieb auf. Der legendäre Flieger konnte dreimal mehr Passagiere transportieren und brauchte viel weniger Treibstoff als der «Kerosinfresser» Concorde, was günstigere Tickets für Langstreckenflüge ermöglichte. Die Folge: Der Jumbojet lief der eleganten Königin den Rang ab. Von den geplanten 100 Concorde-Maschinen wurden letztlich nur 20 hergestellt. Zu teuer und reparaturanfällig waren sie. Zum letztlichen Ende hat auch der Absturz im Juli 2000 beigetragen, bei dem 113 Menschen ums Leben kamen. Es ist bis heute umstritten, ob British Airways und Air France mit ihren Concorde-Maschinen jemals Gewinn erwirtschafteten. Bisher ist es keinem Unternehmen gelungen, ein ziviles Überschall-Flugzeug zu bauen, das gleichzeitig die Anforderungen für ein einträgliches Geschäftsmodell erfüllt.

Welche Projekte werden derzeit verfolgt?

Es gibt neben Boom Supersonic noch weitere Unternehmen, die sich der Herausforderung stellen, ein Gewinn abwerfendes Überschall-Passagierflugzeug zu bauen. So entwickelt die US-Firma Spike Aerospace aktuell den schnellen Business-Jet Spike S-512 Diplomat – mit dem Versprechen, «die Welt in der Hälfte der Zeit befördern». Dazu hegt auch Russlands Präsident Wladimir Putin (72) ambitionierte Pläne. Die Idee: Seine Entwickler wollen eine legendäre Tupulev Tu-144, die sich mit der Concorde einen mehrjährigen Überschall-Wettkampf lieferte, zu einem Testflugzeug umbauen. Auf dieser Basis soll die «Concordski» also ein Comeback erleben.

Was spricht dafür, dass es bald wieder zivile Überschall-Flüge gibt?

Ein grosses Problem von Überschallfliegern: Sie verursachen viel Lärm. In den USA, nach China der wichtigste Markt in der Luftfahrt, ist es Passagierflugzeugen verboten, schneller als der Schall zu fliegen. Wie einst die Concorde soll deshalb auch die Overture von Boom Supersonic über bewohnten Gebieten nicht mit Überschallgeschwindigkeit unterwegs sein. Trotzdem wären die geplanten Mach 0,94 über Land nach Angaben des Herstellers immer noch etwa 20 Prozent schneller als herkömmliche Passagierjets. Gleichzeitig zeichnen sich Lösungen für die Lärm-Problematik ab: Derzeit arbeiten die US-Raumfahrtbehörde Nasa und der amerikanische Rüstungskonzern Lockheed Martin am Projekt Quesst. Mit diesem wollen sie beweisen, dass der Überschallknall auf ein erträgliches Mass reduziert werden kann. Auch der Spike S-512 Diplomat von Spike Aerospace soll ein «leises» Überschall-Flugzeug werden.

Die Concorde bestand damals zu grossen Teilen aus Aluminium. Heutzutage sind aber moderne Werkstoffe wie Titan und Karbon vorhanden, dank derer die neuen Flugzeuge deutlich leichter sein werden als die Concorde. Das bedeutet bessere Effizienz – und einen tieferen Kerosinverbrauch. Zudem verspricht beispielsweise Boom Supersonic, auf 100 Prozent nachhaltigen Treibstoff zu setzen. Das würde auch das Überschall-Fliegen klimafreundlicher machen.

Boom Supersonic hat es geschafft, mehrere Fluggesellschaften vom grossen Versprechen schneller Passagierjets zu überzeugen. American Airlines, United und Japan Airlines sowie weitere ungenannte Kunden haben 130 Overture-Maschinen vorbestellt. Der Traum vom schnellen Jetten zwischen Amerika und Europa lebt also wieder. Ob das in Zeiten von Homeoffice und Videocalls aber noch genügend gefragt ist, wird sich in ein paar Jahren zeigen. 


Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.