Auf einen Blick
- Russland plant neuen Überschalljet als Nachfolger der Concorde
- Witali Saweljew sieht Zukunft in zivilen Ultraschall-Passagierjets
- Der Jet soll Platz für 30 bis 50 Reisende bieten
Wladimir Putin (72) fliegt auf schnelle Flugzeuge. Seit Jahren hält Russland an den Plänen für einen neuen Überschalljet fest. Schon 2018 legte der russische Luftfahrtkonzern UAC erste Pläne auf den Tisch. Die Eckdaten des Projektes sind bis heute aktuell: Der Überschalljet soll Platz für 30 bis 50 Reisende bieten. Er soll mit Mach 2, also doppelter Schallgeschwindigkeit, unterwegs sein. Und bis zu 8000 Kilometer weit fliegen können.
Der russische Superjet wäre ein Coup. Er würde die legendäre Concorde beerben, die unbestrittene «Königin der Lüfte». Sie lieferte sich mit der sowjetischen Tupolew Tu-144 einen mehrjährigen Wettkampf. Die russische Maschine trug den Namen «Concordski». Spionagevorwürfe machten die Runde, weil der Russenjet technisch und optisch sehr nahe bei der Concorde lag. Bewiesen werden konnte den russischen Ingenieuren nie, dass sie abgekupfert haben.
Folgenschwerer Absturz
Die Concorde war in den Achtzigern das Symbol für technischen Fortschritt und Luxus schlechthin. In drei Stunden konnte man mit dem Überschallflieger von London nach New York fliegen. 2003 wurde der letzte elegante Jet der Air France stillgelegt. Zu teuer und reparaturanfällig war die Concorde geworden. Und im Juli 2000 waren bei einem Absturz 113 Menschen gestorben.
Jetzt kommt Bewegung in die Sache, wie das Aviatikportal «Aerotelegraph» schreibt. Witali Saweljew (70) äusserte sich Anfang November auf einem Kongress zum neuen zivilen Ultraschall-Passagierjet der Russen. Man werde auf Concorde und Tupolew Tu-144 zurückkommen, sagt der stellvertretende Ministerpräsident Russlands. «Denn das ist die Zukunft», glaubt Saweljew. Sein Wort hat Gewicht, war er doch bis 2020 Chef von Aeroflot. Die beiden Superjets seien ihrer Zeit voraus gewesen. «Russland hat gute Chancen, als erstes Land einen neuen zivilen Überschalljet zu bauen.»
«In einem ziemlich guten Zustand»
Bei Tupolew-Chef Konstantin Timofeev (59) kommen diese Aussagen gut an. Er bringt auch einen konkreten Vorschlag, wie man dem Projekt neuen Schub verleihen kann: Er will eine Tupolew Tu-144 zum «Laborflugzeug» umbauen. In Moskau stehe eine Maschine «in einem ziemlich guten Zustand», sagt er. Und schiebt auf dem Nachrichtendienst Telegram umgehend ein Foto nach. Es zeigt die Tu-144 mit der Kennung CCCP-77115.
«Die Wiederherstellung der Flugfähigkeit könnte der erste Schritt zur Wiederbelebung des Überschallflugverkehrs in unserem Land sein», sagt der Tupolew-CEO. Technisch sei das machbar. «Wenn wir in die Zukunft blicken, könnte ein Überschall-Passagier-Laborflugzeug sehr nützlich sein», sagt Timofeev. Die CCCP-77115 absolvierte ihren Erstflug im Jahr 1984 und war für Aeroflot vorgesehen, wie «Aerotelegraph» weiss. Bis 1986 wurde sie für Testflüge genutzt. Nun steht sie vielleicht kurz vor ihrem Comeback. Es wäre ein wichtiger Schritt für Putin und die wegen der Sanktionen des Westens arg gebeutelte russische Aviatikindustrie.