Wird dieser Überschall-Jet der Concorde-Nachfolger?
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Mit Mach 1,7 reisen
Mit der «neuen Concorde» dauert es noch

Boom! Und man ist in New York. So lautet das Ziel von Boom Supersonic, einem Hersteller von Überschall-Passagierflugzeugen. Doch trotz viel Hype gibt es auch viele Probleme.
Publiziert: 12.01.2023 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.01.2023 um 15:18 Uhr
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Aviatik-Fans sehnen die Rückkehr der Überschall-Passagierflugzeuge herbei. In diesem Jahrzehnt wird es damit wohl nichts mehr.
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Im Jahr 2023 jährt sich der letzte Flug der Concorde zum 20. Mal. Am 26. November 2003 war der Passagier-Überschalljet letztmals abgehoben. Aufgrund des tödlichen Unfalls in Paris drei Jahre zuvor, vor allem aber wegen der immensen Kosten für den Betrieb, gibt es seither nichts Vergleichbares mehr.

Doch manche Fluggesellschaften wollen zurück zum zivilen Überschallflug. Dafür kooperieren sie mit mehreren spezialisierten Flugzeugbauern. Der sichtbarste Akteur in diesem Segment ist die Firma Boom Supersonic mit Hauptsitz in Denver (USA). Die Firma stellte bereits 2017 erste Prototypen für Überschall-Passagierflugzeuge vor.

Der Durchbruch schien 2022 gelungen, als das Modell «Overture» präsentiert wurde. Dieses soll bis zu 80 Passagiere mit einer Geschwindigkeit von Mach 1,7 (2100 km/h) in 18 Kilometern Höhe bis zu 7800 Kilometer weit befördern können.

Für das Flugzeug gibt es bereits fixe Bestellungen: United Airlines, eine der grössten Fluggesellschaften der Welt, will 15 «Overture»-Flugzeuge kaufen, mit Option für 35 weitere. Auch American Airlines und Japan Airlines sind strategische Partnerschaften mit Boom eingegangen und haben Flugzeuge bestellt.

Noch in diesem Jahrzehnt?

Das im letzten Jahr formulierte Ziel lautete, spätestens 2029 kommerzielle Flüge mit der Overture aufnehmen zu können. Der Baustart soll 2024 erfolgen, die ersten Testflüge 2025. Welche Fluggesellschaft die Overture lancieren wird, ist noch nicht entschieden.

Die genannten Ziele dürften aber zu ambitioniert sein. Ein erstes Problem kam auf, als Triebwerkshersteller Rolls-Royce aus dem Projekt ausstieg. Kein anderer Hersteller wollte Triebwerke für diesen Zweck entwickeln. Immerhin konnte Boom im Dezember 2022 ankündigen, dass es zusammen mit Florida Turbine Technologies (FTT) ein eigenes Überschalltriebwerk entwickeln wird.

Name: «Symphony». Das ist kein Zufall: Das Triebwerk soll trotz der enormen Schubkraft alle gängigen Lärmvorschriften einhalten. Die Concorde war ihrerseits berüchtigt für ihren extremen Fluglärm.

Zu ambitionierter Zeitplan?

Wann und wo das Triebwerk gebaut wird, wurde aber nicht verraten. Ob das Boom-Montagewerk in Greensboro (USA) rechtzeitig für den Baustart 2024 fertig wird, ist fraglich.

Mit dem Ziel der Indienststellung der Overture im Jahr 2029 hat Boom also weniger als sieben Jahre Zeit, um sowohl ein völlig neues Triebwerk als auch ein völlig neues Flugzeug zu entwickeln, zu bauen, zu testen und zu zertifizieren. Das ist gelinde gesagt sehr ambitiös.

Die Konkurrenten beim Bau von Überschall-Passagierflugzeugen kämpfen ebenfalls mit Problemen. Leap Aerospace hat unter der Führung des südafrikanischen Tech-Moduls Priven Reddy ein Modell vorgestellt, das leiser sein soll und gar Senkrechtstarts hinlegen kann. Die Airline-Branche zeigt sich skeptisch, weil kaum mehr als das bekannt ist. Das Unternehmen Spike hat Probleme beim Bau des Überschall-Businessjets S-512 eingeräumt. Und die Firma Aerion Supersonic musste 2021 nach 19 Jahren Existenz den Betrieb einstellen, ohne jemals einen Überschalljet gebaut zu haben.

Auf die Schnelle nicht so grün

Es gibt noch weitere Fragezeichen, etwa beim Treibstoff. Boom versprach, dass der Überschallflieger mit sauberem Treibstoff betrieben werde, sogenanntem SAF (Sustainable Aviation Fuel). Daran hält das Unternehmen fest. Vorerst dürfte die Overture aber mit herkömmlichem Treibstoff betrieben werden.

Boom selber hat erklärt, dass die industrielle Herstellung und Nutzung von SAF im besten Fall zwischen 2035 und 2040 möglich werde. Dafür braucht es enge Kooperation zwischen privaten Investoren und staatlichen Institutionen. Ein Thema, das am kommenden WEF in Davos heiss diskutiert wird.

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