So verteidigt Donald Trump seine Zoll-Politik
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In Rede zur Lage der Nation:So verteidigt Donald Trump seine Zoll-Politik

HSG-Ökonom schlägt Alarm
Trump setzt Schweiz auf schwarze Liste – was bedeutet das jetzt?

«Man muss diese Liste und die damit verbundene Warnung sehr ernst nehmen», sagt HSG-Ökonom Reto Föllmi zu Blick. Dass Donald Trump die Schweiz auf die Länder-Liste mit «unfairen Handelsmethoden» gesetzt hat, gibt ihm zu denken.
Publiziert: 10.03.2025 um 16:29 Uhr
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Aktualisiert: 10.03.2025 um 16:59 Uhr
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16. Mai 2019: US-Präsident Donald Trump empfängt den damaligen Schweizer Bundespräsidenten Ueli Maurer im Weissen Haus.
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • USA setzen Schweiz auf Liste mit unfairen Handelsmethoden
  • Schweiz könnte Strafzöllen ausgesetzt werden, was Exporteure stark beeinträchtigen würde
  • Schweizer Unternehmen schaffen in den USA fast 500'000 Jobs
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Die Schweiz ist jetzt ins Visier von Zoll-Zampano Donald Trump (78) geraten. So haben die USA unser Land offiziell auf eine Liste von Staaten mit «unfairen Handelsmethoden» gesetzt. Das bestätigte Helene Budliger Artieda (60), Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), in einem Interview mit den Zeitungen von CH Media. «Man kann uns aber sicher nicht vorwerfen, unfair zu sein: Die Schweiz hat einseitig ihre Industriezölle abgeschafft, wir haben keine Pharma-Zölle. US-Unternehmen können ihre Produkte zollfrei in die Schweiz exportieren.»

Hinter dem Entscheid steckt Trumps Handelsdelegierter Jamieson Greer. Er forderte US-Unternehmen auf, vermeintlich unfaire Handelspraktiken von Partnerländern zu melden. Die Schweiz wurde offenbar verpfiffen. «Das war leider zu erwarten», sagt Reto Föllmi (50), Professor für Makroökonomie und Aussenhandel an der HSG, zu Blick. «Präsident Trump hat in einem Memorandum fünf Kriterien festgelegt. Die Schweiz steht insbesondere wegen der Handelsbilanz und der Wechselkurspolitik unter Beschuss, obwohl die USA selbst einen hohen Überschuss bei Dienstleistungen mit der Schweiz haben.»

«Ein Wohlfahrtsverlust»

Kurzfristig werde die Entscheidung keine direkten Konsequenzen haben. Aber Föllmi sagt: «Man muss diese Liste und die damit verbundene Warnung sehr ernst nehmen.» Denn Trumps Administration könnte auf Basis der Liste Massnahmen erlassen. Zum Beispiel Strafzölle, wie Föllmi ausführt. «Diese würden die Wettbewerbsfähigkeit und die Gewinne der Schweizer Exporteure stark schmälern. Ein Wohlfahrtsverlust über tiefere Dividenden und wohl auch geringere Löhne im Exportsektor wäre die Folge.»

Immerhin: Der HSG-Ökonom sieht es nicht als realistisch an, dass die Schweiz von spezifischen Strafzöllen getroffen werden würden. Sondern dass auch die Europäische Union (EU) involviert wäre. «Gegenzölle der EU würden zu einem Rückzug von US-Firmen führen, in diese Lücke könnten auch Schweizer Exporteure springen, sofern die EU nicht ihrerseits Zölle gegen die Schweiz erhebt», gibt Föllmi zu bedenken.

Was die Schweiz tun muss, um von der schwarzen Liste zu kommen

Noch besser wäre es, wenn die Schweiz von der schwarzen Liste wieder entfernt wird. Das ist auch das Ziel von Seco-Direktorin Budliger Artieda, wie sie gegenüber den CH-Media-Zeitungen sagte. Man habe gute Argumente, bei ausländischen Investitionen in den USA stehe die Schweiz auf Platz 6. «Und Schweizer Unternehmen schaffen in den USA fast eine halbe Million Jobs mit einem sehr hohen Einkommen von durchschnittlich 131'000 Dollar», so Budliger Artieda im Bericht.

Auch für Föllmi ist klar: «Die Schweiz muss nachweisen, dass sie keine unfairen Handelspraktiken verfolgt.» Entscheidend sei dabei, die Argumente nicht nur vorzubringen, sondern auch gezielt auf die handelspolitischen Prioritäten der USA auszurichten. «Die Handelsverantwortlichen in der Schweiz machen das meines Erachtens gut. Sie sind nicht laut, aber dafür effektiv», so Föllmi zu Blick.

Dennoch bleibt die Unsicherheit. Die Schweiz steht unter Trumps «America First»-Politik unter verschärfter Beobachtung. Und die Gefahr von Strafzöllen ist real. Ob und wann die Schweiz von der Liste gestrichen wird, bleibt völlig offen. Klar ist: Bern muss sich in Washington Gehör verschaffen. Bevor es zu spät ist. Bevor Trump die Strafzölle verhängt hat.

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