Der Lockdown im letzten Frühjahr hat die Migros durchgeschüttelt – positiv wie negativ. Während sich Lebensmittel, Toilettenpapier und andere Produkte des täglichen Bedarfs in den Einkaufswagen türmten und die Kassen klingeln liessen, blieben Letztere in den Fachmärkten wie SportXX, Melectronics und Micasa über Wochen stumm.
Unterm Strich hat der Detailhandel der Migros im Corona-Jahr dennoch ein sattes Umsatzplus hingelegt. Der Detailumsatz stieg devestitionsbereinigt um 7,2 Prozent auf 24,2 Milliarden Franken. «Die Migros hat das Extremjahr gut gemeistert», sagt Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (51).
Onlinehandel boomt
Die ganze Migros-Gruppe fuhr einen Umsatz-Anstieg um 4 Prozent auf 29,8 Milliarden Franken ein. Damit hat der orange Riese seine Rekordjagd auch im Corona-Jahr fortsetzen können. Jetzt kratzt die Migros erstmals an der Marke von 30 Milliarden!
Besonders rasant wuchs der Onlinehandel: Insgesamt kletterte der Online-Umsatz der Migros-Gruppe um 31 Prozent auf knapp 3 Milliarden Franken und trug damit erstmals mehr als 10 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Insbesondere explodierten die Umsätze des Online-Marktplatzes Digitec Galaxus: Plus 56,4 Prozent auf 1,7 Milliarden Franken. Auch der Internet-Supermarkt Migros Online (früher Le Shop) habe mit einem Wachstum von 40 Prozent wesentlich zur Steigerung beigetragen.
Aufgrund der Corona-Pandemie hatte die Migros im Laden und im Onlinehandel eine erhöhte Nachfrage zu bewältigen. Gleichzeitig erlitten Geschäftsfelder wie Reisen, Gastronomie sowie Fitness- und Freizeitangebote starke Einbussen. Der Reiseveranstalter Hotelplan erlebte indes das schwärzeste Jahr seiner Geschichte. Der Umsatz brach wegen der Reiserestriktionen um 38 Prozent auf 732 Millionen Franken ein.
Bio und nachhaltig sind im Trend
Als besonders beliebt erwiesen sich bei den Kundinnen und Kunden regionale und nachhaltige Produkte. Der Umsatz mit biologischen Lebensmitteln konnte um 15,6 Prozent gesteigert werden.
Bei Produkten mit ökologischem oder sozialem Mehrwert wurde mit einem Umsatz von 3,382 Milliarden Franken ein Wachstum von 7,4 Prozent erzielt.
Migros-Zahlen decken sich mit Coop-Zahlen
Auch beim Grossverteiler-Rivalen explodierten die Verkäufe von Produkten, die man täglich braucht. Coop hat 2020 zwar insgesamt leicht weniger umgesetzt als im Jahr vor der Corona-Pandemie. Über alle Geschäftsbereiche hinweg erzielte Coop ein Umsatzminus von 1,6 Prozent. Gesamtumsatz: 30,2 Milliarden Franken. Jedoch liessen Hamsterkäufe der Schweizerinnen und Schweizer den Umsatz im Bereich Detailhandel um 14,4 Prozent auf 12 Milliarden Franken steigen.
Im Online-Detailhandel kletterte der Umsatz um 35,2 Prozent auf 1,2 Milliarden Franken. Dabei ist der Online-Supermarkt Coop.ch – früher Coop@Home – sogar um fast 43 Prozent gewachsen.
Sowohl Coop als auch Migros geben ihre Gewinne erst zu einem späteren Zeitpunkt bekannt. So kann dann erst verglichen werden, wie produktiv und nachhaltig die beiden Detailhandelsriesen gewirtschaftet haben.
Coop hatte im 2018 dank des damals in mehreren europäischen Ländern florierenden Grosshandels die 30-Milliarden-Marke beim Umsatz überschritten. Nun erwies sich dieser im 2020 als Bremsklotz. Klar ist aber bereis: Das Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Detailhandelsriesen ist wieder neu lanciert.(lui/uro)