Auf einen Blick
- Kleinster Skilift der Welt in St. Gallen erhält keine Betriebsbewilligung
- Künstlerkollektiv plant Schnee-Einflug per Helikopter vom Aletschgletscher
- 45'000 Franken für Betrieb benötigt, 6000 Franken fehlen noch
Die Hiobsbotschaft kommt zwei Tage vor dem Start morgen Samstag: Der Skilift im kleinsten Skigebiet der Welt in St. Gallen bekommt keine Betriebsbewilligung. Probleme gibts mit dem Abbügeln. Die Abbügelstrecke ist nicht lang genug, wie das «St. Galler Tagblatt» schreibt. Skifahrerinnen und Skifahrer haben nicht genug Zeit und Raum, aus dem Lift auszusteigen, ohne direkt ins Haus zu krachen.
Dass das Projekt an einem derart offensichtlichen Punkt scheitert, erstaunt. Denn das Künstlerkollektiv um Anita Zimmermann (68) hat einen grossen Aufwand betrieben, um den Skilift mitten in einem Wohngebiet aufzubauen. Sie haben zusammen mit vielen Freiwilligen in der Abbruchliegenschaft an der Schneebergstrasse eine Wand herausgebrochen, den Garten gerodet, den alten Skilift aus Grub AR abgebaut, im Garten den Mast des Liftes aufgebaut. Während Wochen haben sie gearbeitet. Alles für nichts, wie sich jetzt zeigt.
Schnee aus der nahen Eishalle
Und doch: Das Aus nehmen die Künstler erstaunlich gelassen. «Das Wichtigste ist, dass der Skilift steht und läuft», sagt Christian Meier, einer der Initianten, der am Skilift auf der Ebenalp AI schon als Anbügler gearbeitet hat. «Wir prüfen, ob wir das mit einer Haftungsausschlusserklärung regeln können, so dass Interessierte den Lift auf eigene Verantwortung nutzen dürfen.» Ist dies nicht möglich, würden die Kunstschaffenden die Installation privat nutzen. Dann wären die Bestimmungen weniger streng, als wenn der Skilift kommerziell betrieben wird.
Dass im kleinsten Skigebiet der Welt derzeit gar kein Schnee liegt, gerät ob der Probleme mit der Bewilligung in den Hintergrund. Immerhin: Heute Freitagmorgen wurde Schnee der Eismaschine der nahen Eishalle Lerchenfeld per Lastwagen zum Haus gefahren. Er wird dann mit einer extra besorgten Schneefräse auf die 20 Meter lange schwarze Piste verteilt – aus dem Fenster der «Bergstation». Die Betreiber wollen es so schneien lassen.
6000 Franken fehlen noch
Für die Eröffnung von morgen Samstag – die wird mit Prosecco, Glühwein und einer Aktion von Künstler Roman Signer (86) gefeiert – wollen sie dann mit der ganz grossen Kelle anrichten. «Wir planen, mit einem Helikopter vom Aletschgletscher Schnee einzufliegen», sagt Meier. Ökologisch ist das fragwürdig. Auch ob es ökonomisch funktioniert, steht noch in den Sternen. Denn die 45'000 Franken, die die Künstlergruppe für den Betrieb des Skigebietes benötigt, sind immer noch nicht beisammen. 24 Stunden vor Ablauf der Sammelfrist fehlen noch 6000 Franken.
Meier wird nicht müde zu betonen, dass es ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen in erster Linie um ein Kunstprojekt gehe. Das Thema Skifahren würde die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringen. Es handle sich um eine Art von Kunst, die auch Kunst-Laien anziehe. «Und nicht nur den Inzestzirkus der Kunstszene», wie er sagt. Morgen um 15 Uhr soll der Lift erstmals laufen. Um 17.30 Uhr gehen dann die Scheinwerfer an zum Nachtskifahren – auch ohne Bewilligung.