Auf einen Blick
- Kleinstes Skigebiet der Welt entsteht in St. Gallen
- Künstlerkollektiv benötigt Bewilligung und technischen Leiter für Betrieb
- 187'000 Franken Kosten, erst 20'350 Franken durch Crowdfunding gesammelt
In St. Gallen arbeitet das Künstlerkollektiv um Anita Zimmermann (68) und ihre Helfer fleissig am kleinsten Skigebiet der Welt. Am 1. Februar soll der Lift, der 60 Jahre lang in Grub AR stand, an der Schneebergstrasse 50 zum ersten Mal Wintersportler in die Höhe ziehen. Sie können dann die 20 Meter lange schwarze Piste hinunterwedeln. Das obere Schwungrad ist bereits im leerstehenden Wohnhaus installiert. Am letzten Wochenende wurde das Fundament für die Talstation ausgehoben. Derzeit wird in einer Werkstatt am einzigen Mast des Liftes mit fünf Bügeln geschweisst, wie die Initianten in den sozialen Medien zeigen.
Alles auf Kurs also? Nicht ganz, noch immer fehlt den Betreibern Geld. 187'000 Franken kosten Bau und Betrieb des Skigebietes. 45'000 Franken davon hätten aus dem Lotteriefonds kommen sollen. Das hat der SVP aber nicht gepasst, sie hat den Betrag für das Kunstprojekt im St. Galler Kantonsrat gestoppt. Anita Zimmermann hat sich darüber zwar aufgeregt. Unterkriegen lässt sich die Künstlerin aber nicht. Mit einem Crowdfounding sollen 45'000 Franken zusammenkommen.
Auch der Mini-Lift braucht einen technischen Leiter
Ganz so einfach gestaltet sich das Geldsammeln aber nicht. Spenderinnen und Spender haben erst 77 Tageskarten gekauft, die für 80 Franken feilgeboten werden. Von den Skiliftbügeln, die mit dem Namen des Geldgebers versehen werden und 5000 Franken kosten sollen, ist noch gar keiner verkauft. Total hat die Aktion bis jetzt erst 20'350 Franken eingespielt – 14 Tage vor der ersten Fahrt des Liftes.
Das Finanzielle ist aber nicht die einzige Herausforderung, die sich den Betreibern des Mini-Liftes stellt. Einfach so einen Skilift in den Garten stellen und damit Wintersportler transportieren kann man in der Schweiz nämlich nicht. Man muss eine ganze Menge Anforderungen erfüllen. Und zwar in Sachen Versicherung, technischer Abnahme und Schulung des Personals.
Kontrolleure schauen sich den Lift genau an
«Wir haben die Künstlergruppe darauf aufmerksam gemacht, dass der Skilift eine Betriebs- und Personenbeförderungsbewilligung benötigt, und dazu aufgefordert, ein entsprechendes Gesuch einzureichen», heisst es auf Anfrage beim Amt für Raumentwicklung und Geoinformation des Kantons St. Gallen. Dieser Aufforderung sei die Künstlergruppe mittlerweile nachgekommen. «Das Gesuch wird von der Kontrollstelle IKSS bearbeitet, sobald alle Unterlagen eingetroffen sind.» Also von der technischen Kontrollstelle des interkantonalen Konkordates für Seilbahnen und Skilifte mit Sitz in Spiez BE.
Die Kontrolleure schauen sich den Lift dann vor Ort an. «Eine örtliche Begehung erfolgt aber erst, wenn alle Gesuchsunterlagen eingetroffen sind», heisst es. Zudem muss das Künstlerkollektiv einen technischen Leiter ernennen. «Er muss eine entsprechende Ausbildung absolviert haben», heisst es beim Kanton. Dort betont man auch: «Wäre der Skilift eine reine Kunstinstallation ohne Personenbeförderung, könnte auf eine Bewilligung verzichtet werden.» Dass Anita Zimmermann und ihre Kolleginnen und Kollegen den Lift auch für die Bevölkerung laufenlassen und Tickets verkaufen, kompliziert die Sache also massiv.