Fast 60 Prozent der 1,8 Millionen Wohngebäude in der Schweiz heizen mit Gas oder Öl. Vor dem Hintergrund der Energieknappheit ist das ein stolzer Anteil. Am höchsten ist die Konzentration in den Zentren: In 71 Prozent der bewohnten Liegenschaften von St. Gallen, über Zürich, Bern bis Genf halten fossile Brennstoffe die Bewohnerinnen und Bewohner warm.
Eine exklusive Analyse der Zürcher Kantonalbank (ZKB) für Blick zeigt, welche Städte am schlechtesten abschneiden. Genf führt die Top Ten der Klimasünder an: 93 Prozent aller Wohngebäude in der Westschweizer Kantons haben eine Öl- oder Gasheizung. Auf dem zweiten Platz liegt Biel mit 91 Prozent. Bern und Luzern schaffen mit 86 Prozent den dritten Platz.
Altbauten sind das Problem in Städten
«Die Städte haben ein Problem», sagt Ursina Kubli (43), leitende Immobilien-Expertin bei der ZKB. Ölheizungen finden sich oft in Altbauten. «Und gerade in Städten gibt es davon viele», weiss Kubli.
Dass Genf die Top Ten der Klimasünder anführt, hat einen Grund. Ein Gesetz soll dort verhindern, dass Mieten noch weiter ansteigen. Ein Überwälzen der Kosten für Instandhaltung, Sanierung und Renovierung auf die Mieterschaft ist damit ausgeschlossen.
Diese Regelung führt dazu, dass die Eigentümer kaum noch in Sanierungen investieren. Entsprechend ist die Gebäudequalität allgemein schlechter.
Basel ist vorbildlich
Basel schneidet mit einem Anteil an Gas-und Ölheizungen von 54 Prozent am besten ab. Entscheidend dafür ist, dass die Stadt Basel ein gut ausgebautes Fernwärmenetz hat.
In Zürich, Basel und Bern heizen Haushalte schweizweit am meisten mit Gas. «Bezüglich Gasheizungen muss man fairerweise sagen, mindestens bis 2016 war Gas eine günstige Art, zu heizen», sagt Kubli. Gerade stark besiedelte Gebiete eigneten sich gut für ein Gasleitungsnetz.
Die Gasversorgung ist bedroht
Trotzdem ist klar: Beide fossilen Brennstoffe schaden dem Klima. Und seit dem Beginn des Ukraine-Krieges auch dem Portemonnaie. Denn der Preise für Gas stiegen steil an, jene von Öl schwanken stark auf hohem Niveau.
Dazu kommt: Wer aktuell mit Gas heizt, muss diesen Winter nicht nur steigende Kosten, sondern auch eine Knappheit befürchten. Denn der russische Präsident Wladimir Putin (69) bringt immer wieder Gas-Lieferstopps auf die Agenda der europäischen Politik.
Geringverdiener am stärksten betroffen
Wer günstig wohnt, zahlt nun einen hohen Preis. «Die steigenden Nebenkosten fürs Heizen treffen das untere Mietsegment am stärksten», sagt Kubli. Denn fossile Heizungen erreichen bei den günstigsten 25 Prozent aller Wohnungen einen Anteil von 81 Prozent.
Dazu kommt, dass solche Wohnungen meist schlechter isoliert sind. Das heisst: Es geht viel Wärme verloren. Umso mehr muss geheizt werden. Und umso stärker treffen die Preisauswüchse die Haushalte.
Wen die hohen Stromkosten treffen
Wärmepumpen sind eine umweltfreundliche Alternative. Allerdings kommt auch diese Art zu heizen diesen Winter teurer zu stehen. Denn Strom kostet ab 2023 ebenfalls deutlich mehr. Wie gross der Aufschlag ist, ist von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich.
Wärmepumpen sind in Städten vor allem in Neubauten und im teuren Mietsegment anzutreffen. Bei den teuersten 25 Prozent der Mietwohnungen ist der Anteil an Wärmepumpen mit 20 Prozent am höchsten. Der Strompreisaufschlag trifft in den Städten deshalb vor allem Bewohner von Luxuswohnungen.
Stadt-Zürcher mit Wärmepumpen haben allerdings Glück. Für sie kostet die Kilowattstunde Strom 22,39 Rappen – das ist kaum mehr als bisher. Anders sieht es in Bern, Biel und Basel aus. In diesen Städten kostet die Kilowattstunde Strom ab 2023 über 30 Rappen, was über dem Schweizer Schnitt von 27 Rappen liegt.