Heisse Lava – bekommen Reisende kalte Füsse?
Warum Vulkanausbrüche den Island-Tourismus nicht bedrohen

Vor Kurzem kam es im Südwesten Islands zum vierten Vulkanausbruch innert drei Monaten. Ein Geologe erklärt, weshalb diese jüngsten Ausbrüche keine Gefahr darstellen.
Publiziert: 20.03.2024 um 08:09 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2024 um 08:47 Uhr
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Schrecklich schön: Anwohner beobachten den Lavastrom nahe Grindavík am 16. März 2024. Vulkantouristen sind aber unerwünscht.
Foto: AFP
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Droht Island eine Vulkan-Krise? Im Südwesten des Landes, auf der Halbinsel Reykjanes nahe der Ortschaft Grindavík, ist am 16. März erneut Lava ausgetreten. Es ist der vierte Vulkanausbruch innert drei Monaten. Auch in den drei Jahren zuvor gab es schon Ausbrüche in der Region.

Laut ETH-Professor Olivier Bachmann (51) stellt sich die Frage, ob die Vulkane auf der Halbinsel in den kommenden Jahren in einen neuen Aktivitätszyklus eintreten: «Der Ort wird nun genau überwacht, um alle Bewegungen festzustellen.» Das isländische Meteorologische Institut rechnet in den kommenden Jahren mit andauernder vulkanischer Aktivität in der Gegend. Was heisst das für die Zukunft des bei Touristen beliebten Reiselandes im Norden?

Für Island als Ganzes bestehe wenig Gefahr. Die Ausbrüche auf der Reykjanes-Halbinsel sind nicht sehr gross. Es handelt sich um Spalteruptionen, bei denen Lava austritt, aber keine Aschewolken oder Gase, und es sind auch keine explosiven Eruptionen. Deshalb sind die Auswirkungen nur lokal.

Tourismus läuft fast normal

Die «Blaue Lagune», ein bei Touristen beliebtes Thermalfreibad, ist zum wiederholten Male geschlossen. Die Region Grindavík ist weiträumig gesperrt. Die Reiseveranstalter sind deswegen nicht beunruhigt. «Für die Region Grindavík sind die Eruptionen einschneidend, ansonsten aber lässt sich Island völlig problemlos bereisen», hält Bruno Bisig (53), CEO des Nordländer-Spezialisten Kontiki Reisen, fest.

Der internationale Flughafen in Keflavík, eigentlich nahe der Vulkanausbrüche gelegen, ist offen und alle Flüge erfolgen nach Plan. Das touristische «Goldene Dreieck» nahe Reykjavík oder auch die Rundstrasse um ganz Island sind nicht gesperrt.

Rückmeldungen besorgter Touristen gab es bei Kontiki bislang nur spärlich. «Die Vulkanausbrüche haben mittlerweile keinen Überraschungseffekt mehr», sagt Bisig. Er rechnet wegen der Geschehnisse auf der Halbinsel Reykjanes nicht mit schwindendem Interesse an Island.

Aber auch nicht mit Mehrgeschäft: «Die Vulkane sind in Island durchaus eine Attraktion, aber die isländischen Behörden wünschen keine Vulkantouristen bei den Eruptionen.» Zumal Spalteruptionen zwar aus der Nähe beobachtet werden können, aber trotzdem nicht ungefährlich sind. Etwa, wenn Lava auf Wasser trifft, was im vorliegenden Fall möglich ist, und explosive Verdampfung erfolgt.

Für grössere Ausbrüche vorbereitet

Bachmann hält fest, dass es in Island immer wieder grössere Ausbrüche geben kann. Wer erinnert sich nicht an den Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010, dessen Aschewolke den europäischen Luftverkehr lahmlegte?

Sollten grössere explosive Eruptionen anderer isländischer Vulkane bevorstehen, seien die Behörden vor Ort für solche Ereignisse aber gründlich vorbereitet. «Es gibt zahlreiche Überwachungsmethoden», so Bachmann. Einheimische und Reisende würden früh genug gewarnt.

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