Die Bewohner des isländischen Fischerorts Grindavík kommen nicht zur Ruhe: Nach knapp einem Monat meldete der isländische Wetterdienst (IMO) am Sonntagmorgen einen erneuten Vulkanausbruch nördlich von Grindavík. In der Nacht habe die Erde zunehmend gebebt, und gegen 3 Uhr (4 Uhr Schweizer Zeit) sei der kleine Ort vorsorglich evakuiert worden, meldete der öffentliche Rundfunk.
Luftaufnahmen des isländischen Rundfunksenders RÚV zeigten am Sonntag, wie ein glutroter Lavastrom mindestens zwei Häuser am nordöstlichen Rand des Küstenortes Grindavík in Brand setzte. Das flüssige Gestein stammte offenbar aus einem weiteren Erdspalt, der noch einmal näher an dem Ort lag als die ursprüngliche Eruptionsstelle. Auf beiden Seiten der Schutzwälle, mit deren Bau im Norden der kleinen Gemeinde begonnen wurde, tat sich laut IMO erneut eine Spalte auf. Auf Überwachungsaufnahmen aus der Nacht waren erneut rot glühende Lava-Fontänen zu sehen.
Menschenleben seien nicht in Gefahr, teilten die Behörden mit. Der isländische Präsident Gudni Th. Jóhannesson will am Abend eine Rede an die Nation halten.
Grösste Vulkanregion Europas
Der Vulkanausbruch ist der fünfte in Island innerhalb von zwei Jahren. Zuletzt war am 18. Dezember nach wochenlangen Erdbeben nahe des südwestlich der Hauptstadt Reykjavik gelegenen Fischerstädtchens schon einmal ein Vulkan ausgebrochen.
Die 4000 Einwohner von Grindavík mussten damals ihre Häuser schon Wochen zuvor vorsorglich verlassen. Nachdem sich die Lage wieder beruhigt hatte, durften sie seitdem für kurze Zeiten in ihre Häuser zurückkehren. Nun wurde in der Nacht kurzfristig erneut die komplette Evakuierung des Orts angeordnet.
Island ist mit mehr als 30 aktiven Vulkansystemen die grösste und aktivste Vulkanregion Europas. Der Inselstaat im Nordatlantik liegt auf dem sogenannten Mittelatlantischen Rücken, der die eurasische und die nordamerikanische Erdplatte trennt. (AFP/SDA)