Die Bilder des Vulkanausbruchs in Island gehen derzeit um die Welt. Nach mehreren Erdbeben öffnete sich am Montagabend auf der südlichen Reykjanes-Halbinsel ein vier Kilometer langer Spalt, aus dem seither Lava austritt. Die isländischen Behörden veröffentlichen dazu spektakuläre Bilder in den sozialen Medien.
An diesen Bildern hat Sabrina Dedler (39) nicht allzu viel Freude. Die Luzernerin ist vor sieben Jahren nach Island ausgewandert, lebt in der Stadt Stadt Selfoss in Südisland zusammen mit ihrem Mann und den beiden Söhnen. Zu Blick sagt die Geschäftsführerin eines Tourismusresorts und Hair- und Make-up-Artistin: «Ich bin froh, dass der Vulkan endlich ausgebrochen ist.»
Verunsicherte Touristen
Grund dafür ist, dass der Vulkan seit Wochen für viel Verunsicherung sorgt. «Die Buchungen der Touristen in ganz Island sind um zehn Prozent zurückgegangen, die Menschen haben Angst», sagt Dedler. Doch diese Angst sei unbegründet. «Das Leben hier geht seinen gewohnten Gang, der Flughafen ist offen, Menschen sind keine in Gefahr.»
Dennoch seien viele falsche Informationen im Umlauf. «Irgendwie ist beispielsweise der Eindruck entstanden, dass das von der Lava bedrohte Fischerdorf Grindavík gerade noch so evakuiert werden konnte. Dabei sind die Bewohner schon seit fünf Wochen weg», so Dedler.
Auch der Flugverkehr sei nicht beeinträchtigt, sagt die Auswandererin weiter. Der Grund: Der Vulkan liegt offen an Land und nicht unter einem Gletscher. «Deshalb wird keine Asche in die Luft getragen.» Asche in der Luft kann den Flugverkehr beeinträchtigen.
«Ein Naturschauspiel»
Natürlich schaut sich auch Sabrina Dedler die Bilder des Ausbruchs im Fernsehen an. Und hofft, dass die Evakuierten bald wieder in ihre Häuser zurückkehren können. Sie sagt aber auch: «Die Lava in der Dunkelheit sieht schon cool aus.». Dedler findet, dass die Menschen die Sache auch realistisch einschätzen sollten. «Durch den Aufnahmewinkel entsteht teilweise der Eindruck, dass die Lava nur noch wenige Meter vor den Häusern entfernt ist. Das stimmt so aber nicht.»
Von einem Ausnahmezustand will die 39-Jährige deshalb nicht reden. «Wir in Island sind an Vulkane gewöhnt.» Den Touristen rät sie unterdessen: «Geniesst einfach das Naturschauspiel.»