Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel herrscht seit Montagabend Ausnahmezustand. Der Fagradalsfjall-Vulkan unweit des 4000-Seelendorfes Grindavik ist ausgebrochen. Bilder zeigen, wie die Lava aus einem kilometerlangen Riss in der Erde ausläuft. Tausende Anwohner mussten evakuiert werden.
Olivier Bachmann ist Vulkanologe an der ETH Zürich und beobachtet das Geschehen in Island schon seit längerem. «Die Halbinsel Reykjanes ist seit Anfang 2021 ganz aktiv. Wir verfolgen die Entwicklung dieser Eruptionen seit einigen Jahren», sagt der Professor zu Blick.
«Wenn das Magma Gewässer berührt, wirds explosiv»
Der Ausbruch kommt Experten zufolge nicht überraschend. Eine Erdbeben-Serie hat bereits seit Wochen darauf hingedeutet, dass es unter der Erde des Fagradalsfjall mächtig brodelt. Das bestätigt auch Bachmann: «In den letzten Wochen kam es in der Region Grindavik und ‹Blue Lagoon› zu zahlreichen Erdbeben und Bodenverformungen.»
Diese haben offenbar am Montag ihren Höhepunkt erreicht – aus einem vier Kilometer langen Riss in der Erde spuckt der Vulkan Lava. Doch ist der Ausbruch ein Vorbote von etwas Grösserem? Der Experte zu Blick: «Der Ausbruch könnte viele Tage bis Wochen dauern.»
Trotzdem werde der Ausbruch vermutlich wie die Eruptionen von 2021, 2022 und 2023 weitgehend effusiv bleiben – sprich: Es werden lediglich Lavaströme und Lavafontänen erzeugt. «Wenn das Magma jedoch ein Gewässer berührt, wird es möglicherweise für einige Zeit explosiver», weiss Bachmann.
Wann sich die Lage wieder beruhigen wird, sei zu diesem Zeitpunkt schwer zu sagen. «Wir müssen die Entwicklung der Situation beobachten, um dies besser einschätzen zu können.»