Hat sich die Migros hier verzettelt? Erst vor wenigen Wochen bestätigte die Migros Blick-Recherchen, dass sie an den Supermarkt-Kassen die Einkaufsquittungen ab sofort nur noch auf expliziten Wunsch der Kundschaft ausdruckt. Damit will der orange Riese 100 Tonnen Papier pro Jahr einsparen und der Umwelt Gutes tun.
Doch der Verzicht auf den Standard-Ausdruck der Bons bringt Probleme mit sich, die der Grossverteiler offenbar unterschätzt hat. Ganz ohne Kassenzettel geht es nicht überall in der Migros. Das betrifft die Filialen, in denen Automatenkassen stehen, die über ein Self-Checkout-System mit Schranken verfügen. Denn diese lassen sich nur via Barcode des ausgedruckten Kassenbons öffnen. Und den gibts am Automaten der Kasse auch nur noch auf Verlangen.
Das sorgt für Verwirrung bei den Kundinnen und Kunden. Leserreporter nennen die Migros-Filiale am Kreuzplatz in Zürich. Dort steht offenbar eigens ein Mitarbeiter, der den Kunden ohne Kassenzettel-Ausdruck mit einem «Barcode-Schlüssel» die Schranken öffnet. Eine «komplette Fehlplanung» habe der Migros-Mann dazu gesagt. Er muss offenbar regelmässig den Portier spielen, anstatt Regale einräumen zu können.
Andere Filialen gehen offenbar pragmatischer vor. Laut mehreren Leserreporter-Schilderungen aus der Migros-Filiale Albisriederplatz in Zürich steht dort die Schranke einfach offen. Es braucht beim Ausgang somit weder Kassenzettel noch abkommandierte Mitarbeitende. Doch damit erübrigt sich der Zweck der Schranke.
Zur Erinnerung: Die Migros hatte die Schranken vor einem Jahr in «Brennpunkt-Filialen» – wo es besonders oft zu Diebstählen kommt – eingeführt, um Ladendiebstahl zu unterbinden. Vorderhand in der Verkaufsregion Zürich, teilweise auch in anderen Regionen des Migros-Genossenschaftsbundes.
Was sagt die Migros?
Nachfrage bei der Migros. Ohne Kassenbon macht das Schrankensystem offenbar wenig Sinn. Wird es wieder abgeschafft? Die Genossenschaft Migros Zürich verneint: «Die Schwenkarme sind in Betrieb und bleiben es auch.» Es gebe in Sachen Schranken «keine News», so ein Sprecher.
Zurück bleiben Kunden, die ganz umweltbewusst auf den Kassenzettel verzichten und dann vor verschlossenen Schranken stehen und Hilfe brauchen. Oder Migros-Filialen, die das Problem auf eigene Faust lösen.
Keinen Ärger gibt es beim Discounter Lidl. Bei diesem gilt schon seit längerem: ohne Kassenbon kein Austritt beim Self-Checkout. Doch der Discounter hat die Kassenzettel auch noch nicht abgeschafft.