Häuserpreise erneut gesunken
«Jetzt ändern sich die Spielregeln am Immobilienmarkt»

Das Preisgefüge am Immobilienmarkt verändert sich gerade. Die Preise sind teilweise ins Rutschen gekommen. Und damit ändern sich auch die Spielregeln, die diesen Markt über die letzten Jahre geprägt haben.
Publiziert: 05.12.2022 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2022 um 09:25 Uhr
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Die Angebotspreise für Einfamilienhäuser sind im November gefallen.
Foto: Zamir Loshi
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Am Immobilienmarkt wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel. Die Verkäufer sind vorsichtiger geworden, verzichten auf die maximale Rendite für ihr Einfamilienhaus, das sie auf den Markt bringen. Das zeigt der Swiss Real Estate Offer Index. Dieser ist im November zum zweiten Mal in Folge gesunken und offenbart einen spürbaren Rutsch der Preise bei Einfamilienhäusern.

Ist das nun die Trendwende am Immobilienmarkt, wird sich das Abrutschen der Preise in den nächsten Monaten noch beschleunigen? «Nein, eine Trendwende lässt sich daraus nicht ableiten», sagt Robert Weinert (44), Co-Leiter Research bei der Immobilienberatung Wüest Partner. «Die Preise sind nicht im freien Fall, viele Preisindikatoren deuten auf einen noch stabilen Markt hin.» Claudio Saputelli (53), Leiter Immobilienanalyse bei der UBS, spricht von einem «robusten Markt» und ergänzt: «Momentan sind die Zahlen noch überraschend gut, es braucht negative Wachstumsraten über mehrere Monate, bis man von einem Abwärtstrend sprechen kann.»

Steigende Wohnkosten für alle

Auch Donato Scognamiglio (52), Chef der Immobilienberatungsfirma Iazi, möchte nicht dramatisieren, gibt aber zu bedenken: «Jetzt ändern sich die Spielregeln am Immobilienmarkt.» Denn das Umfeld hat sich verändert, Hypozinsen und Nebenkosten steigen, die Inflation nagt am Budget. «Langsam begreifen die Leute: Es wird teurer, wenn ich kaufe.» Die Wohnkosten steigen auch für Hausbesitzer – nicht nur für Mieter.

Dazu kommt die Ungewissheit über die künftige Entwicklung der Wirtschaft. Zu viele Fragezeichen und zu grosse Unsicherheit, um wirklich in Ruhe über den Kauf eines Hauses nachzudenken. Potenzielle Käufer werden vorsichtiger, rechnen genauer, ob nicht vielleicht Mieten doch besser als Kaufen wäre.

Anzeichen für Abkühlung

All das preisen verkaufswillige Hausbesitzer in ihr Angebot ein, entsprechend sinken die Preise leicht – oder steigen zumindest nicht mehr im bislang bekannten Mass an. Während Corona gab es in bestimmten Regionen Preissteigerungen um bis zu zehn Prozent innert Jahresfrist.

Anzeichen für eine leichte Abkühlung gibt es allerdings schon. «Das Angebot an Objekten hat etwas zugenommen, die Nachfrage dagegen leicht abgenommen», hat Weinert von Wüest Partner beobachtet. Saputelli von der UBS geht noch einen Schritt weiter, erzählt von seinen Erfahrungen im Gespräch mit Kunden: «Die Nachfrage hat entscheidend nachgelassen. Die Zahl der Reservationsverträge ist um 60 bis 70 Prozent zurückgegangen.»

Kaufwillige stehen also nicht mehr Schlange, um das Objekt ihrer Wahl zu kaufen. Umgekehrt heisst das aber auch: Verkäufer können die Preise nicht mehr beliebig nach oben treiben.


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