Die Pisten sind hart, der Schnee fehlt. Es hat weniger Wintersportler, die es spontan auf die Pisten zieht. Das bekommen nicht nur die Bergbahnen zu spüren, sondern auch die zahlreichen kleineren und mittleren Sportgeschäfte in tiefergelegenen Skigebieten.
«Die Verkäufe sind um 15 bis 20 Prozent eingebrochen», sagt Andreas Allmann (56) vom Ski-Servicecenter in Wildhaus SG. Hätte er nicht mit Rabatten um sich geworfen, «wären die Verkäufe wohl um über 30 Prozent zurückgegangen».
Dabei ist es nicht üblich, bereits mitten in den Sportferien Rabatte bis zu 50 Prozent anzubieten. «Wir haben die Aktion aufgrund der äusseren Umstände sechs bis acht Wochen früher lanciert», so Allmann.
Immerhin kam es beim Skiservice zu keinem Einbruch. Statt Ski vermieten heisst es jetzt Kanten schleifen auf Teufel komm raus. Darum bewege sich der Bereich der Materialpflege auf Vorjahresniveau. «Und wir konnten überregional Kunden gewinnen», schiebt Allmann nach.
Tagesmieten stark zurückgegangen
Auch Roman Wehrli (34) betreibt mit Beat Sport drei Sportgeschäfte im Kanton St. Gallen: in Widnau, Buchs und Wildhaus. «Den warmen Winter spüren wir bei der Tagesmiete von Wintersportartikeln und sehr stark beim Verkauf von Langlaufartikeln», sagt Wehrli. Aufgrund des warmen Wetters war es für viele Gebiete sehr schwierig bis unmöglich, eine funktionierende Langlaufloipe zu kreieren.
Die Tagesmieten von Skiausrüstung sind gemäss Wehrli schätzungsweise um 30 Prozent eingebrochen. Wehrli hat sich bereits im Januar gegenüber Blick geäussert. «Das Verkaufsgeschäft läuft bisher nicht zufriedenstellend», sagte er Anfang Jahr. Immerhin hätten die wenigen kalten Wochen das Tages- und Wochenendmietgeschäft nochmals etwas angekurbelt. «Mit der Wintersaison 2022/23 haben wir mittlerweile aber grösstenteils abgeschlossen und richten unsere Augen nach vorne», so Wehrli weiter.
Normalerweise liegt der Verkaufsfokus bis Ende März auf der Skisaison. «Wir haben unser Augenmerk bereits auf die Frühlingsware gelegt», sagt Wehrli. Es gebe aber natürlich auch noch Winterausrüstung in den Läden.
Das warme Wetter zieht die Bergbesucher mehr aufs Velo. «Unsere Werkstätten sind sehr gut mit Servicearbeiten ausgelastet, spürbar mehr als in anderen Jahren», bestätigt Wehrli. Auch die Nachfrage nach Bikes und entsprechender Ausrüstung habe angezogen.
Biken oder wandern sind angesagt
Beim Sportgeschäft Tödi Sport in Glarus sind dagegen Freizeitschuhe mehr gefragt. Das gehört zu den Kernkompetenzen des Geschäfts. Wenn kein Schnee liegt, geht man eben wandern.
Auch bei Tödi Sport sind die Verkäufe von Wintersportartikeln deutlich zurückgegangen. «Wir haben ein Viertel weniger Ski- und Tourenschuhe sowie über ein Drittel weniger Ski und Stöcke verkauft», sagt Geschäftsführer Ueli Oester (41).
Bei den Mieten sei es dagegen nicht zu einem Rückgang gekommen. Dies könnte sich aber im Herbst ändern. «Eine schlechte Saison bemerkt man im Jahr darauf», sagt Oester. Die Leute seien dann vorsichtiger, würden ihre Ski nicht mehr für die ganze Saison mieten. «Und wir leben praktisch nur von Stammkunden.»
Rabatt-Aktionen plant er aber keine: «Wir wollen alle Kunden gleich behandeln, alle sollen den gleichen Preis zahlen.» Auf die nächste Saison hin wird es aber einige Angebote geben. Für alte Modelle gibt es dann gleich ab Anfang Saison einen Rabatt.
SportXX bereits mit Saison-Schlussverkauf
Und wie sieht es bei den grossen Sportfachhändlern aus? Bei SportXX, dem Fachhändler der Migros, hat bereits der Schlussverkauf begonnen. Das sei handelsüblich. Bis Ende März gibt es 20 Prozent auf alle Wintersportartikel. Trotzdem merkt der Händler an, dass die Nachfrage zurückgegangen ist. Dagegen ist überraschend: Bei den Skimieten verzeichnet SportXX einen neuen Rekord. Warum das so ist, konnte der Händler nicht beantworten.
Die Sportgeschäfte-Kette Intersport mit über 150 Fachhändlern bekommt das warme Wetter ebenfalls bei den Umsätzen zu spüren. «Die Sommer- und Ganzjahreskategorie profitiert vom frühlingshaften Wetter», heisst es auf Anfrage von Blick. Die Online-Vermietung von Skiausrüstung laufe derzeit aber dennoch gut, da vor allem ausländische Gäste zurück seien.