Grossinvestor Sawiris akzeptiert Pisten-Lockdown in Andermatt
«Schweiz muss sich fügen»

In der Schweiz schliesst ein Skigebiet nach dem andern. Für den Andermatt-Investor Samih Sawiris ist klar, die Schweiz beugt sich dem Druck Europas, muss sich dem Willen anderer Länder fügen.
Publiziert: 21.12.2020 um 08:16 Uhr
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Fürchtet um die Reputation der Schweiz: Samih Sawiris, ...
Foto: STEFAN BOHRER
Christian Kolbe

Bald geht in den Bergen gar nichts mehr. Engelberg-Titlis, Melchsee-Frutt und Co. stehen normalerweise für 139 Pistenkilometer Schneespass. Doch die grössten Skigebiete des Kantons Obwalden schliessen über die Weihnachtszeit. Und sind damit nicht alleine: der Kanton St. Gallen zum Beispiel mit dem Toggenburg, den Flumserbergen und dem Pizol als alpine Aushängeschilder zieht nach.

Die Zentralschweiz macht ebenso dicht. Auch der Kanton Uri, der mit Andermatt über eines der modernsten Skigebiete der Schweiz verfügt. «Die Gefahr von Unfällen und somit einer noch stärkeren Belastung des Gesundheitswesens soll damit gesenkt werden», begründete der Regierungsrat am Samstag seinen Entscheid. Vom 22. bis zum 29. Dezember bleiben die Anlagen geschlossen.

Sawiris will alle Risiken einbeziehen

Dafür hat Andermatt-Grossinvestor Samih Sawiris (63) Verständnis. Es bleibt ihm auch nicht viel anderes übrig, als den Entscheid zu akzeptieren: «Die Schweiz muss sich dem Druck aus Europa fügen. Es ist im Moment Konsens, alles zu opfern, um die Corona-Pandemie zu bekämpfen», sagt Sawiris am Telefon zu BLICK. Der Ägypter weilt derzeit mit der Familie in London, hatte sich mit dem Virus angesteckt und musste eine schwere Lungenentzündung durchstehen.

Trotzdem steht er der Politik der Lockdowns skeptisch gegenüber: «Man muss vorsichtig sein, muss eine Gesamtrechnung machen, alle Risiken miteinbeziehen.» Das heisst, den gesundheitlichen Schäden müsse man die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen gegenüberstellen.

Die wirtschaftlichen Risiken, das heisst für Sawiris vor allem weniger Gäste in seinen Hotels: «Wir werden wegen der Schliessung der Skigebiete einige Kunden verlieren», sagt der Tourismusunternehmer. «Aber nicht alle kommen zum Skifahren nach Andermatt. Wellness und Hotelrestaurants sind gut besucht.» Natürlich unter Einhaltung sämtlicher Schutzmassnahmen.

Hohes Reputationsrisiko

Nur im Wallis und im Kanton Bern bleiben die Skigebiete offen, Graubünden und Glarus entscheiden heute, wie es mit den Skigebieten über Weihnachten weitergeht. Bleiben die Bündner Anlagen geöffnet, könnte es am Gotthard zu einer skurrilen Situation kommen: In Disentis und Sedrun fahren Lifte und Bahnen, in Andermatt wäre Skifahren verboten: «Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Skifanatiker dann mit dem Zug nach Disentis und Sedrun fahren», gibt Sawiris zu bedenken.

Nicht gerade ein Idealzustand, dessen ist sich Sawiris bewusst: «Das Reputationsrisiko ist im Moment einfach zu hoch. Niemand will die Ausnahme sein. Deshalb schliessen die meisten Skigebiete.»

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